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Mus. ep. F. Busoni 661 (Busoni-Nachl. BI) Mus. Nachl. F. Busoni B I, 770
An Frieda Kwast-Hodapp [Adresse: ] Dr Busoni W 30.
Frau Prof. Frieda Kwast-Hodapp,
Dörnbergerstr. 1.– Berlin W.
Verehrteste Frau,
Es geht darum nicht, eine Erweiterung in das Konzertstück zu flicken,
weil mein Styl (nach 30 Jahren) sich unliebsam abheben würde gegen
das Vorhandene. Ich habe es heute, bei einem Versuch Ihrem Wunsche
nachzukommen, so erfahren.
- Die Idee, eine Romanze dem Stücke anzuschliessen, dieser einen
kurzen Endsatz beizugesellen, u. derart ein kleines Konzert (Concer- tino) zu gewinnen, wäre (die Diskrepanz der Schreibart immer voraus- gesetzt) nicht aussichtslos: würde aber Zeit fordern, von mir: es
auszuarbeiten, von Ihnen: zu warten…..
Dahingegen würde ich Ihnen empehlen ein Rondo Concertante, das ich
nach einem Mozart’schen Finale umgestaltete, als zweite (ebenfalls
kurze) Nummer im selben Programm zu spielen. Es ist bereits gestochen
u. kann baldigst erscheinen. –
Dieses Stück ist sehr brillant, von jugendlichster Frische, u. klingt
im Orchester u. im Klavier so gut als denkbar.
Ich darf meinen Faust nicht zu sehr in den Hintergrund drängen, u.
die Fant. Contrapp. gibt mir schon Einiges zu schaffen. –
Wie im Brief an Frieda Kwast-Hodapp vom 31.05.1921 hervorgt,
plante Busoni eine weitere Umgestaltung der Fantasia Contrappuntistica und widmet sie dem Ehepaar Kwast-Hodapp.
Die infolgedessen entstandene Fassung für zwei Klaviere stellt die letzte der F.C. Version dar und wurde am 16.11.1921
von Busoni gemeinsam mit Egon Petri in Berlin uraufgeführt.
Ich werde aber noch einmal auf das Konzertstück Problem zurückzugrei- fen, nachdem die Entwürfe zur erweiterten Kadenz u. dem Anfang der
Romanze (die heute entstanden) sich „gesetzt“ haben werden. –
Mit herzlichen u. ganz achtungsvollen Grüssen:
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Verehrteste Frau,
Es geht darum nicht, eine Erweiterung in das Konzertstück zu flicken,
weil mein Stil (nach 30 Jahren) sich unliebsam abheben würde gegen
das Vorhandene. Ich habe es heute, bei einem Versuch, Ihrem Wunsche
nachzukommen, so erfahren.
- Die Idee, eine Romanze dem Stücke anzuschließen, dieser einen
kurzen Endsatz beizugesellen, und derart ein kleines Konzert (Concertino) zu gewinnen, wäre (die Diskrepanz der Schreibart immer vorausgesetzt) nicht aussichtslos: würde aber Zeit fordern, von mir: es
auszuarbeiten, von Ihnen: zu warten…..
Dahingegen würde ich Ihnen empehlen, ein Rondo Concertante, das ich
nach einem Mozart’schen Finale umgestaltete, als zweite (ebenfalls
kurze) Nummer im selben Programm zu spielen. Es ist bereits gestochen
und kann baldigst erscheinen. –
Dieses Stück ist sehr brillant, von jugendlichster Frische, und klingt
im Orchester und im Klavier so gut als denkbar.
Ich darf meinen Faust nicht zu sehr in den Hintergrund drängen, und
die Fant. Contrapp. gibt mir schon Einiges zu schaffen. –
Wie im Brief an Frieda Kwast-Hodapp vom 31.05.1921 hervorgt,
plante Busoni eine weitere Umgestaltung der Fantasia Contrappuntistica und widmet sie dem Ehepaar Kwast-Hodapp.
Die infolgedessen entstandene Fassung für zwei Klaviere stellt die letzte der F.C. Version dar und wurde am 16.11.1921
von Busoni gemeinsam mit Egon Petri in Berlin uraufgeführt.
Ich werde aber noch einmal auf das Konzertstück Problem zurückzugreifen, nachdem die Entwürfe zur erweiterten Kadenz und dem Anfang der
Romanze (die heute entstanden) sich „gesetzt“ haben werden. –
Mit herzlichen und ganz achtungsvollen Grüßen:
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<!--- <note type="commentary"> Bei einem Konzert vom 29.10.1925 spielt <persName key="E0300701">Frieda Kwast-Hodapp</persName>
schließlich unter <persName key="E0300579">Emil Bohnke</persName> mit dem Philharmonischen Orchester in der Philharmonie auftritt das Concertino von Busoni,
gebildet aus der Op. 31 und Op. 54.</note> -->
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plante <persName key="E0300017">Busoni</persName> eine weitere Umgestaltung der Fantasia Contrappuntistica und widmet sie dem Ehepaar Kwast-Hodapp.
Die infolgedessen entstandene Fassung für zwei Klaviere stellt die letzte der F.C. Version dar und wurde am <date when-iso="1921-11-16">16.11.1921</date>
von <persName key="E0300017">Busoni</persName> gemeinsam mit <persName key="E0300030">Egon Petri</persName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> uraufgeführt. </note></p>
<p>Ich werde aber noch einmal auf das Konzertstück Problem zurückzugrei
<lb break="no"/>fen, nachdem die Entwürfe zur erweiterten Kadenz <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> dem Anfang der
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