Ich empfing Ihre Stücke und den
begleitenden Brief. Beide zeigen von
einem denkenden und fühlenden Menschen,
als welchen ich Sie übrigens schon zu
erkennen geglaubt habe. Ich kenne
von Ihnen ein Quartett,Es ist nicht vollkommen zu klären, ob Schönbergs Streichquartett Nr. 1 oder Nr. 2 gemeint ist. Die Vermutung, Busoni sei anlässlich seiner Meisterklasse im Februar 1907 und der gleichzeitigen Uraufführung des Streichquartetts Nr. 1 mit diesem Werk in Berührung gekommen (Theurich 1979, S. 66 f.), geht insofern fehl, als Busoni seine Lehrtätigkeit am Wiener Konservatorium erst im Oktober begann (Dent 1933, S. 159; Stuckenschmidt 1967, S. 31). Dennoch ist naheliegend, dass Busoni über Kenntnisse des Streichquartetts Nr. 1 verfügte, war das Werk doch bereits 1907 im Dreililien-Verlag in Berlin veröffentlicht worden, das Streichquartett Nr. 2 hingegen erst im Laufe des Februars 1909, noch dazu im Selbstverlag.
Lieder,Es ist unklar, welche Lieder SchönbergsBusoni zu diesem Zeitpunkt bekannt waren.
und
seinerzeit hatte ich eine Partitur von
Pelleas und Melisande in Händen.Schönberg hatte Busoni bereits 1903 Pelleas und Melisande aus Anlass der Aufführung seiner Instrumentierung von SchenkersSyrischen Tänzen bei den Berliner Orchesterabenden angeboten (vgl. den Brief vom 10. September 1903) und eine Partitur zukommen lassen (vgl. den Brief vom 20. September 1903). Zu einer Aufführung war es nicht gekommen, da Schönberg eine anderweitige Darbietung des Werks (im Rahmen der Konzerte der Vereinigung schaffender Tonkünstler) in Aussicht hatte und die Partitur zurückforderte (vgl. den Brief vom 16. Dezember 1903; siehe auch Weindel 2004, S. 101 f.). Busoni scheint sich daran offenbar nicht mehr erinnert zu haben.
Die
Instrumentation von SchenkersTänzen
(die ich in Berlin zur
Aufführung brachte)Busoni hatte die Syrischen Tänze von Schenker in der Instrumentation von Schönberg im Rahmen des dritten Konzerts der Berliner Orchesterabende am 5. November 1903 aufgeführt (Dent 1933, S. 332 f.).
bewies den bewunderungswürdigen Orchestervirtuosen. Von diesen gegebenen Punkten
ausgehend, waren mir Ihre Klavierstücke
keine Überraschung – d. i.: ich wusste
beiläufig, was ich zu erwarten hatte.
Es war mir demgemäß selbstverständlich,
dass ich mit einer subjektiven, eigenartigen
und auf das Gefühl gegründeten Kunst
zu tun
haben würde – und dass es verfeinerte
künstlerische Gebilde sein würden,
mit denen Sie mich in Berührung brächten.
Das hat sich alles erfüllt, und ich
freue mich innig einer solchen Erscheinung.
Anders steht es mit meinem Eindruck
als Klavierspieler, von welchem ich – sei
es durch Erziehung, sei es durch fachmännische Einseitigkeit – nicht absehen
kann. – Was mir die ersten Bedenken
gegen Ihre Musik „als Klavierstück“ einflößt,
ist die wenige Breite des Satzes
im Umfange der Zeit und des Raumes.
Das Klavier ist ein kurzatmiges
Instrument, und man kann ihm nicht
genug nachhelfen.
Ich habe Ihre Stücke nun den fünften Tag
bei mir und habe mich täglich mit ihnen
beschäftigt. Ich glaube Ihre Absichten zu
erfassen und getraute
mich, nach einiger
Vorbereitung, die Klänge und
Stimmungen nach
Ihrer Erwartung wiederzugeben. Doch ist die
Aufgabe, durch allzugroße KonzisionGedrängtheit, Kürze, Bündigkeit (lat.: concisio).
(das ist das Wort),
erschwert.
Da ich fürchte, missverstanden zu werden, so nehme
ich mir die Freiheit, Ihnen – zu meiner Verteidigung
–
eine kleine Illustration meiner Worte zu geben. Sie schreiben:
um das
Orchestrale ins
Pianistische zu
übertragen:
Die hier vorliegende Passage erscheint in der Druckfassung von Busonis Bearbeitung leicht verändert – wohl aufgrund der sich in den folgenden Briefen anschließenden Diskussion (vgl. Theurich 1979, S. 67).
Aber vielleicht entspricht das ganz und
gar nicht Ihren Absichten.Ausgehend von dieser Passage aus der Bearbeitung des Klavierstücks op. 11 Nr. 2 durch Busoni entwickelt sich in den folgenden Briefen eine intensive Diskussion um Schönbergs Klavierstil, den Stellenwert einer Transkription sowie um eine mögliche Publikation der Werke. Vgl. hierzu die Briefe bis einschließlich 18. Juli 1910, zu Schönbergs Äußerungen zur Kompositionstechnik v. a. die Briefe vom 13. August 1909, 24. August 1909 und 3. Juli 1910.
Ich werde aber die Sachen noch
durcharbeiten, bis sie mir ganz ins Blut
gedrungen. Dann denke ich vielleicht anders.
Dieses soll weder ein Urteil noch eine
Kritik sein – welche beide ich mir (einer
solchen Individualität wie der Ihrigen gegenüber) nie anmaßen würde, sondern nur
mein Bericht des empfangenen Eindrucks
und meine Meinung als Klavierspieler. –
Seien Sie inzwischen bedankt und
freundschaftlich begrüßt.
Gerne hätte ich weiter
Ihr Vertrauen, und sagen Sie,
wenn ich
sonst was tun soll. –
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><opener><saluterend="align(center) space-below">Sehr verehrter <persNamekey="E0300023">Herr Schönberg</persName>!</salute></opener><ptype="pre-split">Ich empfing <rstype="works"key="E0400112 E0400113">Ihre Stücke</rs> und <reftype="E010001"target="#D0100008">den
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<lb/>als welchen ich Sie übrigens schon zu
<lb/>erkennen geglaubt habe. Ich kenne
<lb/>von Ihnen ein Quartett,
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Lieder<reg>,</reg><notetype="commentary"resp="#E0300318">Es ist unklar, welche Lieder <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> zu diesem Zeitpunkt bekannt waren.</note>
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<lb/>seinerzeit hatte ich eine Partitur von
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<lb/>beiläufig<reg>,</reg> was ich zu erwarten hatte.
</p></div>
2Facsimile
2Diplomatic transcription
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Es war mir demgemäss selbstverständlich
dass ich mit einer subjectiven, eigenartigen
u. auf das Gefühl gegründeten Kunst
zu thun
haben würde – und dass es verfeinerte
künstlerische Gebilde sein würden, die ich mit denen Sie mich in Berührung brächten.
Das hat sich Alles erfüllt und ich
freue mich innig einer solchen Erscheinung.
Anders steht es mit meinem Eindruck
als Klavierspieler, von welchem ich – sei
es durch Erziehung, sei es durch fach- männische Einseitigkeit – nicht absehen
kann. – Was mir die ersten Bedenken
gegen Ihre Musik “als Clavierstück” einflösst
ist die wenige Breite des Satzes und im Umfange der Zeit u. ders Raumes.
Das Klavier ist ein kurzathmiges
Instrument u. man kann ihm nicht
genug nachhelfen.
