Facsimile
|
Diplomatic transcription
|
Reading version
|
XML
|
|
Mus.ep. A. Schönberg 8 (Busoni Nachl. B II)
[1]
20/7. 1909
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4547
Sehr geehrter Herr, herzlichen Dank für Ihren
freundlichen Brief. Die Klavierstücke habe
ich erst nochmals abgeschrieben und sende
sie Ihnen heute.
Die Abschrift ist nicht erhalten.
Ihrem Einwurf, ich hätte des „mitarbeitenden“
Publikums vergessen, kann ich begegnen: ich habe
ans Publikum nicht gedacht; aber ich habe es nicht
vergessen. Bei allem Schaffen und Nachschaffen ist
dies doch der gleiche Vorgang; vorausgesetzt dass es
intuitiv vor sich geht; ohne Berechnung, aber mit
dem ganzen Vollgefühl unserer menschlichen Be⸗ dingungen und Beziehungen. Aus diesem heraus
schaffen wir, und meinen nur unds
transcription uncertain:
overwritten.
alternative reading:
mns darzustellen, und
erfüllen aber gleichzeitig jene Pflichten, die unsere Mit⸗ welt an uns stelltauferlegt. Unbewusst! Dafür aber um so sicherer. Und diese unbewusst schaffende Kraft allein
ist es auch, die Ssug[g]estive
Theurich 1977 (165) und Theurich 1979 (150): „Sugestion“.
Macht besitzt. In ihr giebt es
keine Berechnungs=Fehler, weil sie nicht berechnet.
Sie wirkt; ihr Wirkungskreis mag beschränkt sein;
aber sie wirkt; auf jene, die gleichgestimmt
|
20.7.1909
Sehr geehrter Herr,
herzlichen Dank für Ihren
freundlichen Brief. Die Klavierstücke habe
ich erst nochmals abgeschrieben und sende
sie Ihnen heute.
Die Abschrift ist nicht erhalten.
Ihrem Einwurf, ich hätte des „mitarbeitenden“
Publikums vergessen, kann ich begegnen: Ich habe
ans Publikum nicht gedacht; aber ich habe es nicht
vergessen. Bei allem Schaffen und Nachschaffen ist
dies doch der gleiche Vorgang; vorausgesetzt, dass es
intuitiv vor sich geht; ohne Berechnung, aber mit
dem ganzen Vollgefühl unserer menschlichen Bedingungen und Beziehungen. Aus diesem heraus
schaffen wir, meinen nur uns darzustellen,
erfüllen aber gleichzeitig jene Pflichten, die unsere Mitwelt uns auferlegt. Unbewusst! Dafür aber umso sicherer. Und diese unbewusst schaffende Kraft allein
ist es auch, die suggestive
Macht besitzt. In ihr gibt es
keine Berechnungsfehler, weil sie nicht berechnet.
Sie wirkt; ihr Wirkungskreis mag beschränkt sein;
aber sie wirkt; auf jene, die gleichgestimmt
sind. Auf jene, die ein Aufnahmsorgan besitzen,
das unserem Absendungsorgan entspricht. Wie
bei der drahtlosen
Telegrafie. Deswegen, meine ich,
muss jede Kunst, die ohne „Berechnung der günstigsten
Wirkungsmöglichkeiten“ geschaffen ist, schließlich und
endlich diejenigen finden, denen sie gilt. Und je
intensiver die Beziehungen des Schaffenden zu einem
Zustande der Allgemeinheit ist – zu einem gegenwärtigen oder zu einem zukünftigen –, desto größer wird
der Kreis derjenigen sein, denen sie gilt.
In diesem Sinne, meine ich, muss man bei
der Analyse des Schaffenden
oder des Nachschaffenden
nicht unbedingt an das Publikum denken. Es arbeitet nur
mit, wenn es aufgefordert, wenn es, sozusagen,
zitiert wird. Ob es aber aufgefordert wird, entzieht
sich ganz den Berechnungen und den Bemühungen
des Schaffenden. —
Ihre Frage, ob ich einen Verleger habe, der Vertrauen
zu mir hat, kann ich leider nicht bejahen. Ich war durch
einige Zeit an den Verlag „Dreililien“ gebunden.
Schönberg stand seit Juli 1903 unter Vertrag; nach zwei Verlängerungen war der Vertrag bis Sommer 1910 befristet.
Im
Anfang ging
es ja ganz erträglich. Aber jetzt geht es
eigentlich schon lange nicht mehr mit mir,
Schönberg hatte 1903 bei Max Marschalk, dem Leiter des Dreililien-Verlags, einen Vertrag unterzeichnet (Stuckenschmidt 1974, S. 55), wodurch ab 1904 hier op. 1, op. 2, op. 3, op. 4, op. 6 und op. 7 erschienen (Döll 1984, S. 201 f.). Aufgrund von mäßigen Verkaufszahlen (vgl. Brief von Marschalk an Schönberg vom 11. Januar 1909) und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Bedenken (vgl. Brief von Marschalk an Schönberg vom 31. Januar 1908) zögerte der Verlag jedoch, die Werke op. 5, op. 8 und op. 9 zu drucken, weshalb Schönberg im Oktober 1909 einen ab Juli 1910 gültigen Vertrag mit Emil Hertzka (Universal-Edition) abschloss (Krämer 2015, S. 650 f.).
so dass
ich letzthin mein Quartett, an dessen Veröffentlichung
mir wegen der Skandale, die man gegen mich
inszeniert hatte,
Die Uraufführungen von Streichquartett Nr. 1 (1907) und Nr. 2 (1908) hatten zu regelrechten Eklats geführt. In beiden Konzerten kam es zu massiven Störungen des Programms durch Gelächter, laute Unterhaltungen und demonstratives Verlassen des Konzerts. Insbesondere die Aufführung des Streichquartetts Nr. 2 zog, auch aufgrund der Forderungen nach Abbruch des Konzerts vor dem letzten Satz, ein gewaltiges internationales Medienecho nach sich (vgl. Eybl 2004, S. 22 ff.). Schönberg vermutete hinter diesem „insceniert[en]“ Skandal eine Intrige des einflussreichen Musikkritikers Robert Hirschfeld (vgl. ibid., S. 266).
sehr lag, im Selbstverlag herausgeben
musste.
Vor dem Hintergrund der Skandal-Uraufführungen und angesichts der schleppenden Verkaufszahlen der bislang erschienen Werke (vgl. Brief von Marschalk an Schönberg vom 11. Januar 1909) weigerte sich der Dreililien-Verlag, das Zweite Streichquartett zu drucken, weshalb Schönberg es im Februar 1909 im Selbstverlag publizierte (Theurich 1979, S. 66).
Damit habe ich wohl alle Beziehungen
gegen diesen Verlag gelöst, höchstens jene der
Dankbarkeit nicht, die ich ihm noch für sein
einstmaliges Interesse entgegen bringe. Aber ich
denke, der wird mit meiner Dankbarkeit
wenig anzufangen wissen.
Ich hoffe, recht bald Ihre Meinung über
meine Klavierstücke zu hören, und hege
den lebhaftesten Wunsch, dass sie Ihnen
was sagen mögen.
Ich empfehle mich Ihnen mit vollster
Hochachtung
und bin in vertrauensvollster Erwartung
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#arch_black">
<del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus.ep. A. Schönberg 8 (Busoni Nachl. <handShift new="#arch_red"/>B II<handShift new="#arch_black"/>)</del>
</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[1]</note>
<opener>
<byline>
<note type="stamp" place="left" resp="#schoenberg_addr_st1">
<stamp>
<address rend="majuscule align(center)">
<addrLine><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></addrLine>
<addrLine rend="small"><delSpan xml:id="delAddr02" rend="strikethrough" spanTo="#delAddr02end"/>– – – <placeName key="E0500002">Wien</placeName> – – –</addrLine>
<addrLine rend="small"><placeName key="E0500077">IX. Liechtensteinstraße 68/70</placeName><anchor xml:id="delAddr02end"/></addrLine>
</address>
</stamp>
</note>
<add xml:id="addAddr02" place="margin-right">
<address rend="align(center)">
<addrLine><placeName key="E0500040">Steinakirchen am Forst</placeName></addrLine>
<addrLine><placeName key="E0500081"><choice><abbr>Nied. Oesterr</abbr><expan>Niederösterreich</expan></choice></placeName></addrLine>
</address>
</add>
<substJoin target="#delAddr02 #addAddr02"/>
</byline>
<dateline rend="align(right) space-below">
<date when-iso="1909-07-20">20<choice><orig>/7. </orig><reg>.7.</reg></choice>1909</date>
</dateline>
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive" rend="rotate(-90)">
<add xml:id="add_sig" place="margin-left">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4547</add>
</note>
<substJoin target="#del_sig #add_sig"/>
</opener>
<p rend="indent-first"><seg type="opener" subtype="salute">Sehr geehrter Herr,</seg> herzlichen Dank für <ref type="E010001" target="#D0100007">Ihren
<lb/>freundlichen Brief</ref>. <rs type="works" key="E0400112 E0400113">Die Klavierstücke</rs> habe
<lb/>ich erst nochmals abgeschrieben und sende
<lb/>sie Ihnen heute.
<note type="commentary" resp="#E0300313">Die Abschrift ist nicht erhalten.</note>
</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Ihrem Einwurf, ich hätte des <q rend="dq-du" source="#D0100007" n="2">mitarbeitenden</q>
<lb/>Publikums vergessen, kann ich begegnen: <choice><orig>i</orig><reg>I</reg></choice>ch habe
<lb/>ans Publikum nicht gedacht; aber ich habe es nicht
<lb/>vergessen. Bei allem Schaffen und Nachschaffen ist
<lb/>dies doch der gleiche Vorgang; vorausgesetzt<reg>,</reg> dass es
<lb/>intuitiv vor sich geht; ohne Berechnung, aber mit
<lb/>dem ganzen Vollgefühl unserer menschlichen Be
<lb break="no"/>dingungen und Beziehungen. Aus diesem heraus
<lb/>schaffen wir<subst><add>, </add><del rend="strikethrough">und</del></subst> meinen <add place="above">nur</add> un<choice><unclear reason="overwritten" cert="high"><subst><del rend="overwritten">d</del><add place="across">s</add></subst></unclear><unclear reason="overwritten" cert="low"><del rend="overwritten-part">m</del><add place="across">ns</add></unclear></choice> darzustellen<subst><add>, </add><del rend="strikethrough">und</del></subst>
<lb/>erfüllen <add place="above">aber</add> gleichzeitig jene Pflichten, die unsere Mit
<lb break="no"/>welt <del rend="strikethrough">an</del> uns <subst><del rend="strikethrough">stellt</del><add place="above">auferlegt</add></subst>. Unbewusst! Dafür aber <choice><orig>um<lb/>so</orig><reg>um
<lb break="no"/>so</reg></choice> sicherer. Und diese unbewusst schaffende Kraft allein
<lb/>ist es auch, die <subst><del rend="overwritten">S</del><add place="across">s</add></subst>ug<supplied reason="omitted">g</supplied>estive
<note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (165)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (150)</bibl>: <q>Sugestion</q>.</note>
Macht besitzt. In ihr gi<orig>e</orig>bt es
<lb/>keine Berechnungs<choice><orig><pc>=</pc>F</orig><reg>f</reg></choice>ehler, weil sie nicht berechnet.
<lb/>Sie wirkt; ihr Wirkungskreis mag beschränkt sein;
<lb/>aber sie wirkt; auf jene, die gleichgestimmt
</p></div>
|
2Facsimile
|
2Diplomatic transcription
|
2XML
|
|
sind. Auf jene, die eimn Aufnahmsorgan besitzen,
das unserem Absendungsorgan entspricht. Wie
bei der dra[h]tlosen
Theurich 1977 (165) und Theurich 1979 (150): „drahtlosen“.
Telegrafie. Deswegen, meine ich,
muss jede Kunst, die ohne „Berechnung der günstigsten
Wirkungsmöglichkeiten“ geschaffen ist, schließlich und
endlich diejenigen finden, denen sie gilt. Und je
intensiver die Beziehungen des Schaffenden zu einem
Zustande der Allgemeinheit ist – zu einem gegenwär⸗ tigen, oder zu einem zukünftigen – desto größer wird
der Kreis derjenigen sein, denen sie gilt.
In diesem Sinne, meine ich, muss man bei
der Analyse des Schaffenden,
Theurich 1977 (166) und Theurich 1979 (150) ohne Komma.
oder des Nachschaffenden
nicht unbedingt an das Publikum denken. Es arbeitet nur
mit, wenn es aufgefordert, wenn es, sozusagen
citiert wird. Ob es aber aufgefordert wird, entzieht
sich ganz den Berechnungen und den Bemühungen
des Schaffenden. —
Ihre Frage, ob ich einen Verleger habe, der Vertrauen
zu mir hat, kann ich leider nicht bejahen. Ich war durch
einige Zeit an den Verlag „Dreililien“ gebunden.
Schönberg stand seit Juli 1903 unter Vertrag; nach zwei Verlängerungen war der Vertrag bis Sommer 1910 befristet.
Im
Anfang gieng
Theurich 1977 (166) und Theurich 1979 (150): „ging“.
es ja ganz erträglich. Aber jetzt geht es
eigentlich schon lange nicht mehr mit mir,
Schönberg hatte 1903 bei Max Marschalk, dem Leiter des Dreililien-Verlags, einen Vertrag unterzeichnet (Stuckenschmidt 1974, S. 55), wodurch ab 1904 hier op. 1, op. 2, op. 3, op. 4, op. 6 und op. 7 erschienen (Döll 1984, S. 201 f.). Aufgrund von mäßigen Verkaufszahlen (vgl. Brief von Marschalk an Schönberg vom 11. Januar 1909) und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Bedenken (vgl. Brief von Marschalk an Schönberg vom 31. Januar 1908) zögerte der Verlag jedoch, die Werke op. 5, op. 8 und op. 9 zu drucken, weshalb Schönberg im Oktober 1909 einen ab Juli 1910 gültigen Vertrag mit Emil Hertzka (Universal-Edition) abschloss (Krämer 2015, S. 650 f.).
so dass
ich letzthin ein
transcription uncertain:
overwritten.
mein Quartett, an dessen Veröffentlichung
mir wegen der Skandale, die man gegen mich
insceniert hat[t]e,
Theurich 1977 (166) und Theurich 1979 (150): „hatte“.
Die Uraufführungen von Streichquartett Nr. 1 (1907) und Nr. 2 (1908) hatten zu regelrechten Eklats geführt. In beiden Konzerten kam es zu massiven Störungen des Programms durch Gelächter, laute Unterhaltungen und demonstratives Verlassen des Konzerts. Insbesondere die Aufführung des Streichquartetts Nr. 2 zog, auch aufgrund der Forderungen nach Abbruch des Konzerts vor dem letzten Satz, ein gewaltiges internationales Medienecho nach sich (vgl. Eybl 2004, S. 22 ff.). Schönberg vermutete hinter diesem „insceniert[en]“ Skandal eine Intrige des einflussreichen Musikkritikers Robert Hirschfeld (vgl. ibid., S. 266).
sehr lag, im Selbstverlag heraus geben
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
sind. Auf jene, die ei<subst><del rend="strikethrough-part">m</del><add place="remainder">n</add></subst> Aufnahmsorgan besitzen,
<lb/>das unserem Absendungsorgan entspricht. Wie
<lb/>bei der dra<supplied reason="omitted">h</supplied>tlosen
<note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (165)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (150)</bibl>: <q>drahtlosen</q>.</note>
Telegrafie. Deswegen, meine ich,
<lb/>muss jede Kunst, die ohne <soCalled rend="dq-du">Berechnung der günstigsten
<lb/>Wirkungsmöglichkeiten</soCalled> geschaffen ist, schließlich und
<lb/>endlich diejenigen finden, denen sie gilt. Und je
<lb/>intensiver die Beziehungen des Schaffenden zu einem
<lb/>Zustande der Allgemeinheit ist – zu einem gegenwär
<lb break="no"/>tigen<orig>,</orig> oder zu einem zukünftigen –<reg>,</reg> desto größer wird
<lb/>der Kreis derjenigen sein, denen sie gilt.</p>
<p rend="indent-first">In diesem Sinne, meine ich, muss man bei
<lb/>der Analyse des Schaffenden<orig>,</orig>
<note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (150)</bibl> ohne Komma.</note>
oder des Nachschaffenden
<lb/>nicht <add place="above">unbedingt</add> an das Publikum denken. Es arbeitet nur
<lb/>mit, wenn es aufgefordert, wenn es, sozusagen<reg>,</reg>
<lb/><choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>itiert wird. <hi rend="underline">Ob</hi> es aber aufgefordert wird, entzieht
<lb/>sich ganz den Berechnungen und den Bemühungen
<lb/>des Schaffenden. —</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Ihre Frage, ob ich einen Verleger habe, der Vertrauen
<lb/>zu mir hat, kann ich leider nicht bejahen. Ich war durch
<lb/>einige Zeit an den Verlag <orgName key="E0600006" rend="dq-du">Dreililien</orgName> gebunden.
<note type="commentary" resp="#E0300313"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> stand seit Juli 1903 unter Vertrag; nach zwei Verlängerungen war der Vertrag bis Sommer 1910 befristet.</note>
Im
<lb/>Anfang gi<orig>e</orig>ng
<note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (150)</bibl>: <q>ging</q>.</note>
es ja ganz erträglich. Aber jetzt geht es
<lb/>eigentlich schon lange nicht mehr mit mir,
<note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> hatte <date when-iso="1903">1903</date> bei <persName key="E0300044">Max Marschalk</persName>, dem Leiter des <orgName key="E0600006">Dreililien-Verlags</orgName>, einen Vertrag unterzeichnet <bibl>(<ref target="#E0800001"/>, S. 55)</bibl>, wodurch ab <date when-iso="1904">1904</date> hier <rs key="E0400026">op. 1</rs>, <rs key="E0400027">op. 2</rs>, <rs key="E0400028">op. 3</rs>, <rs key="E0400029">op. 4</rs>, <rs key="E0400030">op. 6</rs> und <rs key="E0400031">op. 7</rs> erschienen <bibl>(<ref target="#E0800009"/>, S. 201 f.)</bibl>. Aufgrund von mäßigen Verkaufszahlen (vgl. <ref type="ext" subtype="asc-l" target="#12412">Brief von <persName key="E0300044">Marschalk</persName> an <persName key="E0300023">Schönberg</persName> vom <date when-iso="1909-01-11">11. Januar 1909</date></ref>) und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Bedenken (vgl. <ref type="ext" subtype="asc-l" target="#12407">Brief von <persName key="E0300044">Marschalk</persName> an <persName key="E0300023">Schönberg</persName> vom <date when-iso="1908-01-31">31. Januar 1908</date></ref>) zögerte der Verlag jedoch, die Werke <rs key="E0400012">op. 5</rs>, <rs key="E0400025">op. 8</rs> und <rs key="E0400023">op. 9</rs> zu drucken, weshalb <persName key="E0300023">Schönberg</persName> im <date when-iso="1909-10">Oktober 1909</date> einen ab <date from-iso="1910-07">Juli 1910</date> gültigen Vertrag mit <persName key="E0300039">Emil Hertzka</persName> (<orgName key="E0600004">Universal-Edition</orgName>) abschloss (<bibl><ref target="#E0800010"/>, S. 650 f.</bibl>).</note>
so dass
<lb/>ich letzthin <subst><del rend="overwritten"><unclear reason="overwritten" cert="high">ein</unclear></del><add place="across">mein</add></subst> <rs key="E0400024">Quartett</rs>, an dessen Veröffentlichung
<lb/>mir wegen der Skandale, die man gegen mich
<lb/>ins<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>eniert hat<supplied reason="omitted">t</supplied>e,
<note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (150)</bibl>: <q>hatte</q>.</note>
<note type="commentary" resp="#E0300318">Die Uraufführungen von <rs key="E0400031">Streichquartett Nr. 1</rs> (<date when-iso="1907-02-05">1907</date>) und <rs key="E0400024">Nr. 2</rs> (<date when-iso="1908-12-21">1908</date>) hatten zu regelrechten Eklats geführt. In beiden Konzerten kam es zu massiven Störungen des Programms durch Gelächter, laute Unterhaltungen und demonstratives Verlassen des Konzerts. Insbesondere die Aufführung des <rs key="E0400024">Streichquartetts Nr. 2</rs> zog, auch aufgrund der Forderungen nach Abbruch des Konzerts vor dem letzten Satz, ein gewaltiges internationales Medienecho nach sich <bibl>(vgl. <ref target="#E0800011"/>, S. 22 ff.)</bibl>. <persName key="E0300023">Schönberg</persName> vermutete hinter diesem <q>insceniert[en]</q> Skandal eine Intrige des einflussreichen Musikkritikers <persName key="E0300045">Robert Hirschfeld</persName> (vgl. <bibl><ref target="#E0800011"/>, S. 266</bibl>).</note>
sehr lag, im Selbstverlag heraus<orig> </orig>geben
</p></div>
|
3Facsimile
|
3Diplomatic transcription
|
3XML
|
|
[2]
mußte.
Vor dem Hintergrund der Skandal-Uraufführungen und angesichts der schleppenden Verkaufszahlen der bislang erschienen Werke (vgl. Brief von Marschalk an Schönberg vom 11. Januar 1909) weigerte sich der Dreililien-Verlag, das Zweite Streichquartett zu drucken, weshalb Schönberg es im Februar 1909 im Selbstverlag publizierte (Theurich 1979, S. 66).
Damit habe ich wohl alle Beziehungen
gegen diesen Verlag gelöst, höchstens jene der
Dankbarkeit nicht, die ich ihm noch für sein
einstmaliges Interesse entgegen bringe. Aber ich
denke, der wird mit meiner Dankbarkeit
wenig anzufangen wissen.
Ich hoffe recht bald Ihre Meinung über
meine Klavierstücke zu hören und s[…]
2 char: overwritten.
hege
den lebhaftesten Wunsch, dass sie Ihnen
was sagen mögen.
Ich empfehle mich Ihnen mit volls[t]er
Theurich 1977 (166) und Theurich 1979 (150): „vollster“.
Hochachtung
und bin in vertrauensvollster Erwartung
Deutsche Staatsbibliothek Berlin
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[2]</note>
mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>te.
<note type="commentary" resp="#E0300318">Vor dem Hintergrund der Skandal-Uraufführungen und angesichts der schleppenden Verkaufszahlen der bislang erschienen Werke (vgl. <ref type="ext" subtype="asc-l" target="#12412">Brief von <persName key="E0300044">Marschalk</persName> an <persName key="E0300023">Schönberg</persName> vom <date when-iso="1909-01-11">11. Januar 1909</date></ref>) weigerte sich der <orgName key="E0600006">Dreililien-Verlag</orgName>, das <title key="E0400024">Zweite Streichquartett</title> zu drucken, weshalb <persName key="E0300023">Schönberg</persName> es im <date when-iso="1909-02">Februar 1909</date> im Selbstverlag publizierte (<bibl><ref target="#E0800005"/>, S. 66</bibl>).</note>
Damit habe ich wohl alle Beziehungen
<lb/>gegen <rs key="E0600006">diesen Verlag</rs> gelöst, höchstens jene der
<lb/>Dankbarkeit nicht, die ich ihm noch für sein
<lb/>einstmaliges Interesse entgegen bringe. Aber ich
<lb/>denke, der wird mit meiner Dankbarkeit
<lb/>wenig anzufangen wissen.</p>
<p rend="indent-first">Ich hoffe<reg>,</reg> recht bald Ihre Meinung über
<lb/><rs type="works" key="E0400112 E0400113">meine Klavierstücke</rs> zu hören<reg>,</reg> und <subst><del rend="overwritten">s<gap reason="overwritten" unit="char" extent="2"/></del><add place="across">heg</add></subst>e
<lb/>den lebhaftesten Wunsch, dass sie Ihnen
<lb/>was sagen mögen.</p>
<p rend="indent-first">Ich empfehle mich Ihnen mit volls<supplied reason="omitted">t</supplied>er
<note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (150)</bibl>: <q>vollster</q>.</note>
Hochachtung
<lb/>und bin in vertrauensvollster Erwartung</p>
<closer rend="align(right)">
<salute>ergebenst</salute>
<signed rend="inline"><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></signed>
</closer>
<note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red"><stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp></note>
<note type="stamp" rend="bottom-center" resp="#sbb_st_blue"><stamp>Nachlaß <persName key="E0300017">Busoni</persName></stamp></note>
</div>
|
4Facsimile
|
4Diplomatic transcription
|
4XML
|
|
[Rückseite von Textseite 3, vacat]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite von Textseite 3, vacat]</note>
</div>
|
5Facsimile
|
5Diplomatic transcription
|
5XML
|
|
|
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" resp="#post" place="top-right">
<stamp xml:id="post_abs" rend="round border majuscule align(center)">
<placeName key="E0500040">Steinakir<supplied reason="incomplete">chen</supplied></placeName>
<lb/><date when-iso="1909-07-20">20 VII <supplied reason="incomplete">09</supplied> <gap reason="incomplete" atLeast="3" unit="char"/></date>
<lb/><placeName key="E0500040"><seg rend="minuscule">am</seg> <supplied reason="incomplete" cert="high"><hi rend="majuscule">Forst</hi></supplied></placeName>
</stamp>
</note>
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0">
<addrLine>Herrn</addrLine>
<addrLine rend="indent latin"><persName key="E0300017">Fer<supplied reason="omitted">r</supplied>uccio Busoni</persName></addrLine>
<addrLine rend="align(center) latin"><placeName key="E0500029">Berlin</placeName> W 30</addrLine>
<addrLine rend="align(center) latin"><placeName key="E0500072">Viktoria<pc>=</pc>Luise-Platz 11</placeName></addrLine>
</address>
|
6Facsimile
|
6Diplomatic transcription
|
6XML
|
|
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4547-Beil.
Mus.ep. A. Schönberg 8
Nachlaß Busoni B II
|
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="top" resp="#schoenberg_addr_st1">
<stamp rend="align(center) majuscule">
<address>
<addrLine><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></addrLine>
<addrLine rend="small"><delSpan rend="strikethrough" spanTo="#delAddr01"/>– – – <placeName key="E0500002">Wien</placeName> – – –</addrLine>
<addrLine rend="small"><placeName key="E0500077">IX. Liechtensteinstraße 68/70</placeName><anchor xml:id="delAddr01"/></addrLine>
</address>
</stamp>
</note>
<add xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xml:id="addAddr01">
<address rend="indent">
<addrLine>derzeit: <placeName key="E0500040">Steinakirchen am Forst</placeName></addrLine>
<addrLine rend="align(right)"><placeName key="E0500081">Nieder<choice><abbr><choice><orig> Oe</orig><reg>ö</reg></choice>sterr</abbr><expan>österreich</expan></choice></placeName></addrLine>
</address>
</add>
<substJoin xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" target="#delAddr01 #addAddr01"/>
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="bottom-center" resp="#arch_black" rend="align(center)">
<subst><add>Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4547-Beil.</add><lb/><del rend="strikethrough">
Mus.ep. A. Schönberg 8
<stamp>Nachlaß Busoni <handShift new="#arch_red"/>B II</stamp>
</del></subst>
</note>
|