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N.Mus.Nachl. 30, 115
Lieber, verehrter Meister und Freund!
Verzeihen Sie daß ich, bevor ich komme,
noch einmal schreibe. Ich kann Ihnen gar nicht
sagen, wie es mich betrübt und beschämt, daß
Sie sich, wegen Ihrer kritischen Auesserung am
letzten Montag, entschuldigen wollen. Wenn ich
gedacht hätte, daß mein Brief irgend etwas
enthielt, das Sie unangenehm berühren könnte,
so hätte ich ihn zehnmal lieber nicht geschickt;
ist dies aber doch der Fall gewesen, so ist es
an mir, mich zu entschuldigen! – Nein, so war
es wirklich nicht gemeint; wie käme ich dazu,
der ich von Ihnen so viel gelernt habe, Ihr
Urteil, wenn es mich trifft, abzulehnen?
Glauben Sie es mir, ich vergesse
nie, Wer Sie sind. Ihnen gegenüber wollte
ich auch die Symphonia brevis gar nicht
„verteidigen“, das war eine rein sachliche
Auseinandersetzung. Und wie sich aus
Ihrem Brief herausstellt, beurteilen Sie
das Stück nachsichtiger als ich …
Ich danke Ihnen für Ihre lieben Worte,
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Lieber, verehrter Meister und Freund!
Verzeihen Sie, dass ich, bevor ich komme,
noch einmal schreibe. Ich kann Ihnen gar nicht
sagen, wie es mich betrübt und beschämt, dass
Sie sich wegen Ihrer kritischen Äußerung am
letzten Montag entschuldigen wollen. Wenn ich
gedacht hätte, dass mein Brief irgendetwas
enthielt, das Sie unangenehm berühren könnte,
so hätte ich ihn zehnmal lieber nicht geschickt;
ist dies aber doch der Fall gewesen, so ist es
an mir, mich zu entschuldigen! – Nein, so war
es wirklich nicht gemeint; wie käme ich dazu,
der ich von Ihnen so viel gelernt habe, Ihr
Urteil, wenn es mich trifft, abzulehnen?
Glauben Sie es mir, ich vergesse
nie, Wer Sie sind. Ihnen gegenüber wollte
ich auch die Symphonia brevis gar nicht
„verteidigen“, das war eine rein sachliche
Auseinandersetzung. Und wie sich aus
Ihrem Brief herausstellt, beurteilen Sie
das Stück nachsichtiger als ich …
Ich danke Ihnen für Ihre lieben Worte,
Ihr Vertrauen.
PS Ich wollte heute kommen,
aber meine Schwägerin telegraphiert
aus München, dass sie heute in
Zürich ankommen wird. – Wenn es
Sie nicht stört, erscheine ich also
erst morgen, Sonntag, nach dem
Mittagessen und bringe die Faust-Symphonie nebst einigem andren
mit.
Unter den am 6. Juni zu Busoni mitgebrachten Musikalien befand sich das schon im Brief zuvor angekündigte Streichquartett von Otto Luening sowie ein Klavierauszug von Berlioz’ Oper Les Troyens (vgl. den folgenden Brief).
PHJ.
Alternative Lesart des mittleren Buchstaben: „R“ für Jarnachs zweiten Vornamen Raphael (so bei Weiss 1996, S. 376).
Samstag, den 5. Juni 1920.
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2Facsimile
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2Diplomatic transcription
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2XML
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Ihr Vertrauen.
P.S. – Ich wollte heute kommen,
aber meine Schwägerin telegraphiert
aus München, daß sie heute in
Zürich ankommen wird. – Wenn es
Sie nicht stört erscheine ich also
erst morgen Sonntag nach dem
Mittagessen und bringe die Faust-
Symphonie, nebst einigem andren
mit.
Unter den am 6. Juni zu Busoni mitgebrachten Musikalien befand sich das schon im Brief zuvor angekündigte Streichquartett von Otto Luening sowie ein Klavierauszug von Berlioz’ Oper Les Troyens (vgl. den folgenden Brief).
PHJ.
transcription uncertain.
alternative reading:
PRJ.
Alternative Lesart des mittleren Buchstaben: „R“ für Jarnachs zweiten Vornamen Raphael (so bei Weiss 1996, S. 376).
Samstag den 5 Juni 1920.
Preußischer
Staats- bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
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