Ferruccio Busoni an Frieda Kwast-Hodapp arrow_backarrow_forward

Berlin · 7. Juni 1921

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Mus. ep. F. Busoni 661 (Busoni-Nachl. BI)
Mus. Nachl. F. Busoni B I, 770

An Frieda Kwast-Hodapp

[Adresse: ] Dr Busoni W 30.
Frau Prof. Frieda Kwast-Hodapp,
Dörnbergerstr. 1.Berlin W.

Verehrteste Frau,

Es geht darum nicht, eine Erweiterung in das Konzertstück zu flicken,
weil mein Styl (nach 30 Jahren) sich unliebsam abheben würde gegen
das Vorhandene. Ich habe es heute, bei einem Versuch Ihrem Wunsche
nachzukommen, so erfahren.

- Die Idee, eine Romanze dem Stücke anzuschliessen, dieser einen
kurzen Endsatz beizugesellen, u. derart ein kleines Konzert (Concer-
tino) zu gewinnen, wäre (die Diskrepanz der Schreibart immer voraus-
gesetzt) nicht aussichtslos: würde aber Zeit fordern, von mir: es
auszuarbeiten, von Ihnen: zu warten…..

Dahingegen würde ich Ihnen empehlen ein Rondo Concertante, das ich
nach einem Mozart’schen Finale umgestaltete, als zweite (ebenfalls
kurze) Nummer im selben Programm zu spielen. Es ist bereits gestochen
u. kann baldigst erscheinen. –

Dieses Stück ist sehr brillant, von jugendlichster Frische, u. klingt
im Orchester u. im Klavier so gut als denkbar.

Ich darf meinen Faust nicht zu sehr in den Hintergrund drängen, u.
die Fant. Contrapp. gibt mir schon Einiges zu schaffen. – Wie im Brief an Frieda Kwast-Hodapp vom 31.05.1921 hervorgt, plante Busoni eine weitere Umgestaltung der Fantasia Contrappuntistica und widmet sie dem Ehepaar Kwast-Hodapp. Die infolgedessen entstandene Fassung für zwei Klaviere stellt die letzte der F.C. Version dar und wurde am 16.11.1921 von Busoni gemeinsam mit Egon Petri in Berlin uraufgeführt.

Ich werde aber noch einmal auf das Konzertstück Problem zurückzugrei-
fen, nachdem die Entwürfe zur erweiterten Kadenz u. dem Anfang der
Romanze (die heute entstanden) sich „gesetzt“ haben werden. –

Mit herzlichen u. ganz achtungsvollen Grüssen:

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Ihr ergebener

7. Juni 1921 [Berlin]

F. Busoni

Verehrteste Frau,

Es geht darum nicht, eine Erweiterung in das Konzertstück zu flicken, weil mein Stil (nach 30 Jahren) sich unliebsam abheben würde gegen das Vorhandene. Ich habe es heute, bei einem Versuch, Ihrem Wunsche nachzukommen, so erfahren.

- Die Idee, eine Romanze dem Stücke anzuschließen, dieser einen kurzen Endsatz beizugesellen, und derart ein kleines Konzert (Concertino) zu gewinnen, wäre (die Diskrepanz der Schreibart immer vorausgesetzt) nicht aussichtslos: würde aber Zeit fordern, von mir: es auszuarbeiten, von Ihnen: zu warten…..

Dahingegen würde ich Ihnen empehlen, ein Rondo Concertante, das ich nach einem Mozart’schen Finale umgestaltete, als zweite (ebenfalls kurze) Nummer im selben Programm zu spielen. Es ist bereits gestochen und kann baldigst erscheinen. –

Dieses Stück ist sehr brillant, von jugendlichster Frische, und klingt im Orchester und im Klavier so gut als denkbar.

Ich darf meinen Faust nicht zu sehr in den Hintergrund drängen, und die Fant. Contrapp. gibt mir schon Einiges zu schaffen. – Wie im Brief an Frieda Kwast-Hodapp vom 31.05.1921 hervorgt, plante Busoni eine weitere Umgestaltung der Fantasia Contrappuntistica und widmet sie dem Ehepaar Kwast-Hodapp. Die infolgedessen entstandene Fassung für zwei Klaviere stellt die letzte der F.C. Version dar und wurde am 16.11.1921 von Busoni gemeinsam mit Egon Petri in Berlin uraufgeführt.

Ich werde aber noch einmal auf das Konzertstück Problem zurückzugreifen, nachdem die Entwürfe zur erweiterten Kadenz und dem Anfang der Romanze (die heute entstanden) sich „gesetzt“ haben werden. –

Mit herzlichen und ganz achtungsvollen Grüßen:

Ihr ergebener

7. Juni 1921 [Berlin]

F. Busoni

                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 770 | olim: Mus.ep. F. Busoni 661 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Blatt, 1 beschriebene Seite
Kollation
Seitenfolge: 1, (2 vacat)
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12

Zusammenfassung
Busoni verwirft eine Erweiterung des Konzertstücks aus stilistischen Gründen, schlägt Kwast-Hodapp stattdessen sein fertiges Rondo Concertante zum Spielen vor und erwägt, neue Ansätze (Kadenz und Romanze) später weiter auszuarbeiten.
Incipit
Es geht darum nicht, eine Erweiterung

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
29. April 2025: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition