Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach arrow_backarrow_forward

Zürich · 16. Juli 1917

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Diplomatische Umschrift
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N.Mus.Nachl. 30, 17

L Ph. J, ich will Ihnen den Empfang
der Handschrift „das Wandbild“
bestätigen, der Ihr Brief

folgte. – Herzlich freue ich mich darüber,
dass Ihnen das Textbuch, auch nach
wiederholtem Durchlesen, gleich gut
gefällt. Wir wollen das Ding betiteln:
„Eine Szene und eine Pantomime“.

Dazu haben Sie bereits die Anfangs-
takte? Das Eis ist gebrochen! – Für
den religiösen Gesang empfähle ich Ihnen,
sich alte orientalische Weisen anzu-
-sehen. So Etwas, – selbst wenn man es nicht
buchstäblich benützt – gibt immer einen
Anstoss. Der Mädchen Chor müsste
zerstreut beginnen u. enden, nach
der Mitte hin sich verdichten. – Nun
haben Sie (schon vorgestern) 30 von 50
Seiten Ihrer Partitur vom Ritterspiele
auf dem Papier gehabt, heute werden es
35 sein. Wir sind am 16. Juli. Also:
du courage, et toujours en avant!

Jetzt haben auch Nikisch u. d’Albert ihre
hoh tiefen und hohen Stimmen gegen mich
erhoben. Frau Olga wird’s Ihnen erzählt
haben. Grüssen Sie sie, erst nachdem Sie ihre
Frau
gegrüsst haben. Auch an Helbig’s Alles
Schöne.

Ihr F Busoni

1917.

L Ph. J,

ich will Ihnen den Empfang der Handschrift „Das Wandbild“ bestätigen, der Ihr Brief folgte. – Herzlich freue ich mich darüber, dass Ihnen das Textbuch, auch nach wiederholtem Durchlesen, gleich gut gefällt. Wir wollen das Ding betiteln: „Eine Szene und eine Pantomime“.

Dazu haben Sie bereits die Anfangstakte? Das Eis ist gebrochen! – Für den religiösen Gesang empfähle ich Ihnen, sich alte orientalische Weisen anzusehen. So etwas – selbst wenn man es nicht buchstäblich benützt – gibt immer einen Anstoß. Der Mädchenchor müsste zerstreut beginnen und enden, nach der Mitte hin sich verdichten. – Nun haben Sie (schon vorgestern) 30 von 50 Seiten Ihrer Partitur vom Ritterspiele auf dem Papier gehabt, heute werden es 35 sein. Wir sind am 16. Juli. Also: du courage, et toujours en avant!

Jetzt haben auch Nikisch und d’Albert ihre tiefen und hohen Stimmen gegen mich erhoben. Frau Olga wird’s Ihnen erzählt haben. Grüßen Sie sie, erst nachdem Sie Ihre Frau gegrüßt haben. Auch an Helbigs alles Schöne.

Ihr F Busoni

1917.
                                                                
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16 Juli 1917
Preußischer
Staats-
bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
                                                                
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,17 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Blatt, 1 beschriebene Seite
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signatur eingetragen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Hand Gerda Busonis, die mit Bleistift auf der Rückseite das Datum eingetragen hat
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12

Zusammenfassung
Busoni hat das Original des Wandbild-Librettos zurückerhalten; gibt Hinweise zur musikalischen Ausführung; ermutigt Jarnach zu zügiger Fertigstellung des Prologs zu einem Ritterspiele; wurde von Arthur Nikisch und Eugen d’Albert kritisiert.
Incipit
ich will Ihnen den Empfang der Handschrift

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
14. April 2021: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Beaumont 1987, S. 263 f.