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Mus.ep. J. Oppenheimer 14 (Busoni-Nachl. B II) Mus. Nachl. F. Busoni B II, 3445
[1]
den 11.7.1912
Liebster Freund,
Ihr letzter Brief hat mich sehr ergriffen.
Der hier gemeinte Brief liegt in dieser Edition nicht vor.
Ich wusste nicht, dass jemals
irgend welche
Trübungen waren, habe von meiner Mutter
und Josephine immer nur mit warmer
Liebe von Ihnen sprechen gehört. Offenbar
wollten beide in ihren Briefen „erziehlich“
wirken und waren im Herzen ganz
unverändert, auch wussten sie ganz
bestimmt, dass Ihrem eigensten Wesen
nichts ferner liegt als Mangel an Offenheit
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den 11.7.1912
Liebster Freund,
Ihr letzter Brief hat mich sehr ergriffen.
Der hier gemeinte Brief liegt in dieser Edition nicht vor.
Ich wusste nicht, dass jemals
irgendwelche
Trübungen waren, habe von meiner Mutter
und Josephine immer nur mit warmer
Liebe von Ihnen sprechen gehört. Offenbar
wollten beide in ihren Briefen „erziehlich“
wirken und waren im Herzen ganz
unverändert, auch wussten sie ganz
bestimmt, dass Ihrem eigensten Wesen
nichts ferner liegt, als Mangel an Offenheit
und es ausschließlich Ihr Vater war, der den Zwang
ausgeübt hat, dem Sie sich in so
jungen Jahren
fügen mussten.
Busonis Vater war in seiner (musikalischen) Erziehung sehr streng und pedantisch. Als Erwachsener unterhielt Busoni eine schwierige Beziehung zu ihm. Vergleiche dazu Steven Vanhauwaerts "Ferruccio Busoni L'Enigme" (2020).
Wie qualvoll ist doch das
urewige Problem der Schöpfung, das bleierne Schweigen
der Dahingegangenen und wie verzehrend habe
ich schon oft diese Sehnsucht empfunden!
Ich war wirklich glücklich Ihre Schrift
wiederzusehen, sind doch schon wieder viele
Wochen seit Ihrer Reise nach Italien verflossen.
Eine mühevolle, aber recht freudige Arbeit
hält mich dies Jahr länger als sonst hier
fest und ich werde wohl kaum vor Ende
Juli Wien verlassen, vielmehr die Umgebung,
in die ich der Hitze wegen flüchten werde.
Ich bin schlaflos und recht übermüdet, soll
ab 1. August, durch wenigstens 4 Wochen, die
Kur in Gastein brauchen und habe die Absicht
September und Oktober zum
großen
Teil in
Aussee zu verbringen.
Jella Oppenheimer befand sich im Oktober 1912 nicht in Bad Aussee, sondern in Meran. Vgl. Jella Oppenheimers folgenden Brief vom 04. Dezember 1912.
Auch ich hege den
innigsten Wunsch, Sie zu sehen, wo und
wann wird es sein? Ich
weiß, dass Sie
das Land nicht mögen, vielmehr nur das
sonnige Italien lieben und hätte nie den Mut
Ihnen zu einem Besuch in unseren Bergen
zuzureden, die Regen und Nebel oft durch
Wochen umfangen halten.
Wo werden Sie die Herbstmonate sein?
Im Oktober 1912 reiste Busoni nach London. Den November 1912 verbrachte er aufgrund einer Konzertreise in Russland.
Sie sprechen von Enttäuschungen, teurer Freund,
ich ahne nicht welcher Art sie sind, beklage aber
jedes Leid, das Sie trifft und möchte Sie nur
hell und sonnig umgeben wissen.
Nach einer, gegen meinen Willen durchwachten
Nacht, schreibe ich diese Zeilen am frühen
Morgen, zu einer Stunde, in der mich die Welt
ganz fremd ansieht. Heute fühle ich so recht
die beschämende Abhängigkeit vom Körper, wenn
die
Maschine
nicht geölt ist, bleibt das Räderwerk
stehen.
Jella Oppenheimer litt über mehrere Monate an einer Influenza.Vgl. Jella Oppenheimers folgenden Brief vom 04. Dezember 1912.
Der Himmel erhalte Ihnen den Segen des
erholenden
Schlafs.
Lassen Sie mich wissen, was Sie
im Sommer vor haben,
Den Juli 1912 verbrachte Busoni in Berlin mit Kompositionsarbeiten. Im August reiste er nach Paris für die Umarbeitung seiner Oper "Die Brautwahl".
halten Sie mich au courant.
Innigst
in wärmster Freundschaft
Ihre Jella Opp
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und es ausschließlich Ihr Vater war, der den Zwang
ausgeübt hat, dem Sie sich in so
jungenJahren
fügen mussten.
Busonis Vater war in seiner (musikalischen) Erziehung sehr streng und pedantisch. Als Erwachsener unterhielt Busoni eine schwierige Beziehung zu ihm. Vergleiche dazu Steven Vanhauwaerts "Ferruccio Busoni L'Enigme" (2020).
Wie qualvoll ist doch das
urewige Problem der Schöpfung das bleierne Schweigen
der Dahingegangenen und wie verzehrend habe
ich schon oft diese Sehnsucht empfunden!
Ich war wirklich glücklich Ihre Schrift
wiederzusehen, sind doch schon wieder viele
Wochen seit Ihrer Reise nach Italien verflossen.
Eine mühevolle aber recht freudige Arbeit
hält mich dies Jahr länger als sonst hier
fest und ich werde wohl kaum vor Ende
Juli Wien verlassen, vielmehr die Umgebung,
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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in die ich der Hitze wegen flüchten werde.
Ich bin schlaflos und recht übermüdet, soll
ab 1. August, durch wenigstens 4 Wochen, die
Kur in Gastein brauchen und habe die Absicht
September und Oktober zum
grossen
Teil in
Aussee zu verbringen.
Jella Oppenheimer befand sich im Oktober 1912 nicht in Bad Aussee, sondern in Meran. Vgl. Jella Oppenheimers folgenden Brief vom 04. Dezember 1912.
Auch ich hege den
innigsten Wunsch Sie zu sehen, wo und
wann wird es sein? Ich
weiss, dass Sie
das Land nicht mögen, vielmehr nur das
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Ihnen zu einem Besuch in unseren Bergen
zuzureden, die Regen und Nebel oft durch
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4Diplomatic transcription
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Wo werden Sie die Herbstmonate sein?
Im Oktober 1912 reiste Busoni nach London. Den November 1912 verbrachte er aufgrund einer Konzertreise in Russland.
Sie sprechen von Enttäuschungen, teurer Freund,
ich ahne nicht welcher Art sie sind, beklage aber
jedes Leid, das Sie trifft und möchte Sie nur
hell und sonnig umgeben wissen.
Nach einer, gegen meinen Willen durchwachten
Nacht, schreibe ich diese Zeilen am frühen
Morgen, zu einer Stunde, in der mich die Welt
ganz fremd ansieht. Heute fühle ich so recht
die beschämende Abhängigkeit vom Körper, wenn
die
Maschiene
nich[t] geölt ist, bleibt das Räderwerk
stehen.
Jella Oppenheimer litt über mehrere Monate an einer Influenza.Vgl. Jella Oppenheimers folgenden Brief vom 04. Dezember 1912.
Der Himmel erhalte Ihnen den Segen des
erholenden
Schlaf’s.
Lassen Sie mich wissen was Sie
im Sommer vor haben,
Den Juli 1912 verbrachte Busoni in Berlin mit Kompositionsarbeiten. Im August reiste er nach Paris für die Umarbeitung seiner Oper "Die Brautwahl".
halten Sie mich au courant. Innigst
in wärmster Freundschaft
Ihre Jella Opp
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Wo werden Sie die Herbstmonate sein?
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<lb/>Morgen, zu einer Stunde, in der mich die Welt
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<lb/>die beschämende Abhängigkeit vom Körper, wenn
<lb/>die
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<lb/>im Sommer vor haben,
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1/1 Wien15
11
7
[…]
at least 1, at most 2 char: illegible.
12
a
R
Wien
15
No 217
P.B. 1/1
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
|
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Oppenheimer
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