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Es war mir demgemä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> selbstverständlich<reg>,</reg><lb/>dass ich mit einer subje<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>tiven, eigenartigen
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<lb/>haben würde – und dass es verfeinerte
<lb/>künstlerische Gebilde sein würden, <delrend="strikethrough">die ich</del><lb/>mit denen Sie mich in Berührung brächten.</p><prend="indent-first">Das hat sich <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles erfüllt<reg>,</reg> und ich
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<lb/>als Klavierspieler, von welchem ich – sei
<lb/>es durch Erziehung, sei es durch fach
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<lb/>kann. – Was mir die ersten Bedenken
<lb/>gegen Ihre Musik <soCalledrend="dq-uu"><hirend="underline">als <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierstück</hi></soCalled> einflö<choice><orig>sst</orig><reg>ßt,</reg></choice><lb/>ist die wenige Breite des Satzes <delrend="strikethrough">und</del><lb/>im Umfange der Zeit <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> de<subst><delrend="overwritten">r</del><addplace="across">s</add></subst> Raumes.</p><prend="indent-first">Das Klavier ist ein kurzat<orig>h</orig>miges
<lb/>Instrument<reg>,</reg><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> man kann ihm nicht
<lb/>genug nachhelfen.</p></div>
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Ich habe Ihre Stücke nun den fünften Tag
bei mir u. habe mich täglich mit ihnen
beschäftigt. Ich glaube Ihre Absichten zu
erfassen u. getrauteTheurich 1977 (166) und Beaumont 1987 (384) fälschlich: „getraue“ (bzw. „feel confident“.
mich, nach einiger
Vorbereitung, die Klänge u.Theurich 1977 (166) und Theurich 1979 (152): „und“.
Stimmungen nach
Ihrer Erwartung wiederzugeben. Doch ist die
Aufgabe, durch allzugroße Concision,Gedrängtheit, Kürze, Bündigkeit (lat.: concisio).(das ist das Wort)
erschwert.
Da ich fürchte misverstanden zu werden, so nehme
ich mir die Freiheit, Ihnen – zu meiner VertheidigungTheurich 1977 (166) und Theurich 1979 (152): „Verteidigung“.
–
eine kleine Illustration meiner Worte zu geben. Sie schreiben:
um das
Orchestrale in’s
Pianistische zu
übertragen:
Die hier vorliegende Passage erscheint in der Druckfassung von Busonis Bearbeitung leicht verändert – wohl aufgrund der sich in den folgenden Briefen anschließenden Diskussion (vgl. Theurich 1979, S. 67).
Aber vielleicht entspricht das ganz und
gar nicht Ihren Absichten.Ausgehend von dieser Passage aus der Bearbeitung des Klavierstücks op. 11 Nr. 2 durch Busoni entwickelt sich in den folgenden Briefen eine intensive Diskussion um Schönbergs Klavierstil, den Stellenwert einer Transkription sowie um eine mögliche Publikation der Werke. Vgl. hierzu die Briefe bis einschließlich 18. Juli 1910, zu Schönbergs Äußerungen zur Kompositionstechnik v. a. die Briefe vom 13. August 1909, 24. August 1909 und 3. Juli 1910.
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<!-- wäre akkurater als Spaltensatz innerhalb des Absatzes zu realisieren, erforderte preprocessing von <cb/> zu <column> --><tablerend="noborder margin-left"><row><cell><notatedMusic><ptrtarget="nb/D0100009-nb1.xml"/><graphicwidth="150px"height="69px"url="D0100009_3_ex_1.png"/><desc><persNamekey="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, <titlekey="E0400019">Klavierstück op. 11 Nr. 2</title>, T. 40</desc></notatedMusic></cell><cell><p>um das
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4Facsimile
4Diplomatic transcription
4XML
Ich werde aber die Sachen noch
durcharbeiten, bis sie mir ganz in’s Blut
gedrungen. Dann denke ich vielleicht anders.
Dieses soll weder ein Urtheil, noch eine
Kritik sein – welche beide ich mir (einer
solchen Individualität wie der Ihrigen gegen- -über) nie anmaassen würde, sondern durch nur
mein Bericht des empfangenen Eindrucks
u. meine Meinung als Clavierspieler. –
Seien Sie inzwischen bedankt und
freundschaftlich begrüsst.
Gerne hätte ich weiter
Ihr Vertrauen und sagen Sie,
waswenn ich
sonst was thun soll. –
<divxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"type="split"><prend="indent-first">Ich werde aber die Sachen noch
<lb/>durcharbeiten, bis sie mir ganz in<orig>’</orig>s Blut
<lb/>gedrungen. Dann denke ich vielleicht anders.</p><p>Dieses soll weder ein Urt<choice><orig>heil,</orig><reg>eil</reg></choice> noch eine
<lb/>Kritik sein – welche beide ich mir (einer
<lb/>solchen Individualität wie der Ihrigen gegen
<lbbreak="no"rend="after:-"/>über) nie anma<choice><orig>ass</orig><reg>ß</reg></choice>en würde, sondern <delrend="strikethrough">durch</del> nur
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<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> meine Meinung als <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierspieler. –</p><prend="indent-first">Seien Sie inzwischen bedankt und
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<notetype="stamp"resp="#lc_st_red"place="margin-right"><stamprend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp></note><lb/>Ihr Vertrauen<reg>,</reg> und sagen Sie,
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Letter by Ferruccio Busoni to Arnold Schönberg ([Berlin], 26 July 1909), prepared by Maximilian Furthmüller, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg, edited by Christian Schaper and Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, March 2016: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0100009 (November 29, 2017: candidate)
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<TEIxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"xml:id="D0100009"><teiHeader><fileDesc><titleStmt><titlexml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Arnold Schönberg ([Berlin], 26. Juli 1909)</title><titlexml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Arnold Schönberg ([Berlin], 26 July 1909)</title><authorkey="E0300017">Ferruccio Busoni</author><respStmt><resp>Prepared by</resp><persNamekey="E0300318"><forename>Maximilian</forename><surname>Furthmüller</surname></persName></respStmt><respStmt><resp>Digitization by</resp><orgNamekey="A-Was">Arnold-Schönberg-Center, Wien</orgName></respStmt></titleStmt><publicationStmt><publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><datewhen-iso="2016-03"/><availability><licencetarget="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/">Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)</licence></availability></publicationStmt><seriesStmt><titletype="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title><titletype="genre">Briefe</title><titletype="subseries"key="E010001">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg</title><editorkey="E0300314">Christian Schaper</editor><editorkey="E0300313">Ullrich Scheideler</editor></seriesStmt><sourceDesc><msDesc><msIdentifier><countrykey="US">USA</country><settlement>Washington, D. C.</settlement><institutionkey="US-Wc">The Library of Congress</institution><repository>Music Division</repository><collection>Arnold Schoenberg Collection</collection><altIdentifier><countrykey="AT">Österreich</country><settlement>Wien</settlement><institutionkey="A-Was">Arnold-Schönberg-Center</institution><idno>19513</idno></altIdentifier></msIdentifier><msContents><summary><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> nennt die von <persNamekey="E0300023">Schönberg</persName> zugesandten <rskey="E0400019">Klavierstücke (op. 11,1–2)</rs><q>verfeinerte künstlerische Gebilde</q>; konstatiert <q>allzugroße <hirend="underline"><choice><orig>Conc</orig><reg>Konz</reg></choice>ision</hi></q>; erhebt pianistische Einwände.</summary><msItem><docDate><datewhen-iso="1909-07-26"/></docDate><incipit>Ich empfing <rskey="E0400019">Ihre Stücke</rs> und <reftype="E010001"target="#D0100008">den begleitenden Brief</ref></incipit></msItem></msContents><physDesc><objectDesc><supportDesc><extent><measuretype="folio">1 Bogen</measure><measuretype="pages">4 beschriebene Seiten</measure></extent><collation>Die vier Seiten des Bogens hat Busoni in der Reihenfolge 1, 3, 2, 4 beschrieben, letztere beiden im Querformat.</collation><condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition></supportDesc></objectDesc><handDesc><handNotexml:id="major_hand"scope="major"medium="black_ink"scribe="author"scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.</handNote><handNotexml:id="lc_st_red"scope="minor"medium="red_ink"scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote></handDesc></physDesc><history><origin><origPlacekey="E0500029"evidence="external">Berlin</origPlace><origDatewhen-iso="1909-07-26"/></origin></history><additional><listBibl><bibl><reftarget="#E0800004"/>, S. 166 f.</bibl><bibl><reftarget="#E0800005"/>, S. 141 ff. (Brief), S. 67 (Kommentar)</bibl><bibl><reftarget="#E0800060"/>, S. 384</bibl></listBibl></additional></msDesc></sourceDesc></fileDesc><encodingDesc><projectDesc><p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p></projectDesc><editorialDecl><hyphenationeol="hard"rend="sh"><p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p></hyphenation><punctuationmarks="all"placement="external"><p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p></punctuation><quotationmarks="none"><p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p></quotation><p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptrtarget="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p></editorialDecl></encodingDesc><profileDesc><correspDescref="http://www.busoni-nachlass.org/D0100009"><correspActiontype="sent"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118518011"key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName><datewhen="1909-07-26"/><placeNameref="http://www.geonames.org/2950159"key="E0500029">Berlin</placeName></correspAction><correspActiontype="received"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118610023"key="E0300023">Schönberg, Arnold</persName></correspAction><correspContext><reftype="replyTo"target="#D0100008"/><reftype="repliedBy"target="#D0100010"/><reftype="previous"target="#D0100008"/><reftype="next"target="#D0100010"/></correspContext></correspDesc><langUsage><languageident="de"/></langUsage></profileDesc><revisionDescstatus="candidate"><changewhen-iso="2015-12-28"who="#E0300314">Revisionselement hinzugefügt, status unfinished</change><changewhen-iso="2016-03-11"who="#E0300318">Dokument auf Status="proposed" gesetzt.</change><changewhen-iso="2017-11-29"who="#E0300314">Korrekturkommentare in Code überführt, status candidate</change></revisionDesc></teiHeader><facsimile><graphicn="1"url="http://www.schoenberg.at/scans/DVD043/19513_1.jpg"/><graphicn="2"url="http://www.schoenberg.at/scans/DVD043/19513_2.jpg"/><graphicn="3"url="http://www.schoenberg.at/scans/DVD043/19513_3.jpg"/><graphicn="4"url="http://www.schoenberg.at/scans/DVD043/19513_4.jpg"/></facsimile><texttype="letter"><body><divtype="transcription"><pbn="1"/><opener><saluterend="align(center) space-below">Sehr verehrter <persNamekey="E0300023">Herr Schönberg</persName>!</salute></opener><p>Ich empfing <rstype="works"key="E0400112 E0400113">Ihre Stücke</rs> und <reftype="E010001"target="#D0100008">den
<lb/>begleitenden Brief</ref>. Beide zeigen von
<lb/>einem denkenden <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> fühlenden Menschen,
<lb/>als welchen ich Sie übrigens schon zu
<lb/>erkennen geglaubt habe. Ich kenne
<lb/>von Ihnen ein Quartett,
<notetype="commentary"resp="#E0300318">Es ist nicht vollkommen zu klären, ob <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName> Streichquartett <rskey="E0400031">Nr. 1</rs> oder <rskey="E0400024">Nr. 2</rs> gemeint ist. Die Vermutung, <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> sei anlässlich seiner Meisterklasse im <datewhen-iso="1907-02">Februar 1907</date> und der gleichzeitigen Uraufführung des <rskey="E0400031">Streichquartetts Nr. 1</rs> mit diesem Werk in Berührung gekommen <bibl>(<reftarget="#E0800005"/>, S. 66 f.)</bibl>, geht insofern fehl, als <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> seine Lehrtätigkeit am <orgNamekey="E0600049"><placeNamekey="E0500002">Wiener</placeName> Konservatorium</orgName> erst im <datewhen-iso="1907-10">Oktober</date> begann (<bibl><reftarget="#E0800019"/>, S. 159</bibl>; <bibl><reftarget="#E0800016"/>, S. 31</bibl>). Dennoch ist naheliegend, dass <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> über Kenntnisse des <rskey="E0400031">Streichquartetts Nr. 1</rs> verfügte, war das Werk doch bereits <datewhen-iso="1907">1907</date> im <orgNamekey="E0600006">Dreililien-Verlag</orgName> in <placeNamekey="E0500029">Berlin</placeName> veröffentlicht worden, das <rskey="E0400024">Streichquartett Nr. 2</rs> hingegen erst im Laufe des <datewhen-iso="1909-02">Februars 1909</date>, noch dazu im Selbstverlag.</note>
Lieder<reg>,</reg><notetype="commentary"resp="#E0300318">Es ist unklar, welche Lieder <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> zu diesem Zeitpunkt bekannt waren.</note>
und
<lb/>seinerzeit hatte ich eine Partitur von
<lb/><titlekey="E0400012">Pelleas <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Melisande</title> in Händen.
<notetype="commentary"resp="#E0300318"><persNamekey="E0300023">Schönberg</persName> hatte <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> bereits <datewhen-iso="1903">1903</date><rskey="E0400012">Pelleas und Melisande</rs> aus Anlass der Aufführung seiner <rskey="E0400017">Instrumentierung</rs> von <persNamekey="E0300024">Schenkers</persName><rskey="E0400016">Syrischen Tänzen</rs> bei den <orgNamekey="E0600003"><placeNamekey="E0500029">Berliner</placeName> Orchesterabenden</orgName> angeboten (vgl. den <reftarget="#D0100001">Brief vom <datewhen-iso="1903-09-10">10. September 1903</date></ref>) und eine Partitur zukommen lassen (vgl. den <reftarget="#D0100003">Brief vom <datewhen-iso="1903-09-20">20. September 1903</date></ref>). Zu einer Aufführung war es nicht gekommen, da <persNamekey="E0300023">Schönberg</persName> eine anderweitige Darbietung des Werks (im Rahmen der Konzerte der <orgNamekey="E0600008">Vereinigung schaffender Tonkünstler</orgName>) in Aussicht hatte und die Partitur zurückforderte (vgl. den <reftarget="#D0100005">Brief vom <datewhen-iso="1903-12-16">16. Dezember 1903</date></ref>; siehe auch <bibl><reftarget="#E0800008"/>, S. 101 f.</bibl>). <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> scheint sich daran offenbar nicht mehr erinnert zu haben.</note>
Die
<lb/><rskey="E0400017">Instrumentation</rs> von <persNamekey="E0300024">Schenker<orig>’</orig>s</persName><rskey="E0400016">Tänzen</rs><lb/>(die ich in <placeNamekey="E0500029">Berlin</placeName> zur
Aufführung brachte)
<notetype="commentary"resp="#E0300318"><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> hatte die <rskey="E0400016">Syrischen Tänze</rs> von <persNamekey="E0300024">Schenker</persName> in der <rskey="E0400017">Instrumentation</rs> von <persNamekey="E0300023">Schönberg</persName> im Rahmen des dritten Konzerts der <orgNamekey="E0600003"><placeNamekey="E0500029">Berliner</placeName> Orchesterabende</orgName> am <datewhen-iso="1903-11-05">5. November 1903</date> aufgeführt <bibl>(<reftarget="#E0800019"/>, S. 332 f.)</bibl>.</note><lb/>bewies den bewunderungswürdigen Orchester<choice><orig>-<lbbreak="no"/>V</orig><reg>v</reg></choice>irtuosen. Von diesen gegebenen Punkten
<lb/>ausgehend, waren mir <rstype="works"key="E0400112 E0400113">Ihre Klavierstücke</rs><lb/>keine Überraschung – d. i.: ich wu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>te
<lb/>beiläufig<reg>,</reg> was ich zu erwarten hatte.
<pbn="2"/>
Es war mir demgemä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> selbstverständlich<reg>,</reg><lb/>dass ich mit einer subje<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>tiven, eigenartigen
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> auf das Gefühl gegründeten Kunst
zu t<orig>h</orig>un
<lb/>haben würde – und dass es verfeinerte
<lb/>künstlerische Gebilde sein würden, <delrend="strikethrough">die ich</del><lb/>mit denen Sie mich in Berührung brächten.</p><prend="indent-first">Das hat sich <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles erfüllt<reg>,</reg> und ich
<lb/>freue mich innig einer solchen Erscheinung.</p><prend="indent-first">Anders steht es mit meinem Eindruck
<lb/>als Klavierspieler, von welchem ich – sei
<lb/>es durch Erziehung, sei es durch fach
<lbbreak="no"/>männische Einseitigkeit – nicht absehen
<lb/>kann. – Was mir die ersten Bedenken
<lb/>gegen Ihre Musik <soCalledrend="dq-uu"><hirend="underline">als <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierstück</hi></soCalled> einflö<choice><orig>sst</orig><reg>ßt,</reg></choice><lb/>ist die wenige Breite des Satzes <delrend="strikethrough">und</del><lb/>im Umfange der Zeit <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> de<subst><delrend="overwritten">r</del><addplace="across">s</add></subst> Raumes.</p><prend="indent-first">Das Klavier ist ein kurzat<orig>h</orig>miges
<lb/>Instrument<reg>,</reg><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> man kann ihm nicht
<lb/>genug nachhelfen.</p><pbn="3"/><p>Ich habe <rstype="works"key="E0400112 E0400113">Ihre Stücke</rs> nun den fünften Tag
<lb/>bei mir <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> habe mich täglich mit ihnen
<lb/>beschäftigt. Ich glaube Ihre Absichten zu
<lb/>erfassen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> getraute
<noteresp="#E0300318"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800060"/> (384)</bibl> fälschlich: <q>getraue</q> (bzw. <q>feel confident</q>.</note>
mich, nach einiger
<lb/>Vorbereitung, die Klänge <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice><noteresp="#E0300318"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (152)</bibl>: <q>und</q>.</note>
Stimmungen nach
<lb/>Ihrer Erwartung wiederzugeben. Doch ist die
<lb/>Aufgabe, durch allzugroße <hirend="underline"><choice><orig>Conc</orig><reg>Konz</reg></choice>ision</hi><orig>,</orig><notetype="commentary"resp="#E0300318">Gedrängtheit, Kürze, Bündigkeit (lat.: concisio).</note><addplace="above">(das ist das Wort)</add><reg>,</reg>
erschwert.</p><prend="indent-first">Da ich fürchte<reg>,</reg> mis<reg>s</reg>verstanden zu werden, so nehme
<lb/>ich mir die Freiheit, Ihnen – zu meiner Vert<orig>h</orig>eidigung
<noteresp="#E0300318"type="commentary"subtype="ed_diff_minor"><bibl><reftarget="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><reftarget="#E0800005"/> (152)</bibl>: <q>Verteidigung</q>.</note>
–
<lb/>eine kleine Illustration meiner Worte zu geben. Sie schreiben:
<!-- wäre akkurater als Spaltensatz innerhalb des Absatzes zu realisieren, erforderte preprocessing von <cb/> zu <column> --><tablerend="noborder margin-left"><row><cell><notatedMusic><ptrtarget="nb/D0100009-nb1.xml"/><graphicwidth="150px"height="69px"url="D0100009_3_ex_1.png"/><desc><persNamekey="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, <titlekey="E0400019">Klavierstück op. 11 Nr. 2</title>, T. 40</desc></notatedMusic></cell><cell><p>um das
<lb/><hirend="underline">Orchestrale</hi> in<orig>’</orig>s
<lb/><hirend="underline">Pianistische</hi> zu
<lb/>übertragen:</p></cell><cell><notatedMusic><ptrtarget="nb/D0100009-nb2.xml"/><graphicwidth="123px"height="69px"url="D0100009_3_ex_2.png"/><desc><persNamekey="E0300017">Ferruccio Busoni</persName>, <rskey="E0400032">Bearbeitung von <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName> op. 11 Nr. 2</rs>, T. 47</desc></notatedMusic><notetype="commentary"resp="#E0300318">Die hier vorliegende Passage erscheint in der Druckfassung von <rskey="E0400032"><persNamekey="E0300017">Busonis</persName> Bearbeitung</rs> leicht verändert – wohl aufgrund der sich in den folgenden Briefen anschließenden Diskussion (vgl. <bibl><reftarget="#E0800005"/>, S. 67</bibl>).</note></cell></row></table><notetype="stamp"resp="#lc_st_red"place="margin-right"><stamprend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp></note><lb/>Aber vielleicht entspricht das ganz und
<lb/>gar nicht Ihren Absichten.
<notetype="commentary"resp="#E0300318">Ausgehend von dieser Passage aus der <rskey="E0400032">Bearbeitung</rs> des <rskey="E0400113">Klavierstücks op. 11 Nr. 2</rs> durch <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> entwickelt sich in den folgenden Briefen eine intensive Diskussion um <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName> Klavierstil, den Stellenwert einer Transkription sowie um eine mögliche Publikation der Werke. Vgl. hierzu die Briefe bis einschließlich <reftarget="#D0100022"><datewhen-iso="1910-07-18">18. Juli 1910</date></ref>, zu <persNamekey="E0300023">Schönbergs</persName> Äußerungen zur Kompositionstechnik v. a. die Briefe vom <reftarget="#D0100012"><datewhen-iso="1909-08-13">13. August 1909</date></ref>, <reftarget="#D0100014"><datewhen-iso="1909-08-24">24. August 1909</date></ref> und <reftarget="#D0100020"><datewhen-iso="1910-07-03">3. Juli 1910</date></ref>.</note></p><pbn="4"/><prend="indent-first">Ich werde aber die Sachen noch
<lb/>durcharbeiten, bis sie mir ganz in<orig>’</orig>s Blut
<lb/>gedrungen. Dann denke ich vielleicht anders.</p><p>Dieses soll weder ein Urt<choice><orig>heil,</orig><reg>eil</reg></choice> noch eine
<lb/>Kritik sein – welche beide ich mir (einer
<lb/>solchen Individualität wie der Ihrigen gegen
<lbbreak="no"rend="after:-"/>über) nie anma<choice><orig>ass</orig><reg>ß</reg></choice>en würde, sondern <delrend="strikethrough">durch</del> nur
<lb/>mein Bericht des empfangenen Eindrucks
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> meine Meinung als <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierspieler. –</p><prend="indent-first">Seien Sie inzwischen bedankt und
<lb/>freundschaftlich begrü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t.
Gerne hätte ich weiter
<notetype="stamp"resp="#lc_st_red"place="margin-right"><stamprend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp></note><lb/>Ihr Vertrauen<reg>,</reg> und sagen Sie,
<subst><delrend="strikethrough">was</del><addplace="above">wenn</add></subst> ich
<lb/>sonst was t<orig>h</orig>un soll. –</p><closer><saluterend="align(center)">Ihr sehr ergebener</salute><signedrend="align(right)"><persNamekey="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></signed><datelinerend="align(left)"><datewhen-iso="1909-07-26">26<reg>.</reg> Juli 1909.</date></dateline></closer></div></body></text></TEI>