Ferruccio Busoni to Martin Wegelius arrow_backarrow_forward

New York · October 26, 1893

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Mus.ep. F. Busoni 732 (Busoni-Nachl. B I)
Mus.Nachl. F. Busoni B I, 1173
[1]
New York 26 Okt 93 Nachdem Busoni 1891 nach Amerika übergesiedelt war, um am New England Conservatory in Boston als Klavierlehrer zu arbeiten, beendete er die Lehrtätigkeit 1892 und zog nach New York, um sich von dort aus auf seine Virtuosenlaufbahn zu konzentrieren (vgl. Couling 2005, S. 133 ff.).
W. 403, Manhattan Ave.

Lieber Freund Wegelius.

Der mitfolgende Scherz Dem Brief legte Busoni das selbstverfasste Libretto Der Ring des Niebelungen [!] in’s Finnische übertragen von Omnibus bei („Omnibus“ ist bis auf das „m“ ein Busoni-Anagramm). Diese Parodie von Wagners Ring des Nibelungen zeigt Busoni als Siegfried in Helsinki und besetzt die Rollen des Originals mit Kolleg*innen, Schüler*innen und weiteren Bekannten. Die agierenden Personen werden auf spezifische Merkmale wie Talentlosigkeit, Faulheit oder Geiz reduziert und durchweg ins Lächerliche gezogen. Wenngleich die stark verkürzte Handlung sehr auf Erfahrungen während Busonis Lehrtätigkeit in Helsinki zugeschnitten ist, wahrt er durch lose Orientierung an der Handlung und paraphrasierte Wagner-Verse stets den Bezug zur Vorlage. Offenbar wollte sich Busoni aber nicht nur über kulturelle Rückständigkeit lustig machen; er reflektiert auch über die Herausforderung, eine eigene musikalische Identität fernab von Wagner zu finden, während die Musikkultur in Helsinki noch im Aufbau war. Trotz des finnischen Wunsches nach nationaler Identität blieb dort die Bewunderung für Wagner stark, worauf Busoni die eigene Ablehnung als Komponist zurückführte. Abgesehen von Gerda kommt in der Parodie nur Wegelius gut weg: In der Rolle des Hagen ist er der einzige, der Busoni maßgeblich unterstützt, einen eigenen Weg zu finden. Vgl. die kommentierte Ausgabe des Textbuchs (Fischer/Knust/Kauppala 2021) sowie die Interpretation (Fischer 2021, S. 321–333). war
schon vor einem Jahre in einer
Stunde loser Laune geschrieben.
Die kleinen boshaften Anspielungen
sind deshalb ja nicht ernst zu
nehmen. Meine Satyre brennt
nicht wie ein vergifteter Pfeil,
sondern höchstens wie Paprika; Fischer 2021 (339): Komma statt Semikolon.
u. ich bitte, dass Fischer 2021 (339): „daß“. du sie nur solchen
Leuten zu schmecken gibst, bei
denen dieser Pfeffer keinen nicht
Rache=durst zu erzeugen vermag.
Am besten aber, du lachst dich
für dich selbst darüber aus
– falls du überhaupt darüber
lachst – u. schließest dann das
Ding ein, oder zerreissest es. Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

New York, 26. Oktober 93, Nachdem Busoni 1891 nach Amerika übergesiedelt war, um am New England Conservatory in Boston als Klavierlehrer zu arbeiten, beendete er die Lehrtätigkeit 1892 und zog nach New York, um sich von dort aus auf seine Virtuosenlaufbahn zu konzentrieren (vgl. Couling 2005, S. 133 ff.). W. 403, Manhattan Avenue

Lieber Freund Wegelius.

Der mitfolgende Scherz Dem Brief legte Busoni das selbstverfasste Libretto Der Ring des Niebelungen [!] in’s Finnische übertragen von Omnibus bei („Omnibus“ ist bis auf das „m“ ein Busoni-Anagramm). Diese Parodie von Wagners Ring des Nibelungen zeigt Busoni als Siegfried in Helsinki und besetzt die Rollen des Originals mit Kolleg*innen, Schüler*innen und weiteren Bekannten. Die agierenden Personen werden auf spezifische Merkmale wie Talentlosigkeit, Faulheit oder Geiz reduziert und durchweg ins Lächerliche gezogen. Wenngleich die stark verkürzte Handlung sehr auf Erfahrungen während Busonis Lehrtätigkeit in Helsinki zugeschnitten ist, wahrt er durch lose Orientierung an der Handlung und paraphrasierte Wagner-Verse stets den Bezug zur Vorlage. Offenbar wollte sich Busoni aber nicht nur über kulturelle Rückständigkeit lustig machen; er reflektiert auch über die Herausforderung, eine eigene musikalische Identität fernab von Wagner zu finden, während die Musikkultur in Helsinki noch im Aufbau war. Trotz des finnischen Wunsches nach nationaler Identität blieb dort die Bewunderung für Wagner stark, worauf Busoni die eigene Ablehnung als Komponist zurückführte. Abgesehen von Gerda kommt in der Parodie nur Wegelius gut weg: In der Rolle des Hagen ist er der einzige, der Busoni maßgeblich unterstützt, einen eigenen Weg zu finden. Vgl. die kommentierte Ausgabe des Textbuchs (Fischer/Knust/Kauppala 2021) sowie die Interpretation (Fischer 2021, S. 321–333). war schon vor einem Jahre in einer Stunde loser Laune geschrieben. Die kleinen, boshaften Anspielungen sind deshalb ja nicht ernst zu nehmen. Meine Satire brennt nicht wie ein vergifteter Pfeil, sondern höchstens wie Paprika; und ich bitte, dass du sie nur solchen Leuten zu schmecken gibst, bei denen dieser Pfeffer keinen Rachedurst zu erzeugen vermag. Am besten aber, du lachst dich für dich selbst darüber aus – falls du überhaupt darüber lachst – und schließest dann das Ding ein oder zerreißest es. Die Facta, auf die es anspielt, sind übrigens schon veraltet, aber – notabene – die handelnden Personen sind zwar nicht verjüngt, wandeln aber noch auf euerer Erde.

Ich sage euerer, denn sie ist von dieser amerikanischen höchst verschieden. Amerikanisch sind bei euch nur die Zeitungsjungen und höchstens noch a-Merikanto. Obwohl der finnische Komponist Oskar Merikanto während Busonis Zeit am Musikinstitut in Leipzig bei Carl Reinecke und in Berlin bei Albert Becker studierte, verzeichnet die Nya Pressen in dieser Zeit mehrere Konzerte Merikantos in Helsinki, sodass die beiden sich sicherlich kennengelernt hatten. Das legt auch Merikantos Auftritt in Busonis Parodie nahe, in welcher er einen der stolzen Nationalisten darstellt, die Busoni als Komponisten ablehnen (vgl. Fischer/Knust/Kauppala 2021, S. 364 f.). Au!

Durch Nya Pressen erfahren wir glücklicherweise alles, was in Helsingfors öffentlich geschieht; „Tante“ Helmi versorgt uns mit privateren Mitteilungen. Von dir hätte ich beides umsonst erwartet!

Auch Dayas scheint sehr verschlossener Natur geworden zu sein und ganz finnisch. Ja, ja, finnisch. Sein einziger an mich gerichteter Brief Brief vom 23. Mai 1893, Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1385. Dayas bedankt sich in diesem Brief für zahlreiche Noten, die Busoni ihm geschickt hatte, zeigt sich über negative Reaktionen in Helsinki auf Busonis Komposition Kultaselle sehr verärgert (siehe auch Kommentierung im vorigen Brief) und freut sich „auf den Tag wo [er] diese Variationen in einem civilisirten Land spielen kann“. (der mich übrigens enorm freute) spielte, ganz im finnischen Volkston, stets zwischen Des-Dur und des-Moll. Zum Wortspiel mit Dayas’ Namen siehe die Kommentierung im vorigen Brief. Das Moll war leider (aber charakteristisch) vorwiegend.

Wenn du von mir etwas wissen willst, so habe ich – scheint mir – im Klavierspiel Fortschritte gemacht; als Komponist vollendete ich ein „Symphonisches Tongedicht“ für größtes Orchester (absolut nicht „kammermusikhaft“), das ebenso wenig wie alle meine übrigen Sächelchen deinen Beifall erhofft. Nichtsdestoweniger – (Icke desto mindre) Schwed.: nichtsdestoweniger. werde ich dir seinerzeit ein Exemplar der Partitur zuschicken; es ist eben im Erscheinen.

Boston haben wir Valet gesagt, und New York wird wohl bald auch sich ohne mich trösten müssen.

Überall will man mich gern zurückhalten, wogegen ich wieder große Zurückhaltung zeige.

Ich bin unterdessen um ein gutes Stück weniger deutsch geworden und treibe immer mehr zum Kosmopolitismus – ob zum Heil? Wer weiß. Auch ein guter Lisztianer bin ich geworden; ich spiele jetzt mit Vorliebe (und beinahe alles!) von diesem Meister; Busonis inniges Interesse an der Musik von Liszt begann nicht erst in Boston, sondern ist schon auf die eindringliche Empfehlung von Wegelius zurückzuführen (vgl. Dent 1974, S. 103). Dieser hatte Liszt 1878 in Hannover spielen gehört und war seitdem begeisterter Anhänger der Liszt’schen Klavierschule“ (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 278). Wohl nicht zufällig waren die ersten drei Klavierlehrer des Instituts allesamt ehemalige Liszt-Schüler: Karl Pohlig (1882–1883), Ludwig Dingeldey (1883–1887) und Karl Schuler (1887–1888) (vgl. Dahlström 1982, S.326–328). ich glaube, auch mit richtiger Auffassung. Mein Spiel hat dadurch entschieden an Glanz usw. gewonnen.

Ich brenne danach, etwas von Sibelius kennen zu lernen; könnte ich was bekommen? Es wäre möglich, dass man es zur Aufführung brächte.

Grüße ihn herzlichst; vor allem aber deine vortreffliche Frau Hanna, Bergroths, „Bergroth“ ist der Geburtsname von Wegelius’ Frau Hanna. Busoni hatte neben den Eltern Carl Edvard und Carolina Amalia Bergroth – der Vater war allerdings 1890 gestorben – wahrscheinlich auch Lydia Bergroth, die früh verwitwete Schwägerin und enge Bezugsperson Wegelius’, und Hannas Cousin Edvin Bergroth kennengelernt, dessen Ferienhaus die Wegelius’ und Busoni im Sommer nutzten (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 362 ff.). Wifung, Auch in seiner Wagner-Parodie lässt Busoni einen „Wifung vom Geschlecht der Wifungen“ auftreten, (Fischer/Knust/Kauppala 2021, S. 370) wohl in Anspielung auf Wagner’sche Namen (Wälsungen, Gibichungen). Dem Kontext folgend, handelt es sich dabei um einen Lehrer des Instituts. Gemeint ist wohl Heinrich Wefing, den Busoni schon zu Beginn seiner Zeit in Helsinki in Briefen missbilligte (vgl. die Kommentare über seinen Collegen, den zweiten Klavierlehrer, in den Petri-Briefen vom September, Busoni/Weindel 1999a, S. 15–21. Dayas, Ojanperä Der finnische Bariton Abraham Ojanperä war 1885–1915 Gesangslehrer am Musikinstitut (vgl. Dahlström 1982, S. 47, 331). und noch viele ausgezeichnete Menschen.

Herzlichst dein alter Unterlehrergehülfe

F B Busoni

                                                                
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Die Facta auf die es anspielt
sind übrigens schon veraltet
aber – notabene – die handelnden
Personen sind zwar nicht verjüngt,
wandeln aber noch auf Euerer Erde.

Ich sage Euerer, denn esie ist
von dieser, Fischer 2021 (339): ohne Komma. amerikanischen höchst
verschieden. Amerikanisch sind
bei Euch nur die Zeitungsjungen
und höchstens noch a-Merikanto. Fischer 2021 (339): „A-Merikanto“. Obwohl der finnische Komponist Oskar Merikanto während Busonis Zeit am Musikinstitut in Leipzig bei Carl Reinecke und in Berlin bei Albert Becker studierte, verzeichnet die Nya Pressen in dieser Zeit mehrere Konzerte Merikantos in Helsinki, sodass die beiden sich sicherlich kennengelernt hatten. Das legt auch Merikantos Auftritt in Busonis Parodie nahe, in welcher er einen der stolzen Nationalisten darstellt, die Busoni als Komponisten ablehnen (vgl. Fischer/Knust/Kauppala 2021, S. 364 f.).
Au!

Durch Nya Pressen Fischer 2021 (339): „Preßen“. erfahren wir
glücklicherweise Alles was in
Helsingfors öffentlich geschieht;
„Tante“ Helmi Fischer 2021 (339): Anführungszeichen oben erst nach „Helmi“. versorgt uns mit
privateren Mittheilung. Von dir
hätte ich Beides umsonst erwartet!

Auch Dayas scheint sehr
verschloßener Natur geworden zu
sein u. ganz finnisch. Ja, ja, finnisch.

                                                                
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[2] Sein einziger, an mich gerichteter
Brief, Brief vom 23. Mai 1893, Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1385. Dayas bedankt sich in diesem Brief für zahlreiche Noten, die Busoni ihm geschickt hatte, zeigt sich über negative Reaktionen in Helsinki auf Busonis Komposition Kultaselle sehr verärgert (siehe auch Kommentierung im vorigen Brief) und freut sich „auf den Tag wo [er] diese Variationen in einem civilisirten Land spielen kann“. (der mich übrigens enorm freute)
spiette, Fischer 2021 (339): „spiltte“. ganz im finnischen Volkston,
stets zwischen Desdur Fischer 2021 (340): „Des dur“. u. Desmoll. Fischer 2021 (340): „Des moll“. Zum Wortspiel mit Dayas’ Namen siehe die Kommentierung im vorigen Brief.
Das moll war leider (aber charakteristisch)
vorwiegend. – Fischer 2021 (340): „…“ statt Punkt und Gedankenstrich.

Wenn du von mir Etwas wissen Fischer 2021 (340): „wißen“. willst,
so habe ich – scheint mir – im Clavierspiel
Fortschritte gemacht; als Componist
vollendete ich ein „Symphonisches
Tongedicht“
für größtes Orchester

(absolut nicht „kammermusikhaft“)
das ebensowenig, wie alle meine
übrigen Sächelchen, deinen Beifall
erhofft. Nichtsdestoweniger –
(Ickedestomindre) Schwed.: nichtsdestoweniger. werde ich dir
seinerzeit ein Exemplar der Partitur
zuschicken; es ist eben im Erscheinen.

Boston haben wir Valet gesagt
u. New York wird wohl bald auch
sich ohne mich trösten müßen. Fischer 2021 (340): „müssen“.

Überall will man mich gern zurück⸗
=halten, wogegen ich wieder große

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> <note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">[2]</note> Sein einziger<orig>,</orig> an mich gerichteter <lb/>Brief<orig>,</orig> <note type="commentary" resp="#E0300616">Brief vom <date when-iso="1893-05-23">23. Mai 1893</date>, <orgName key="E0600056">Staatsbibliothek zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName></orgName>, <ref type="ext" subtype="kalliope" target="#DE-611-HS-584963">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1385</ref>. <persName key="E0300888">Dayas</persName> bedankt sich in diesem Brief für zahlreiche Noten, die <persName key="E0300017">Busoni</persName> ihm geschickt hatte, zeigt sich über negative Reaktionen in <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName> auf <persName key="E0300017">Busonis</persName> Komposition <title key="E0400549">Kultaselle</title> sehr verärgert (siehe auch <ref target="#D0102008" n="2">Kommentierung im vorigen Brief</ref>) und freut sich <q rend="dq-du">auf den Tag wo [er] <rs key="E0400549">diese Variationen</rs> in einem civilisirten Land spielen kann</q>.</note> (der mich übrigens enorm freute) <lb/>spie<choice><sic>t</sic><corr>l</corr></choice>te, <note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300616"><bibl><ref target="#E0800444"/> (339)</bibl>: <q>spiltte</q>.</note> ganz im <placeName key="E0500323">finnischen</placeName> Volkston, <lb/>stets zwischen Des<choice><orig>d</orig><reg>-D</reg></choice>ur <note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300616"><bibl><ref target="#E0800444"/> (340)</bibl>: <q>Des dur</q>.</note> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <choice><orig>Desm</orig><reg>des-M</reg></choice>oll. <note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300616"><bibl><ref target="#E0800444"/> (340)</bibl>: <q>Des moll</q>.</note> <note type="commentary" resp="#E0300616">Zum Wortspiel mit <persName key="E0300888">Dayas’</persName> Namen siehe die <ref target="#D0102008" n="7">Kommentierung im vorigen Brief</ref>.</note> <lb/>Das <choice><orig>m</orig><reg>M</reg></choice>oll war leider (aber charakteristisch) <lb/>vorwiegend.<orig> –</orig> <note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300616"><bibl><ref target="#E0800444"/> (340)</bibl>: <q>…</q> statt Punkt und Gedankenstrich.</note> </p> <p rend="indent-2-first">Wenn du von mir <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>twas wissen <note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300616"><bibl><ref target="#E0800444"/> (340)</bibl>: <q>wißen</q>.</note> willst, <lb/>so habe ich – scheint mir – im <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierspiel <lb/>Fortschritte gemacht; als <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>omponist <lb/>vollendete ich ein <rs key="E0400663"><soCalled rend="dq-du">Symphonisches <lb/>Tongedicht</soCalled> für größtes Orchester</rs> <lb/>(absolut nicht <soCalled rend="dq-du">kammermusikhaft</soCalled>)<reg>,</reg> <lb/>das ebenso<reg> </reg>wenig<orig>,</orig> wie alle meine <lb/>übrigen Sächelchen<orig>,</orig> deinen Beifall <lb/>erhofft. Nichtsdestoweniger – <lb/>(<foreign xml:lang="sv">Icke<reg> </reg>desto<reg> </reg>mindre</foreign>) <note type="commentary" resp="#E0300616">Schwed.: nichtsdestoweniger.</note> werde ich dir <lb/>seinerzeit ein Exemplar der <rs key="E0400663">Partitur</rs> <lb/>zuschicken; es ist eben im Erscheinen.</p> <p rend="indent-first"><placeName key="E0500018">Boston</placeName> haben wir Valet gesagt<reg>,</reg> <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <placeName key="E0500031">New York</placeName> wird wohl bald auch <lb/>sich ohne mich trösten mü<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>en. <note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300616"><bibl><ref target="#E0800444"/> (340)</bibl>: <q>müssen</q>.</note></p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Überall will man mich gern zurück <lb break="no" rend="after:="/>halten, wogegen ich wieder große </p></div>
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Zurückhaltung zeige.

Ich bin unterdessen Fischer 2021 (340): „unterdeßen“. um ein gutes
Stück weniger deutsch gewordenen
und treibe immer mehr zum
Cosmopolitismus – ob zum Heil?
wer weiß. Auch Fischer 2021 (340): „Aber auch“. ein guter Lisztianer
bin ich geworden; ich spiele jetzt mit
Vorliebe (und beinahe Alles!) Fischer 2021 (340): „alles!“. von
diesem Meister; Busonis inniges Interesse an der Musik von Liszt begann nicht erst in Boston, sondern ist schon auf die eindringliche Empfehlung von Wegelius zurückzuführen (vgl. Dent 1974, S. 103). Dieser hatte Liszt 1878 in Hannover spielen gehört und war seitdem begeisterter Anhänger der Liszt’schen Klavierschule“ (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 278). Wohl nicht zufällig waren die ersten drei Klavierlehrer des Instituts allesamt ehemalige Liszt-Schüler: Karl Pohlig (1882–1883), Ludwig Dingeldey (1883–1887) und Karl Schuler (1887–1888) (vgl. Dahlström 1982, S.326–328). ich glaube, Fischer 2021 (340): ohne Komme. auch mit
richtiger Auffassung. Mein Spiel
hat dadurch entschieden an Glanz
u. s. w. Fischer 2021 (340): „und dergleichen mehr“ statt „u. s. w.“. gewonnen. – Fischer 2021 (340): ohne Gedankenstrich.

Ich brenne danach eEtwas von
Sibelius kennen zu lernen;
koennte ich was bekommen?
Es waere möglich, daß man
es zur Aufführung braechte. –

Grüße ihn herzlichst; vor Allem
aber deine vortreffliche Frau Hanna,
Bergroths, „Bergroth“ ist der Geburtsname von Wegelius’ Frau Hanna. Busoni hatte neben den Eltern Carl Edvard und Carolina Amalia Bergroth – der Vater war allerdings 1890 gestorben – wahrscheinlich auch Lydia Bergroth, die früh verwitwete Schwägerin und enge Bezugsperson Wegelius’, und Hannas Cousin Edvin Bergroth kennengelernt, dessen Ferienhaus die Wegelius’ und Busoni im Sommer nutzten (vgl. von Bonsdorff 2019, S. 362 ff.). Wifung, Auch in seiner Wagner-Parodie lässt Busoni einen „Wifung vom Geschlecht der Wifungen“ auftreten, (Fischer/Knust/Kauppala 2021, S. 370) wohl in Anspielung auf Wagner’sche Namen (Wälsungen, Gibichungen). Dem Kontext folgend, handelt es sich dabei um einen Lehrer des Instituts. Gemeint ist wohl Heinrich Wefing, den Busoni schon zu Beginn seiner Zeit in Helsinki in Briefen missbilligte (vgl. die Kommentare über seinen Collegen, den zweiten Klavierlehrer, in den Petri-Briefen vom September, Busoni/Weindel 1999a, S. 15–21. Dayas, Ojanperä Der finnische Bariton Abraham Ojanperä war 1885–1915 Gesangslehrer am Musikinstitut (vgl. Dahlström 1982, S. 47, 331).
und noch Vv transcription uncertain. alternative readings:
V
v
iele Fischer 2021 (340): „viele“. ausgezeichnete
Menschen. Herzlichst dein alter Fischer 2021 (340): „Alter“ mit anschließendem Komma.
Unterlehrergehülfe
F B Busoni

                                                                
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1893.
Nachlaß Busoni
B I
Mus.ep. F. Busoni 732
Mus.Nachl. F. Busoni B I, 1173 - Beil.
M.1941.1907
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="right" rend="huge" resp="#unknown_hand_blue">1893.</note>
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Document

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Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 1173 | olim: Mus.ep. F. Busoni 732 |

proof Kalliope

Condition
Brief und Umschlag sind gut erhalten.
Extent
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (schwarze Tinte)
  • Unbekannte Hand, die das Entstehungsjahr mit blauem Stift auf der Umschlagrückseite vermerkt hat
  • Unbekannte Hand, die auf der Umschlagrückseite das Kürzel
  • M.1941.1907
  • notiert hat
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Summary
Busoni sendet Wegelius eine selbst verfasste Parodie des Ring der Nibelungen, bittet diese nicht boshaft aufzufassen; hat einen Brief von William Dayas erhalten; berichtet von Fortschritten im Klavierspiel, der Fertigstellung des Sinfonischen Tongedichts und seiner neu entfachten Leidenschaft für Liszt; ist von Boston nach New York gezogen, wo er wohl auch bald wieder abreisen werde; möchte neue Kompositionen von Jean Sibelius kennenlernen.
Incipit
Der mitfolgende Scherz

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
March 19, 2024: proposed (transcription and coding done, awaiting proofreading)
Direct context
Preceding Following
Near in this edition
Previous editions
Fischer 2021, S. 339 f.