Martin Wegelius an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Vikan · 29. Dezember 1897

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Mus.ep. M. Wegelius 26 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5339

Vikan d. 28/12 97.

Lieber Freund Ferruccio!

Hier sitzen wir wieder auf dem Lan⸗
de in unserm schönen Heim und ru⸗
hen aus. Es sitzt sich hier so warm
och Schwed.: und. gut mitten im Winter, dass man
der ganzen Welt ein: “Prosit Neu⸗
jahr!”
zurufen möchte, während das
alte Jahr allmählich mit Schmerzen
und Freude ins Blaue hinein
schwindet – der Strom rauscht dazu
und in den Wipfeln des Waldes
rauscht saust ein lauer Südwind
(heute nämlich). Das Leben wird[1]

Vikan, den 28.12.1897.

Lieber Freund Ferruccio!

Hier sitzen wir wieder auf dem Lande in unserm schönen Heim und ruhen aus. Es sitzt sich hier so warm och Schwed.: und. gut mitten im Winter, dass man der ganzen Welt ein: „Prosit Neujahr!“ zurufen möchte, während das alte Jahr allmählich mit Schmerzen und Freude ins Blaue hinein schwindet – der Strom rauscht dazu und in den Wipfeln des Waldes saust ein lauer Südwind (heute nämlich). Das Leben wird so ziemlich wie ein Traum, besonders nachmittags oder abends am flammenden Herd, wenn sonst kein Licht brennt; zu dem stets fortbrausenden „Continuo“ des Baches draußen bilden sich innen allerlei melodische Visionen. Ein paar Sachen vermisse ich dann und wann in diesem sonst sehr angenehmen Traum: einen guten Wein und einen guten Freund – keinen solchen gewöhnlichen, der ja auch in Helsingfors zu haben wäre; nein, was Apartes! Um beide zu haben, müsste ich nach Berlin gehen, und das ist mir jetzt leider zu weit.

Den 29.

Heute sind wir also 24 Jahre verheiratet gewesen – das ist ja beinahe ein Lebensabschnitt – und haben einander immer noch lieb, sehr lieb. Wie fürchterlich doch von der Ehe gelogen wird in der Welt. Wäre ich Kaiser von Russland, ließe ich entschieden sogleich den Tolstoi hängen – wegen seiner Kreutzersonate. Da ich aber nicht Kaiser, sondern ganz einfach Rittergutsbesitzer bin, lasse ich keinen aufhängen, lasse aber alle glückliche Ehegatten hochleben, in erster Linie Busonius und Busonia! Glück auf zum neuen Jahre! Kinder, ihr seid keine Orchesterspieler und 365 Tagespausen zu zählen ist kein Spaß, aber noch ein Jahr genau ist hier silberne Hochzeit – könnte nicht in der folgenden Woche Konzert in Helsingfors sein von Ferruccio Busoni? Weihnachten wäre natürlich früher abgegessen beim Stengubben? Kosename für den Bildhauer Carl Eneas SjöstrandGerdas Vater. Der Name setzt sich aus der schwedischen Vorsilbe sten- (dt.: stein-) und gubben (dt.: alter Mann) zusammen. Busoni benutzte auch weitere ähnliche Spitznamen, wie pater lapidarius (lat.: Vater Stein) oder „der Thonkünstler“ (vgl. Wis 1977, S. 265; Flodin 1922, S. 428). Wie?

Weißt Du, dass der Novacek, von dem damals die Rede war, jetzt in Åbo ist? Der Violinist Victor Nováček war seit September 1897 Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters in Turku (schwed.: Åbo) (vgl. N. N. 1897f). Busoni lernte Victor Nováčeks Bruder, Ottokar Nováček – mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband, im Frühjahr 1889 bei einem Aufenthalt in Leipzig kennen (vgl. Dent 1974, S. 81). Möglicherweise empfahl Busoni in diesem Kontext eine Anstellung von Victor Nováček als Violinlehrer am Institut, nachdem Hermann Csillag 1889 entlassen wurde (vgl. die Kommentierung im Brief vom 1. Mai 1894). 1898 wurde Nováček von Wegelius engagiert und blieb bis 1913 erster Lehrer für Violine (vgl. Dahlström 1982, S. 332). 1904 spielte er die Uraufführung von Sibelius’ Violinkonzert unter dessen Leitung in Helsinki (vgl. Ramnarine 2020, S. 52 ff.). Hast Du ihn später gehört und glaubst Du, dass er sich musikalisch gehalten hat? Ich glaube, dass der Kihlman weggeht im Juni. Carl Kihlman studierte Violine bei Eugène Ysaÿe in Brüssel, bevor er 1893 als Violinlehrer an das Konservatorium kam. 1898 verließ er das Institut und nahm eine Stelle als erster Violinist der Kungliga Hovkapellet an (vgl. N. N. 1893; N. N. 2017).

Weißt Du etwas von dem Hutcheson? Sitzt der immer noch in Weimar und hat er sich gut gehalten? Der Petzet fängt an, das Publikum zu langweilen. Er ist ja ein recht guter Kerl, inklusive Musiker, andererseits aber ein altes Weib, dem die Hosen lange nach der Geburt mühsam zugeschnitten und angepasst worden sind. Er hat so wenig Knochen und Haltung in der Seele, dass es mir vorkommt, als würde er in direkt absteigender Linie von dem urweltlichen Urschleim abstammen.

Von meinem lieben Schüler Melartin Erkki Melartin war seit 1892 am Institut und lernte noch bis 1899 bei Wegelius. Anschließend studierte er zwei Jahre am Wiener Konservatorium, kehrte 1901 nach Helsinki zurück und lehrte dort bis 1905 Musiktheorie. Von 1911 bis zu seinem Tod 1937 war er der vierte Direktor des Instituts, nach Wegelius, Armas Järnefelt und Karl Ekman (vgl. Dahlström 1982, S. 315, 319, 440; Ranta-Meyer 2004, Sp. 1502 f.). wurde vor Weihnachten eine hübsche Komposition zu Rydbergs „Betlehems stjärna“ im Musikabend aufgeführt. Das Stück für Solo-Sopran, gemischten Chor, Violine, Klavier und Harmonium wurde am 15. Dezember 1897 beim letzten Musikabend des Jahres uraufgeführt. Die Premiere war so erfolgreich, dass es gleich ein zweites Mal gespielt wurde (vgl. Flodin 1897). Zu wem soll ich diesen entschieden begabten aber körperlich kränkelnden Jungen hinschicken? Der will nämlich auch hinaus – und soll und muss es auch.

Und die Haartman? Na, diese Gans!!! Nachdem ich in ihrem Auftrag dich zweimal bemüht hatte und sie sich recht schön bedankt hatte, ging sie zu Grünfeld! Dass ich von einem so einfältigen Frauenzimmer so gründlich an der Nase herumgeführt worden bin, kann ich mir nie verzeihen. Entschuldige, lieber Freund, dass ich auch dich dabei zum Narren gehalten! Siehe Kommentierung im vorigen Brief.

Lieber Freund, lass mich ein wenig wissen, was Du vorhast diesen Winter – ob dein Weg dich gar nicht hieher, oder wenigstens nach Petersburg führt. Sage mir noch: war das Publikum in deinem Kompositionskonzert auch so, wie die Kritik bei den symphonischen Werken? War die Aufführung wirklich vorzüglich oder nicht? Busoni gab am 8. Oktober ein Konzert in der Berliner Sing-Akademie, bei dem er ausschließlich eigene Orchesterwerke dirigierte. Das Programm bestand aus dem Symphonischen Tongedicht (1893), der Lustspiel-Ouvertüre (1897), der Geharnischten Suite (1895) und dem Violinkonzert (1897), zusammen mit dem Solisten und Widmungsträger Henri Petri – letztere drei Werke alle in Uraufführung (vgl. Couling 2005, S. 165). Während das Konzert ein voller Publikumserfolg war – der Applaus hielt an, bis der letzte Satz des Violinkonzerts wiederholt wurde – fielen die Reaktionen der Presse sehr unterschiedlich aus. Wegelius bezieht sich wohl auf die einzige Erwähnung des Konzerts in der finnischen Presse, im Hufvudstadsbladet vom 19. Oktober, in der das Konzert in einer insgesamt kurzen Rezension als großer Erfolg betitelt wird (vgl. N. N. 1897h). Ich bin sehr neugierig. Dass das Violinkonzert gefallen musste, wusste ich schon. Wenn Du dein freundliches Gesicht so offen zeigst wie dort, muss Jedermann dich lieben.

Grüße deine liebe Gerda allerherzlichst von uns beiden. Wie geht’s denn ihr und Benni? Sei er gegrüßt vielmals – er auch! Jetzt werde ich gerufen – ein „Orre“ Schwed.: Birkhuhn liegt gebraten auf dem Tisch, dazu ein Käse, gemacht von der Milch unserer eignen Kuh – sagt meine Frau. Herr Gott, wenn nur die Trauben meines Weinbergs nicht so himmelhoch unnahbar hingen! Und wenn der Busonius auf fünf Minuten Zeit hätte, mitzuessen! Die Hanna grüßt 1000-mal durch

deinen alten M Wegelius

Adresse bis zum 13. Jan: Karis, Pojo, Vikan.

                                                                
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brennt; zu dem stets fortbrausen⸗
den “Continuo” des Baches draussen
bilden sich innen allerlei melodi⸗
sche Visionen. Ein Paar Sachen
vermisse ich dann und wann in die⸗
sem sonst sehr angenehmen Traum:
einen guten Wein und einen guten
Freund – keinen solchen gewöhnli⸗
chen, der ja auch in Helsingfors
zu haben wäre; nein, was Apar⸗
tes! Um beide zu haben, müsste ich
nach Berlin gehen, und das ist
mir jetzt leider zu weit.

D. 29. Heute sind wir also 24 Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
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und haben einander immer noch
lieb, sehr lieb. Wie fürchterlich
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der Welt. Wäre ich Kaiser von
Russland, liesse ich entschieden sogleich
den Tolstoi hängen – wegen seiner
Kreutzersonate. Da ich aber nicht
Kaiser, sondern ganz einfach Rit⸗
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nen aufhängen, lasse aber alle
glückliche Ehegatten hoch leben,
in erster Linie Busonius und
Busonia! Glück auf zum neuen
Jahre! Kinder, ihr seid keine Or⸗
chesterspieler und 365 Tagespausen Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[2]

                                                                
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noch ein Jahr genau ist hier sil⸗
berne Hochzeit – könnte nicht in
der folgenden Woche Concert in
Helsingfors sein von F. B.? Weih⸗
nachten wäre natürlich früher abge⸗
gessen beim Stengubben? Kosename für den Bildhauer Carl Eneas SjöstrandGerdas Vater. Der Name setzt sich aus der schwedischen Vorsilbe sten- (dt.: stein-) und gubben (dt.: alter Mann) zusammen. Busoni benutzte auch weitere ähnliche Spitznamen, wie pater lapidarius (lat.: Vater Stein) oder „der Thonkünstler“ (vgl. Wis 1977, S. 265; Flodin 1922, S. 428). Wie?

Weisst Du, dass der Novacek, von
dem damals die Rede war, jetzt in
Åbo ist? Der Violinist Victor Nováček war seit September 1897 Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters in Turku (schwed.: Åbo) (vgl. N. N. 1897f). Busoni lernte Victor Nováčeks Bruder, Ottokar Nováček – mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband, im Frühjahr 1889 bei einem Aufenthalt in Leipzig kennen (vgl. Dent 1974, S. 81). Möglicherweise empfahl Busoni in diesem Kontext eine Anstellung von Victor Nováček als Violinlehrer am Institut, nachdem Hermann Csillag 1889 entlassen wurde (vgl. die Kommentierung im Brief vom 1. Mai 1894). 1898 wurde Nováček von Wegelius engagiert und blieb bis 1913 erster Lehrer für Violine (vgl. Dahlström 1982, S. 332). 1904 spielte er die Uraufführung von Sibelius’ Violinkonzert unter dessen Leitung in Helsinki (vgl. Ramnarine 2020, S. 52 ff.). Hast Du ihn später ge⸗
hört und glaubst Du, dass er sich
musikalisch gehalten hat? Ich glau⸗
be, dass der Kihlman weggeht im
Juni. Carl Kihlman studierte Violine bei Eugène Ysaÿe in Brüssel, bevor er 1893 als Violinlehrer an das Konservatorium kam. 1898 verließ er das Institut und nahm eine Stelle als erster Violinist der Kungliga Hovkapellet an (vgl. N. N. 1893; N. N. 2017).

Weisst Du etwas von dem Hut⸗
cheson
? Sitzt der immer noch in
Weimar und hat er sich gut

                                                                
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ja ein recht guter Kerl, inclusi⸗
ve Musiker, andererseits aber ein
altes Weib, dem die Hosen lange
nach der Geburt mühsam zuge⸗
schnitten und angepasst worden
sind. Er hat so wenig Knochen
und Haltung in der Seele, dass
es mir vorkommt als würde er
in direct absteigender Linie von
dem urweltlichen Urschleim ab⸗
stammen.

Von meinem lieben Schüler
Melartin Erkki Melartin war seit 1892 am Institut und lernte noch bis 1899 bei Wegelius. Anschließend studierte er zwei Jahre am Wiener Konservatorium, kehrte 1901 nach Helsinki zurück und lehrte dort bis 1905 Musiktheorie. Von 1911 bis zu seinem Tod 1937 war er der vierte Direktor des Instituts, nach Wegelius, Armas Järnefelt und Karl Ekman (vgl. Dahlström 1982, S. 315, 319, 440; Ranta-Meyer 2004, Sp. 1502 f.). wurde vor Weihnachten
eine hübsche Komposition zu
Rydbergs “Betlehems stjärna” im[3]

                                                                
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Musikabend aufgeführt. Das Stück für Solo-Sopran, gemischten Chor, Violine, Klavier und Harmonium wurde am 15. Dezember 1897 beim letzten Musikabend des Jahres uraufgeführt. Die Premiere war so erfolgreich, dass es gleich ein zweites Mal gespielt wurde (vgl. Flodin 1897). Zu wem
soll ich diesen entschieden begab⸗
ten aber körperlich kränkelnden Jungen
hinschicken? Der will nämlich
auch hinaus – und soll und muss
es auch.

Und die Haartman? Na, die⸗
se Ganzs!!! Nachdem ich in ih⸗
rem Auftrag dich zweimal
bemüht hatte und sie sich recht
schön bedankt hatte, ging sie
zu Grünfeld! Dass ich von
einem so einfältigen Frauen⸗
zimmer so gründlich an der
Nase herumgeführt worden bin,
kann ich mir nie verzeihen. Ent⸗
schuldige, lieber Freund, dass ich
auch dich dabei zum Narren ge⸗ Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><postscript type="split"><p rend="indent-first" type="split"> Musikabend aufgeführt. <note type="commentary" resp="#E0300616">Das Stück für Solo-Sopran, gemischten Chor, Violine, Klavier und Harmonium wurde am <date when-iso="1897-12-15">15. Dezember 1897</date> beim letzten Musikabend des Jahres uraufgeführt. Die Premiere war so erfolgreich, dass es gleich ein zweites Mal gespielt wurde (vgl. <bibl><ref target="#E0800516"/></bibl>).</note> Zu wem <lb/>soll ich diesen entschieden begab <lb break="no"/>ten aber <add place="above">körperlich</add> kränkelnden Jungen <lb/>hinschicken? Der will nämlich <lb/>auch hinaus – und soll und muss <lb/>es auch.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Und die <persName key="E0300996">Haartman</persName>? Na, die <lb break="no"/>se Gan<subst><del rend="overwritten">z</del><add place="across">s</add></subst>!!! Nachdem ich in ih <lb break="no"/>rem Auftrag dich zweimal <lb/>bemüht hatte und sie sich recht <lb/>schön bedankt hatte, ging sie <lb/>zu <persName key="E0300929">Grünfeld</persName>! Dass ich von <lb/>einem so einfältigen Frauen <lb break="no"/>zimmer so gründlich an der <lb/>Nase herumgeführt worden bin, <lb/>kann ich mir nie verzeihen. Ent <lb break="no"/>schuldige, lieber Freund, dass ich <lb/>auch dich dabei zum Narren ge <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red" xml:id="stamp2"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </p></postscript></div>
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7Diplomatische Umschrift
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halten! Siehe Kommentierung im vorigen Brief.

Lieber Freund, lass mich ein
wenig wissen, was Du vorhast die⸗
sen Winter – ob dein Weg dich
gar nicht hieher, oder wenigstens
nach Petersburg führt. Sage
mir noch: war das Publicum in
deinem Kompositionskonsert auch
so wie die Kritik bei den sym⸗
phonischen Werken? war die Auf⸗
führung wirklich vorzüglich oder
nicht? Busoni gab am 8. Oktober ein Konzert in der Berliner Sing-Akademie, bei dem er ausschließlich eigene Orchesterwerke dirigierte. Das Programm bestand aus dem Symphonischen Tongedicht (1893), der Lustspiel-Ouvertüre (1897), der Geharnischten Suite (1895) und dem Violinkonzert (1897), zusammen mit dem Solisten und Widmungsträger Henri Petri – letztere drei Werke alle in Uraufführung (vgl. Couling 2005, S. 165). Während das Konzert ein voller Publikumserfolg war – der Applaus hielt an, bis der letzte Satz des Violinkonzerts wiederholt wurde – fielen die Reaktionen der Presse sehr unterschiedlich aus. Wegelius bezieht sich wohl auf die einzige Erwähnung des Konzerts in der finnischen Presse, im Hufvudstadsbladet vom 19. Oktober, in der das Konzert in einer insgesamt kurzen Rezension als großer Erfolg betitelt wird (vgl. N. N. 1897h). Ich bin sehr neugierig.
Dass das Violinkonzert gefallen
musste, wusste ich schon. Wenn
Du dein freundliches Gesicht
so offen zeigt wie dort, muss Je⸗
dermann dich lieben.

[4]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><postscript type="split"><p rend="indent-first" type="split"> halten! <note type="commentary" resp="#E0300616">Siehe Kommentierung im <ref target="#D0102041">vorigen Brief</ref>.</note><orig> –</orig></p> <p rend="indent-first">Lieber Freund, lass mich ein <lb/>wenig wissen, was Du vorhast die <lb break="no"/>sen Winter – ob dein Weg dich <lb/>gar nicht hieher, oder wenigstens <lb/>nach <placeName key="E0500116">Petersburg</placeName> führt. Sage <lb/>mir noch: war das Publi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>um in <lb/>deinem Kompositionskon<choice><orig>s</orig><reg>z</reg></choice>ert auch <lb/>so<reg>,</reg> wie die Kritik bei den sym <lb break="no"/>phonischen Werken? <choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>ar die Auf <lb break="no"/>führung wirklich vorzüglich oder <lb/>nicht? <note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300017">Busoni</persName> gab am <date when-iso="1897-10-08">8. Oktober</date> ein Konzert in der <placeName key="E0500029">Berliner</placeName> <placeName key="E0500326">Sing-Akademie</placeName>, bei dem er ausschließlich eigene Orchesterwerke dirigierte. Das Programm bestand aus dem <title key="E0400663">Symphonischen Tongedicht</title> (<date when-iso="1893">1893</date>), der <title key="E0400276">Lustspiel-Ouvertüre</title> (<date when-iso="1897">1897</date>), der <title key="E0400227">Geharnischten Suite</title> (<date when-iso="1895">1895</date>) und dem <title key="E0400469">Violinkonzert</title> (<date when-iso="1897">1897</date>), zusammen mit dem Solisten und Widmungsträger <persName key="E0300030">Henri Petri</persName> – letztere drei Werke alle in Uraufführung (vgl. <bibl><ref target="#E0800196"/>, S. 165</bibl>). Während das Konzert ein voller Publikumserfolg war – der Applaus hielt an, bis der letzte Satz des <title key="E0400469">Violinkonzerts</title> wiederholt wurde – fielen die Reaktionen der Presse sehr unterschiedlich aus. <persName key="E0300207">Wegelius</persName> bezieht sich wohl auf die einzige Erwähnung des Konzerts in der <placeName key="E0500323">finnischen</placeName> Presse, im <orgName key="E0600248">Hufvudstadsbladet</orgName> vom <date when-iso="1897-10-19">19. Oktober</date>, in der das Konzert in einer insgesamt kurzen Rezension als großer Erfolg betitelt wird (vgl. <bibl><ref target="#E0800537"/></bibl>).</note> Ich bin <hi rend="underline">sehr</hi> neugierig. <lb/>Dass das <title key="E0400469">Violinkonzert</title> gefallen <lb/><hi rend="underline">musste</hi>, wusste ich schon. Wenn <lb/>Du dein freundliches Gesicht <lb/>so offen zeig<corr>s</corr>t wie dort, <hi rend="underline">muss</hi> Je <lb break="no"/>dermann dich lieben.</p> <note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[4]</note> <note type="stamp" place="margin-left" resp="#dsb_st_red" sameAs="stamp2"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </postscript></div>
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Grüsse deine liebe Gerda aller⸗
herzlichst von uns beiden. Wie
geht’s denn ihr und Benni? Sei
er gegrüsst vielmals – er auch!
Jetzt werde ich gerufen – ein
“Orre” Schwed.: Birkhuhn liegt gebraten auf dem
Tisch, dazu ein Käse, gemacht
vom Milch unserer eignen Kuh –
sagt meine Frau. Herr Gott,
wenn nur die Trauben meines
Weinbergs nicht so himmelhoch
unnahbar hingen! Und wenn
der Busonius auf fünf Minuten
Zeit hätte mitzuessen! Die
Hanna grüsst 1000 mal d[…] mindestens 2, höchstens 3 : überschrieben. [urc]h

deinen alten
M Wegelius

Adresse bis zum 13 Jan:
Karis, Pojo, Vikan.

                                                                
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5339 | olim: Mus.ep. M. Wegelius 26 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
2 Bogen, 8 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Martin Wegelius, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12345678

Zusammenfassung
Wegelius schwärmt von seiner Villa Vikan und seiner Ehe; erkundigt sich nach Victor Nováček und Ernest Hutcheson, die Carl Kihlman und Walter Petzet am Institut ersetzen könnten; berichtet von Kompositionskonzert seines Schülers Erkki Melartin; ist erzürnt, dass Lilly von Haartman nun bei Alfred Grünfeld studiert; erbittet Busonis Bericht über dessen Kompositionskonzert in Berlin.
Incipit
Hier sitzen wir wieder auf dem Lande

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
19. März 2024: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition