Ferruccio Busoni an Ludwig Rubiner arrow_backarrow_forward

Zürich · 21. März 1919

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Mus.ep. F. Busoni 807 (Busoni-Nachl. B I)
Mus.Nachl. F. Busoni B I, 1013
[1]

L LR Ihr erfreulicher
Brief brauchte eine
kleine Woche zu mir. Wir sind
recht froh, dass Sie unsere Wohnung
benützen und glücklich, wenn Sie
sich darin wohl fühlen. Besonders
freudig stimmten mich Ihre
Mittheilungen über den Verlag.
Ich werde dien sehr günstigen
Antrag ernstlich überlegen. Sie
vergassen, dass die Angelegenheit
mit dem anderen Verlage haupt-
sächlich darum angebahnt wurde,
weil es mir unerlässlich erschien,
dass d meine operndichtung
unter neutraler Flagge – also
durch die Schweiz – hinaus
segelte. – Eine Veröffentlichung
des Arlecchino müsste mit
Breitkopf x Härtel (so weit dies Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Lieber Ludwig Rubiner,

Ihr erfreulicher Brief brauchte eine kleine Woche zu mir. Wir sind recht froh, dass Sie unsere Wohnung benützen, und glücklich, wenn Sie sich darin wohlfühlen. Besonders freudig stimmten mich Ihre Mitteilungen über den Verlag. Ich werde den sehr günstigen Antrag ernstlich überlegen. Sie vergaßen, dass die Angelegenheit mit dem anderen Verlage hauptsächlich darum angebahnt wurde, weil es mir unerlässlich erschien, dass meine Operndichtung unter neutraler Flagge – also durch die Schweiz – hinaussegelte. – Eine Veröffentlichung des Arlecchino müsste mit Breitkopf & Härtel (soweit dies den operatischen Teil berührt) vereinbart werden.

Eigenartig dächte ich mir einen Theaterabend, an dem sowohl der Opern-Einakter als auch die literarische Ergänzung dazu auf dem Wege des Experimentes auf der Bühne gespielt würden. – Dazu aber müsste ich wohl selber am Platze sein.

Ihren Bericht über Gutes und Böses in Ihrer Stadt las ich mit besorgter Teilnahme. Noch ist „keinem nicht nichts“ klar. Ich taste inzwischen, ohne Plan und Entschluss vorläufig. – Grüßen Sie und danken Sie Rita.

Ich schreibe bald mehr und erhoffe auch von Ihnen Weiteres. An Frau Rubiner alles Schöne.

Ihr herzlich ergebener

F. Busoni

21. März 1919.

Aus der Faust-Partitur haben sich zwei Orchesterstücke losgelöst: „Sarabande et Cortège“, die zu 1. April 1919meinem (ach!) Geburtstage gespielt werden. Die Uraufführung von Sarabande et Cortège fand am 31. März 1919 in Zürich mit dem Tonhalle-Orchester unter Volkmar Andreae im 12. Abonnementskonzert statt (wiederholt am Folgetag, vgl. Willimann 1994, S. 72).

                                                                
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B I, 1013
[2] den operatischen Theil
berührt) vereinbart werden. –

Eigenartig dächte ich mir
einen Theater Abend, an dem
sowohl der Opern Einakter, als
auch die literarische Ergänzung
dazu
auf dem Wege des Ex-
perimentes auf der Bühne
gespielt würden. – Dazu aber
müsste ich wohl selber am
Platze sein.

Ihren Bericht über Gutes
u. Böses in Ihrer Stadt las
ich mit besorgter Theilnahme.
Noch ist “Keinem nicht Nichts” klar.
Ich taste inzwischen, ohne Plan
u. Entschluss vorläufig. – Grüssen
Sie und danken Sie Rita.

Ich schreibe bald mehr
u. erhoffe auch von Ihnen
Weiteres. An Frau Rubiner Alles
Schöne. Ihr herzlich ergebener Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

F. Busoni

21· März 1919.

[am linken Rand, längs:]

Aus der Faust-Partitur haben sich zwei Orchesterstücke
los gelöst: “Sarabande et Cortège”, die zu 1. April 1919meinem (ach!)
Geburtstage gespielt werden. – Die Uraufführung von Sarabande et Cortège fand am 31. März 1919 in Zürich mit dem Tonhalle-Orchester unter Volkmar Andreae im 12. Abonnementskonzert statt (wiederholt am Folgetag, vgl. Willimann 1994, S. 72).

                                                                
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Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Zürich
21.III.19–[…] höchstens 2 Zeichen: unleserlich.
Bahnhof
An den Herrn
Ludwig Rubiner
Viktoria-Luise-Platz 11,
(bei Busoni).
Berlin, W.30.
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6Diplomatische Umschrift
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21 Marz 1919
Nachlaß Busoni B I
Mus.ep. F. Busoni 807

Mus.Nachl. F. Busoni B I, 1013-Beil.
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 1013 | olim: Mus.ep. F. Busoni 807 (Busoni-Nachl. B I) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Umschlagaufriss oben (ohne Textverlust).
Umfang
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Nur die Vorderseiten sind beschrieben.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
  • Unbekannte Hand, die auf der Rückseite von Seite 1 mit Bleistift eine Zeichenfolge notiert hat.
  • Hand Gerda Busonis, die mit Bleistift das Datum auf der Umschlagrückseite notiert hat.
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Zusammenfassung
Busoni freut sich, dass Rubiner in seine Berliner Wohnung gezogen ist; berichtet über die Veröffentlichung des Arlecchino durch Breitkopf & Härtel.
Incipit
Ihr erfreulicher Brief brauchte eine kleine Woche zu mir

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
3. Juni 2023: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition