Ludwig Rubiner an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Muralto · 22. April 1918

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(1.
MUS,ep. L. Rubiner 20 (Busoni-Nachl.B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II,4279
22. Apr. 1918.

Egregio amico,

It.: Sehr geehrter Freund.

was im Latein, mit Purpurtoga be⸗
hangen, hiesse: O egregi amice! Lat.: Oh sehr geehrter Freund.
Hoffen will ich, dass diese Zeilen noch
vor Ihrer Genfer Abreise zu Ihnen
kommen. Und meinen Glückwunsch
zu Ihrem Riesen- u. Massenerfolg in
Genf, den ich aus einer Kritik der
„Feuille“ schliesse (übrigens die einzige
Zeitung, die es giebt, die sich wirklich vor
dem Krieg genau so ekelt wie Sie und
ich). –

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Ich springe heute Nachmittag endlich
in das Abenteuer meines letzten Aktes. Des Dramas Die Gewaltlosen.
(Schloss, nach beglückendem Empfang Ihres
gestrigen Briefes, das vorhergehende in
unaufhaltsamer achtstündiger Sturmarbeit.)
Meine Vorbereitung zu diesem letzten
Aufgebot meiner Kräfte ist: Ich bat
telegraphisch meine Frau herzukommen,
und einige Tage bei mir zu bleiben.
Anders könnte ich diesen letzten Anfang
garnicht fertigbringen. Es ist nun ein⸗
mal so: Wenn ich vor einem neuen
oder endgültigen Ansprung stehe, dann
kann mir über die entsetzliche Angst
nur meine Frau weghelfen, nur das
Gespräch mit ihr, über hundert

22. Apr. 1918.

Egregio amico,

It.: Sehr geehrter Freund.

was im Latein, mit Purpurtoga behangen, hieße: O egregi amice! Lat.: Oh sehr geehrter Freund. Hoffen will ich, dass diese Zeilen noch vor Ihrer Genfer Abreise zu Ihnen kommen. Und meinen Glückwunsch zu Ihrem Riesen- und Massenerfolg in Genf, den ich aus einer Kritik der „Feuille“ schließe (übrigens die einzige Zeitung, die es gibt, die sich wirklich vor dem Krieg genau so ekelt wie Sie und ich).

Ich springe heute Nachmittag endlich in das Abenteuer meines letzten Aktes. Des Dramas Die Gewaltlosen. (Schloss, nach beglückendem Empfang Ihres gestrigen Briefes, das vorhergehende in unaufhaltsamer achtstündiger Sturmarbeit.) Meine Vorbereitung zu diesem letzten Aufgebot meiner Kräfte ist: Ich bat telegraphisch meine Frau herzukommen und einige Tage bei mir zu bleiben. Anders könnte ich diesen letzten Anfang gar nicht fertigbringen. Es ist nun einmal so: Wenn ich vor einem neuen oder endgültigen Ansprung stehe, dann kann mir über die entsetzliche Angst nur meine Frau weghelfen, nur das Gespräch mit ihr, über hundert ganz reale, oder ganz ganz abstrakte Dinge; der innere Mut eines langjährigen Freundes und vertrautesten Kameraden, auch gelegentlich anderer Meinung zu sein, hebt mich; das Unlyrische in ihr lässt mich mich auf meine dunkelsten Quellen besinnen; ihr Sinn für Humor – wie selten bei Frauen! – hilft mir über die Todesangst hinweg. Kurz, in diesem Moment der entsetzlichen, schreckenerfüllten, luftleeren Pause konnte und kann nur sie mir helfen. Quest’ è la vita. – It.: So ist das Leben. Wenn ich an das denke, was von einem Menschen schließlich mal übrig bleibt, an die Arbeit, so entdecke ich, bei aller nie versiegenden Dankbarkeit gegen die Frauen, mit denen ich je befreundet war, doch nur menschliche und geistige Kuriositätenkrüppel,(natürlich rede ich nicht von wirklichen Verkrüppelten!) rechte langhaarige Freaks, Kunst-KlavierGefühls-Coitier-Freaks – für mein Leben, das wirkliche Leben, für meine Arbeit keine mit Verständnis, Anregung oder womöglich Hülfe. Gar nicht erst an die armen Wesen zu denken, die ich seit meinem Aufenthalt in der Schweiz kennen gelernt habe, die Ahnungslosen, die sich im besten Fall an ein wenig Kunst ganz teilweise betrinken, und die – ach! – jede Spur von Wohlwollen mit ihrem hoffnungslosen Schicksal sofort glänzend missverstehen! – Mit Huber bin ich seit langem sehr unzufrieden. Er versprach mir mit heiligstem Schweizer Antlitz seinen offenen Brief im „Journal de Genève“; denn nach langwöchigen Ausweichen sagte er, er wolle lieber einen Artikel für eine Schweizer Musikzeitung draus machen. – Seit ich aber heraus habe, dass etwas von ihm auf dem Neuchâteler Musikfest aufgeführt wird, weiß ich, dass er einfach Angst hat, es sich mit den großen Musikkritikern der West-Schweiz zu verderben. Hoffentlich tue ich ihm damit Unrecht, und er ist nur zu schwach, um seine eigene Meinung zu haben. –

Von jeher war das an meisten Anziehende in Faust und was ich stets von vornherein „verstand“: Die Mütter. Die vollkommenen Erneuerungs- und Wandlungsquellen der Menschen, und jedes neuen Lebenszustands gewissermaßen! unter einer neuen Gottheit stehend. Dass man kein Faust nach dem „Verstehen“ fragt, habe ich stets als ungerecht und spießig empfunden.Es ist gar nichts zu „verstehen“, wenn man nur jede Figur als wirklich plastische Verkörperung ansieht ein paar Privatscherze Goethes ausgenommen). Habe mich stets geweigert, einen Faustkommentar zu lesen. – Meine Frage an Sie betraf auch gar nicht das Verstehen des Faust II, sondern sein Ziel auf der Erde, seinen Welt-Sinn, seine nachwirkende Produktivkraft. Was denken Sie davon? Es gibt herrliche Werke, die in sich bleiben. Ich erlaube mir, auch der ungeheuren Größe gegenüber, meinem Kontaktsinn zu folgen, und finde dass "– ohne Vergleich, durch erdenkte und sogar notwendige überweltliche Wertung "– ein Werk wie Dantes nachwirkende, heraus aus sich wirkende Schöpferkraft bis auf die spätesten Zeiten haben wird (die nur historisch veralteten Details zählen nicht), Faust II aber nicht, wohl aber viel Kleineres von Goethe.

Das Tiefste und bedeutendste Wort, das Goethe gesprochen hat, vielleicht das größte Geheimnis, das er berührt hat, sind unzweifelhaft Die Mütter. Dass er nicht gewagt hat, es auch selbst zu lösen, danach ist, meines Erachtens, seine unglückliche Abhängigkeit von den Naturwissenschaften und seine ganze Rousseauische Überschätzung der „Natur“ schuld – also gerade das, weswegen das 19. Jahrhundert ihn dummerweise so sehr lobt, und was sein nur Historisches ausmacht. –

Natur ist der strikte Gegensatz zum freien Willen. Ich sah, als ich soweit gekommen war, in meinem Leben an Gott zu glauben, als Erwachsener, weil ich spürte und erkannte, dass es den freien Willen gibt . Ich sah, dass der freie Wille der Urquell aller Religionen am Ursprung ist. Die Natur ist nur das Akzidens, das der Mensch erst selbst, während seines Handelns, durch Erkenntnis, schafft. Das naturwissenschaftlich verbohrte 19. Jahrhundert nahm an, die Natur habe den Menschen geschaffen oder „werden lassen“. Die Zukunft wird einsehen, dass es umgekehrt ist. Die Zukunft? Jene heilige Zukunft, die immer bestand, die im Altertum in den Mysterien war.

Beispiel: Mozart, Busoni sind typische Vertreter (als Schöpfer) des freien Willens. Beethoven, Wagner, (Debussy): der (unfreien, fatalistischen) Natur. (Immer von den Werten geredet.) – Corneille las ich, weil er die allerstrengste Form Calderón kenne ich, trotz der grauenhaften Übersetzungen, sehr gut. Ich darf ihn jetzt nicht lesen, es ist zuviel mir verwandtes zu diesen herlichen Dichter! Ich wollte möchte einen, der mich zügelt durch Fremdheit. –

Und alles andere auf bald und mündlich. Ich umarme Sie in tiefer Freundschaft Ihr

Ludwig Rubiner

.
                                                                
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2Diplomatische Umschrift
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[2] ganz reale, oder ganz ganz abstrakte
Dinge; der innere Mut eines langjährigen
Freundes und vertrautesten Kameraden,
auch gelegentlich anderer Meinung
zu sein, hebt mich; das Unlyrische
in ihr lässt mich mich auf meine
dunkelsten Quellen besinnen; ihr
Sinn für Humor – wie selten bei Frauen! –
hilft mir, über die Todesangst hinweg.
Kurz, in diesem Moment der entsetzli⸗
chen, schreckenerfüllten, luftleeren Pause
konnte und kann nur sie mir helfen.
Quest’ è la vita. – It.: So ist das Leben. Wenn ich an das denke,
was von einem Menschen schliesslich mal
übrig bleibt, an die Arbeit, so entdecke
ich, bei aller nie versiegenden Dankbar⸗
keit gegen die Frauen, mit denen ich
je befreundet war, doch nur menschliche
und geistige Kuriositätenkrüppel,(natürlich rede ich nicht von wirklichen Verkrüppelten!) rechte
langhaarige Freaks, Kunst=Klavier⸗
Gefühls=Coitier=Freaks – für mein
Leben, das wirkliche Leben, für meine
Arbeit keine mit Verständnis, Anre⸗
gung oder womöglich Hülfe. Garnicht
erst an die armen Wesen zu denken,
die ich seit meinem Aufenthalt in der
Schweiz kennen gelernt habe, die
Ahnungslosen, die sich im besten Fall
an ein wenig Kunst ganz teilweise
betrinken, und die – ach! – einjed Transkription unsicher: unleserlich. e

                                                                
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[3] mitfühlende Burschikosität ei[…] unknown Zeichen: durchgestrichen. […] unknown Wort: durchgestrichen.
wohlwollendes Mitgefühl mit ihrem

Spur von Wohlwollen mit ihrem
hoffnungslosen Schicksal sofort glän⸗
zend missverstehen! –
Ja, was machte
ich wohl ohne meine Frau
Aber genug jetzt von mir und meiner
Arbeit, denn mein unglückliches Naturell
fordert dann wieder für den Fortlauf
der Arbeit Einsamkeit, die durch
den Brief eines Fremden aufs
Wunderbarste gesteigert werden kann.
Aber alles, was ich Ihnen hier sage, kennen
Sie gewiss persönlich Punkt für Punkt
von sich. (Merkwürdig: Man ist nie so allein wie mit
einem wirklichen Freunde!

Mit Huber bin ich seit langem sehr
unzufrieden. Er versprach mir mit
heiligstem Schweizer Antlitz seinen offenen
Brief im „Journal de Genève“; denn
nach langwöchigen Ausweichen sagte
er, er wolle lieber einen Artikel für
eine Schweizer Musikzeitung draus
machen. – Seit ich aber heraus habe,
dass etwas von ihm auf dem Neuchâteler
Musikfest
aufgeführt wird, weiss ich,
dass er einfach Angst hat, es [sich] mit den
grossen Musikkritikern der West-
Schweiz
zu verderben. Hoffentlich tue
ich ihm damit Unrecht, und er ist
nur zu schwach, um seine eigene Meinung
zu haben. –

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
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(4.
Casino Kursaal
de
Locarno
(Lac MajeurSuisse)
Locarno,___________________

Von jeher war das an meisten Anziehende
in Faust und was ich stets von vornherein
„verstand“: Die Mütter. Die vollkommenen
Erneuerungs- u. Wandlungsquellen der Menschen,
und jeder neu Lebenszustand gewissermassen!
unter einer neuen Gottheit stehend. Dass
man kein Faust nach dem „Verstehen“
fragt, habe ich stets als ungerecht und
spiessig empfunden.Es ist garnichts zu
„verstehen“, wenn man nur jede Figur als
wirklich plastische Verkörperung ansieht
ein paar Privatscherze Goethes ausgenommen).
Habe mich stets geweigert, einen Faustkommen⸗
tar zu lesen. – Meine Frage an Sie betraf
auch garnicht das Verstehen des Faust II,
sondern sein Ziel auf der Erde, seinen
Welt-Sinn, seine nachwirkende Produktiv⸗
kraft. Was denken Sie davon? Es giebt
herrliche Werke, die in sich bleiben. Ich erlaube
mir, auch der ungeheuren Grösse gegenüber,
meinem Kontaktsinn zu folgen, und finde
dass "– ohne Vergleich, durch erdenkte und
sogar notwendige überweltliche Wertung "–
ein Werk wie Dantes nachwirkende, heraus
aus sich wirkende Schöpferkraft bis auf die spätesten
Zeiten haben wird (die nur historisch
veralteten Details zählen nicht), Faust II
aber nicht, wohl aber viel Kleineres von Goethe.

                                                                
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BII,4279
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Das Tiefste und bedeutendste
Wort, das Goethe gesprochen hat,
vielleicht das grösste Geheimnis,
das er berührt hat, sind unzwei⸗
felhaft Die Mütter. Dass er
nicht gewagt hat, es auch selbst
zu lösen, danach ist, m.E., seine
unglückliche Abhängigkeit von den
Naturwissenschaften und seine
ganze Rousseauische Überschätzung
der „Natur“ schuld – also gerade
das, weswegen das 19. Jahrhundert
ihn dummerweise so sehr lobt,
und was sein nur Historisches
ausmacht. –

Natur ist der strikte Gegen⸗
satz zu freiem Willen. Ich
sah, als ich soweit gekommen
war, in meinem Leben an Gott
zu glauben, als Erwachsener, weil
ich spürte und erkannte, dass es
den freien Willen giebt ,
ich sah, dass der freie Wille
der Urquell aller Religionen
am Ursprung ist. Die Natur [ist]

                                                                
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(6.
nur das Accidens, das der
Mensch erst selbst, während
seines Handelns, durch Erkenntnis,
schafft. Das naturwissenschaftlich
verbohrte 19. Jahrhundert nahm an,
die Natur habe den Menschen
geschaffen oder „werden lassen“. Die
Zukunft wird einsehen, dass es
umgekehrt ist. Die Zukunft? Jene
heilige Zukunft, die immer bestand,
die im Altertum in den Mysterien
war.

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin


Beispiel: Mozart, Busoni
sind typische Vertreter (als
Schöpfer) des freien Willens.
Beethoven, Wagner, (Debussy): der
(unfreien, fatalistischen) Natur.
(Immer von den Werten geredet.) –
Corneille las ich, weil er die allerstrengste Form
Calderon kenne ich, trotz der
grauenhaften Übersetzungen, sehr
gut. Ich darf ihn jetzt nicht
lesen, es ist zuviel mir verwandtes
zu diesen herlichen Dichter! Ich
wollte möchte einen, der mich zügelt
durch Fremdheit. –

Und alles
andere auf bald und mündlich.
Ich umarme Sie in tiefer
Freundschaft Ihr


Ludwig Rubiner

.
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">(6.</note> <lb/>nur das A<choice><orig>cc</orig><reg>kz</reg></choice>idens, das der <lb/>Mensch erst selbst, während <lb/>seines Handelns, durch Erkenntnis, <lb/>schafft. Das naturwissenschaftlich <lb/>verbohrte 19. Jahrhundert nahm an, <lb/>die Natur habe den Menschen <lb/>geschaffen oder <soCalled rend="dq-du">werden lassen</soCalled>. Die <lb/>Zukunft wird einsehen, dass es <lb/><hi rend="underline">umgekehrt</hi> ist. Die Zukunft? Jene <lb/>heilige Zukunft, die <hi rend="underline">immer</hi> bestand, <lb/>die im Altertum in den Mysterien <lb/>war.</p> <note type="stamp" place="right" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note> <p><lb/>Beispiel: <persName key="E0300010">Mozart</persName>, <persName key="E0300017">Busoni</persName> <lb/>sind typische Vertreter (als <lb/>Schöpfer) des freien Willens. <lb/><persName key="E0300001">Beethoven</persName>, <persName key="E0300006">Wagner</persName>, <persName key="E0300021">(Debussy)</persName>: der <lb/>(unfreien, fatalistischen) Natur. <lb/>(Immer von den Werten geredet.) – <lb/><persName key="E0300414">Corneille</persName> las ich, weil er die allerstrengste Form <lb/><persName key="E0300386">Calder<choice><orig>o</orig><reg>ó</reg></choice>n</persName> kenne ich, trotz der <lb/>grauenhaften Übersetzungen, sehr <lb/>gut. Ich darf ihn jetzt nicht <lb/>lesen, es ist zuviel mir verwandtes <lb/>zu diesen herlichen Dichter! Ich <lb/><hi rend="strikethrough">wollte</hi> möchte einen, der mich zügelt <lb/>durch Fremdheit. –</p> <closer> <salute>Und alles <lb/>andere auf bald und mündlich. <lb/>Ich umarme Sie in tiefer <lb/>Freundschaft Ihr </salute> <lb/><signed><persName key="E0300126">Ludwig Rubiner</persName></signed>. </closer> </div>
7Faksimile
7Diplomatische Umschrift
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[Seite 2 des 2. Bogens]
— Confiserie & patisserie —
E. Scheurer
PIAZZA GRANDELOCARNOPIAZZA GRANDE

Buffet du Kursaal
Locarno, le ....... 19..
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
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8Diplomatische Umschrift
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[Seite 3 des 2. Bogens]
                                                                
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9Faksimile
9Diplomatische Umschrift
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Ambulant
23.IV.18.2517
Genève
24.IV.18.-1
Let.
Rue du Stand
Express!
Zürich
Monsieur Ferruccio Busoni
aux bons soins de Übers.: zu Händen vonMme Jeanne Blumer
36 Scheuchzerstr.
Genève
Zürich
13 Rue de Candolle 13
Exp.: Übers.: Absender
Rubiner. Muralto/Locarno
Villa Rossa
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10Faksimile
10Diplomatische Umschrift
10XML
Nachlaß BusoniB II
Mus. ep. L. Rubiner 20
Mus. Nachl.
F. Busoni BII,
4279-Beil.
Zürich
25.IV.8.IX-
[Brf.] Exp.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Genève
24.IV.18.XI-
Transit
22 April
1918.
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4279 | olim: Mus.ep. L. Rubiner 20 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Umschlagaufriss oben (ohne Textverlust).
Umfang
4 Blätter, 6 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand Gerda Busonis, die das Datum auf der Umschlagrückseite mit Bleistift notiert hat.
  • Vmtl. Hand des Empfängers, der den Brief richtige Adresse Busonis notiert hat in violetter Schrift notiert.
  • blaue Unterstreichung auf der Briefumschlagsvorderseite
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel Zürich (schwarze Tinte)
  • Poststempel Genf (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12345678910

Zusammenfassung
Rubiner offenbart, dass ihm gegen seine Ängste und psychischen Nöte nur seine Frau helfen kann; denkt über Wegbegleiter und Fremde verschiedensten Interlekts und Berufs nach; momentane negative Beurteilung Hubers; Wirkungskraft von Werken; größtes ungelüftetes (Schuld daran ist seine Abhägigkeit von den Naturwissenschaften) Geheimnis in Goethes Faust: "Die Mütter"; Prinzip der unfreien Natur versus des freien Willens; Einteilung typischer Vertreter des freien Willens (Mozart, Busoni) und der unfreien Natur(Beethoven, Wagner, (Debussy)); Hofft auf baldiges Treffen mitBusoni
Incipit
was im Latein, mit Purpurtoga behangen

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
7. März 2018: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition