Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach arrow_backarrow_forward
Berlin · 20. Juli 1923
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Diplomatische Umschrift
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Lesefassung
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Aus Ihrem Schweigen schliess’ ich,
(mein’ Absicht ist nicht bissig!) dass sie in Arbeit stecken, als wie das Mehl in Säcken. Da darf man Sie nicht wecken, der Sack, er darf nicht lecken; aus ihm sich nichts ergiessen doch auch in ihn nichts fliessen. D’rum weiter fortgeschwiegen! Nicht brechen, und nicht biegen. Und während in der Pfalz zu grandiösen Längen zu staunenswerthen Breiten sich reihen Seit’ an Seiten, mag uns getrost zum Hals umsonst die Zunge hängen wie sie schon lange hing nach einem Freundeswink. O Selbstsucht! heilger Schrein, des Schöpfers dichte Zelle, wohin dringt keine Welle noch kein so blasser Schein von einer Aussenwelt die jenen Schrein umstellt; dem eigentlichen Leben, das Sie nun wiedergeben, und dessen Widerklang steht im Zusam̅enhang mit Ihrer Kunst u. Wissen: Sie könnten’s nicht vermissen! |
Aus Ihrem Schweigen schließ’ ich
(mein’ Absicht ist nicht bissig!), dass sie in Arbeit stecken, als wie das Mehl in Säcken. Da darf man Sie nicht wecken, der Sack, er darf nicht lecken; aus ihm sich nichts ergießen, doch auch in ihn nichts fließen. Drum weiter fortgeschwiegen! Nicht brechen, und nicht biegen. Und während in der Pfalz zu grandiösen Längen zu staunenswerten Breiten sich reihen Seit’ an Seiten, mag uns getrost zum Hals umsonst die Zunge hängen, wie sie schon lange hing nach einem Freundeswink. O Selbstsucht! heilger Schrein, des Schöpfers dichte Zelle, wohin dringt keine Welle noch kein so blasser Schein von einer Außenwelt die jenen Schrein umstellt; dem eigentlichen Leben, das Sie nun wiedergeben, und dessen Widerklang steht im Zusammenhang mit Ihrer Kunst und Wissen: Sie könnten’s nicht vermissen! Wer borgt, der zahle Zinsen, wenn auch in kleinen Münzen; aus seines Herzens Schätzen – und nicht nach den Gesetzen. —
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2Faksimile
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[am linken Rand, längs:] Wer borgt, der zahle Zinsen, wenn auch in kleinen Münzen; aus seines Herzens Schätzen – und nicht nach den Gesetzen. ☰ N.Mus.Nachl. 30, 77
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Dokument
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Quelle
- Überlieferung
- Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,77 |
- Zustand
- Die Postkarte ist gut erhalten.
- Umfang
- 1 Postkarte, 2 beschriebene Seiten
- Kollation
- Im Hochformat beschrieben (Fortsetzung auf der Adressseite).
- Hände/Stempel
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- Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
- Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signatur eingetragen hat
- Bibliotheksstempel (rote Tinte)
- Poststempel (schwarze Tinte)
Inhalt
- Zusammenfassung
- Busoni fordert (in gereimter Form) Jarnach zur Rückmeldung auf; erklärt sich dessen Schweigen mit Versenkung in Arbeit.
- Incipit
- „Aus Ihrem Schweigen schließ’ ich“
Edition
- Inhaltlich Verantwortliche
- Christian Schaper Ullrich Scheideler
- bearbeitet von
- Stand
- 29. Oktober 2021: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
- Stellung in diesem Briefwechsel
- Vorausgehend Folgend
- Benachbart in der Gesamtedition
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Vorausgehend Folgend
- Frühere Ausgaben
- Sablich 1988, S. 500 f.
Erwähnte Entitäten
- Personen
- Orte