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Mus.ep. M. Wegelius 26 (Busoni-Nachl. B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5339
Lieber Freund Ferruccio!
Hier sitzen wir wieder auf dem Lan⸗ de in unserm schönen Heim und ru⸗ hen aus. Es sitzt sich hier so warm
och
Schwed.: und.
gut mitten im Winter, dass man
der ganzen Welt ein: “Prosit Neu⸗ jahr!” zurufen möchte, während das
alte Jahr allmählich mit Schmerzen
und Freude ins Blaue hinein
schwindet – der Strom rauscht dazu
und in den Wipfeln des Waldes
rauscht saust ein lauer Südwind
(heute nämlich). Das Leben wird[1]
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Lieber Freund Ferruccio!
Hier sitzen wir wieder auf dem Lande in unserm schönen Heim und ruhen aus. Es sitzt sich hier so warm
och
Schwed.: und.
gut mitten im Winter, dass man
der ganzen Welt ein: „Prosit Neujahr!“ zurufen möchte, während das
alte Jahr allmählich mit Schmerzen
und Freude ins Blaue hinein
schwindet – der Strom rauscht dazu,
und in den Wipfeln des Waldes
saust ein lauer Südwind
(heute nämlich). Das Leben wird
so ziemlich wie ein Traum, besonders
nachmittags oder abends am flammenden Herd, wenn sonst kein Licht
brennt; zu dem stets fortbrausenden „Continuo“ des Baches draußen
bilden sich innen allerlei melodische Visionen. Ein paar Sachen
vermisse ich dann und wann in diesem sonst sehr angenehmen Traum:
einen guten Wein und einen guten
Freund – keinen solchen gewöhnlichen, der ja auch in Helsingfors
zu haben wäre; nein, was Apartes! Um beide zu haben, müsste ich
nach Berlin gehen, und das ist
mir jetzt leider zu weit.
Den 29.
Heute sind wir also 24
Jahre verheiratet gewesen – das ist
ja beinahe ein Lebensabschnitt –
und haben einander immer noch
lieb, sehr lieb. Wie fürchterlich
doch von der Ehe gelogen wird in
der Welt. Wäre ich Kaiser von
Russland, ließe ich entschieden sogleich
den Tolstoi hängen – wegen seiner
Kreutzersonate. Da ich aber nicht
Kaiser, sondern ganz einfach Rittergutsbesitzer bin, lasse ich keinen aufhängen, lasse aber alle
glücklichen Ehegatten hochleben,
in erster Linie Busonius und
Busonia! Glück auf zum neuen
Jahre! Kinder, ihr seid keine Orchesterspieler, und 365 Tagespausen
zu zählen ist kein Spaß, aber
nach einem Jahr genau ist hier silberne Hochzeit – könnte nicht in
der folgenden Woche Konzert in
Helsingfors sein von F. B.? Weihnachten wäre natürlich früher abgegessen beim Stengubben?
Kosename für den Bildhauer Carl Eneas Sjöstrand (Gerdas Vater). Der Name setzt sich aus der schwedischen Vorsilbe sten- (dt.: stein-) und gubben (dt.: alter Mann) zusammen. Busoni benutzte auch weitere ähnliche Spitznamen wie pater lapidarius (lat.: Vater Stein) oder „der Thonkünstler“ (vgl. Wis 1977, S. 265; Flodin 1922, S. 428).
Wie?
Weißt Du, dass der Nováček, von
dem damals die Rede war, jetzt in
Åbo ist?
Der Violinist Victor Nováček war seit September 1897 Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters in Turku (schwed.: Åbo; vgl. N. N. 1897f). Busoni hatte den Bruder Ottokar Nováček (mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband) im Frühjahr 1889 in Leipzig kennengelernt (vgl. Dent 1974, S. 81). Möglicherweise hatte Busoni in diesem Kontext eine Anstellung von Victor Nováček als Violinlehrer am Institut empfohlen, nachdem Hermann Csillag 1889 entlassen worden war (vgl. die Kommentierung im Brief vom 1. Mai 1894). 1898 wurde Nováček von Wegelius engagiert und blieb bis 1913 Erster Lehrer für Violine (vgl. Dahlström 1982, S. 332). 1904 spielte er die Uraufführung von Sibelius’ Violinkonzert unter dessen Leitung in Helsinki (vgl. Ramnarine 2020, S. 52 ff.).
Hast Du ihn später gehört, und glaubst Du, dass er sich
musikalisch gehalten hat? Ich glaube, dass der Kihlman weggeht im
Juni.
Carl Kihlman hatte Violine bei Eugène Ysaÿe in Brüssel studiert, bevor er 1893 als Violinlehrer an das Konservatorium gekommen war. 1898 verließ er das Institut und nahm eine Stelle als Erster Violinist der Kungliga Hovkapellet an (vgl. N. N. 1893; N. N. 2017).
Weißt Du etwas von dem Hutcheson? Sitzt der immer noch in
Weimar, und hat er sich gut
gehalten? Der Petzet fängt an, das
Publikum zu langweilen. Er ist
ja ein recht guter Kerl, inklusive Musiker, andererseits aber ein
altes Weib, dem die Hosen lange
nach der Geburt mühsam zugeschnitten und angepasst worden
sind. Er hat so wenig Knochen
und Haltung in der Seele, dass
es mir vorkommt, als würde er
in direkt absteigender Linie von
dem urweltlichen Urschleim abstammen.
Von meinem lieben Schüler
Melartin
Erkki Melartin war seit 1892 am Institut und lernte noch bis 1899 bei Wegelius. Anschließend studierte er zwei Jahre am Wiener Konservatorium, kehrte 1901 nach Helsinki zurück und lehrte dort bis 1905 Musiktheorie. Von 1911 bis zu seinem Tod 1937 war er der vierte Direktor des Instituts, nach Wegelius, Armas Järnefelt und Karl Ekman (vgl. Dahlström 1982, S. 315, 319, 440; Ranta-Meyer 2004, Sp. 1502 f.).
wurde vor Weihnachten
eine hübsche Komposition zu
Rydbergs „Betlehems stjärna“ im
Musikabend aufgeführt.
Das Stück für Solo-Sopran, gemischten Chor, Violine, Klavier und Harmonium wurde am 15. Dezember 1897 beim letzten Musikabend des Jahres uraufgeführt. Die Premiere war so erfolgreich, dass es gleich ein zweites Mal gespielt wurde (vgl. Flodin 1897).
Zu wem
soll ich diesen entschieden begabten, aber körperlich kränkelnden Jungen
hinschicken? Der will nämlich
auch hinaus – und soll und muss
es auch.
Und die Haartman? Na, diese Gans!!! Nachdem ich in ihrem Auftrag dich zweimal
bemüht hatte und sie sich recht
schön bedankt hatte, ging sie
zu Grünfeld! Dass ich von
einem so einfältigen Frauenzimmer so gründlich an der
Nase herumgeführt worden bin,
kann ich mir nie verzeihen. Entschuldige, lieber Freund, dass ich
auch dich dabei zum Narren gehalten!
Siehe Kommentierung im vorigen Brief.
Lieber Freund, lass mich ein
wenig wissen, was Du vorhast diesen Winter – ob dein Weg dich
gar nicht hieher oder wenigstens
nach Petersburg führt. Sage
mir noch: War das Publikum in
deinem Kompositionskonzert auch
so wie die Kritik bei den symphonischen Werken? War die Aufführung wirklich vorzüglich oder
nicht?
Busoni hatte am 8. Oktober ein Konzert in der Berliner Sing-Akademie mit ausschließlich eigenen Orchesterwerken dirigiert: Symphonisches Tongedicht (1893), Lustspiel-Ouvertüre (1897), Geharnischte Suite (1895) und Violinkonzert (1897, zusammen mit dem Solisten und Widmungsträger Henri Petri) – letztere drei Werke als Uraufführungen (vgl. Couling 2005, S. 165). Während das Konzert ein voller Publikumserfolg war – der Applaus hielt an, bis der letzte Satz des Violinkonzerts wiederholt wurde –, fielen die Reaktionen der Presse sehr unterschiedlich aus. Wegelius bezieht sich wohl auf die einzige Erwähnung des Konzerts in der finnischen Presse (Hufvudstadsbladet vom 19. Oktober), in der das Konzert in einer insgesamt kurzen Rezension ein großer Erfolg genannt wird (vgl. N. N. 1897h).
Ich bin sehr neugierig.
Dass das Violinkonzert gefallen
musste, wusste ich schon. Wenn
Du dein freundliches Gesicht
so offen zeigst wie dort, muss jedermann dich lieben.
Grüße deine liebe Gerda allerherzlichst von uns beiden. Wie
geht’s denn ihr und Benni? Sei
er gegrüßt vielmals – er auch!
Jetzt werde ich gerufen – ein
„Orre“
Schwed.: Birkhuhn.
liegt gebraten auf dem
Tisch, dazu ein Käse, gemacht
von Milch unserer eignen Kuh –
sagt meine Frau. Herr Gott,
wenn nur die Trauben meines
Weinbergs nicht so himmelhoch
unnahbar hingen! Und wenn
der Busonius auf fünf Minuten
Zeit hätte mitzuessen! Die
Hanna grüßt 1000-mal durch
Adresse bis zum 13. Jan.:
Karis, Pojo, Vikan.
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so ziemlich wie ein Traum, besonders
nachmittags oder Abends am flam⸗ mende Heerd, wenn sonst kein Licht
brennt; zu dem stets fortbrausen⸗ den “Continuo” des Baches draussen
bilden sich innen allerlei melodi⸗ sche Visionen. Ein Paar Sachen
vermisse ich dann und wann in die⸗ sem sonst sehr angenehmen Traum:
einen guten Wein und einen guten
Freund – keinen solchen gewöhnli⸗ chen, der ja auch in Helsingfors
zu haben wäre; nein, was Apar⸗ tes! Um beide zu haben, müsste ich
nach Berlin gehen, und das ist
mir jetzt leider zu weit.
D. 29. Heute sind wir also 24
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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Jahre verheiratet gewesen – das ist
ja bieinahe ein Lebensabschnitt –
und haben einander immer noch
lieb, sehr lieb. Wie fürchterlich
doch von der Ehe gelogen wird in
der Welt. Wäre ich Kaiser von
Russland, liesse ich entschieden sogleich
den Tolstoj hängen – wegen seiner
Kreutzersonate. Da ich aber nicht
Kaiser, sondern ganz einfach Rit⸗ tergutsbesitzer bin, lasse ich kei⸗ nen aufhängen, lasse aber alle
glückliche Ehegatten hoch leben,
in erster Linie Busonius und
Busonia! Glück auf zum neuen
Jahre! Kinder, ihr seid keine Or⸗ chesterspieler, und 365 Tagespausen
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[2]
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zu zählen ist kein Spass, aber
nach ein Jahr genau ist hier sil⸗ berne Hochzeit – könnte nicht in
der folgenden Woche Concert in
Helsingfors sein von F. B.? Weih⸗ nachten wäre natürlich früher abge⸗ gessen beim Stengubben?
Kosename für den Bildhauer Carl Eneas Sjöstrand (Gerdas Vater). Der Name setzt sich aus der schwedischen Vorsilbe sten- (dt.: stein-) und gubben (dt.: alter Mann) zusammen. Busoni benutzte auch weitere ähnliche Spitznamen wie pater lapidarius (lat.: Vater Stein) oder „der Thonkünstler“ (vgl. Wis 1977, S. 265; Flodin 1922, S. 428).
Wie?
Weisst Du, dass der Novacek, von
dem damals die Rede war, jetzt in
Åbo ist?
Der Violinist Victor Nováček war seit September 1897 Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters in Turku (schwed.: Åbo; vgl. N. N. 1897f). Busoni hatte den Bruder Ottokar Nováček (mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband) im Frühjahr 1889 in Leipzig kennengelernt (vgl. Dent 1974, S. 81). Möglicherweise hatte Busoni in diesem Kontext eine Anstellung von Victor Nováček als Violinlehrer am Institut empfohlen, nachdem Hermann Csillag 1889 entlassen worden war (vgl. die Kommentierung im Brief vom 1. Mai 1894). 1898 wurde Nováček von Wegelius engagiert und blieb bis 1913 Erster Lehrer für Violine (vgl. Dahlström 1982, S. 332). 1904 spielte er die Uraufführung von Sibelius’ Violinkonzert unter dessen Leitung in Helsinki (vgl. Ramnarine 2020, S. 52 ff.).
Hast Du ihn später ge⸗ hört und glaubst Du, dass er sich
musikalisch gehalten hat? Ich glau⸗ be, dass der Kihlman weggeht im
Juni.
Carl Kihlman hatte Violine bei Eugène Ysaÿe in Brüssel studiert, bevor er 1893 als Violinlehrer an das Konservatorium gekommen war. 1898 verließ er das Institut und nahm eine Stelle als Erster Violinist der Kungliga Hovkapellet an (vgl. N. N. 1893; N. N. 2017).
Weisst Du etwas von dem Hut⸗ cheson? Sitzt der immer noch in
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B II, 5339
gehalten? Der P. fängt an das
Publicum zu langweilen. Er ist
ja ein recht guter Kerl, inclusi⸗ ve Musiker, andererseits aber ein
altes Weib, dem die Hosen lange
nach der Geburt mühsam zuge⸗ schnitten und angepasst worden
sind. Er hat so wenig Knochen
und Haltung in der Seele, dass
es mir vorkommt als würde er
in direct absteigender Linie von
dem urweltlichen Urschleim ab⸗ stammen.
Von meinem lieben Schüler
Melartin
Erkki Melartin war seit 1892 am Institut und lernte noch bis 1899 bei Wegelius. Anschließend studierte er zwei Jahre am Wiener Konservatorium, kehrte 1901 nach Helsinki zurück und lehrte dort bis 1905 Musiktheorie. Von 1911 bis zu seinem Tod 1937 war er der vierte Direktor des Instituts, nach Wegelius, Armas Järnefelt und Karl Ekman (vgl. Dahlström 1982, S. 315, 319, 440; Ranta-Meyer 2004, Sp. 1502 f.).
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eine hübsche Komposition zu
Rydbergs “Betlehems stjärna” im[3]
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<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[3]</note>
</p></postscript></div>
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Musikabend aufgeführt.
Das Stück für Solo-Sopran, gemischten Chor, Violine, Klavier und Harmonium wurde am 15. Dezember 1897 beim letzten Musikabend des Jahres uraufgeführt. Die Premiere war so erfolgreich, dass es gleich ein zweites Mal gespielt wurde (vgl. Flodin 1897).
Zu wem
soll ich diesen entschieden begab⸗ ten aber körperlich kränkelnden Jungen
hinschicken? Der will nämlich
auch hinaus – und soll und muss
es auch.
Und die Haartman? Na, die⸗ se Ganzs!!! Nachdem ich in ih⸗ rem Auftrag dich zweimal
bemüht hatte und sie sich recht
schön bedankt hatte, ging sie
zu Grünfeld! Dass ich von
einem so einfältigen Frauen⸗ zimmer so gründlich an der
Nase herumgeführt worden bin,
kann ich mir nie verzeihen. Ent⸗ schuldige, lieber Freund, dass ich
auch dich dabei zum Narren ge⸗
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><postscript type="split"><p rend="indent-first" type="split">
Musikabend aufgeführt.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Das Stück für Solo-Sopran, gemischten Chor, Violine, Klavier und Harmonium wurde am <date when-iso="1897-12-15">15. Dezember 1897</date> beim letzten Musikabend des Jahres uraufgeführt. Die Premiere war so erfolgreich, dass es gleich ein zweites Mal gespielt wurde <bibl>(vgl. <ref target="#E0800516"/>)</bibl>.</note>
Zu wem
<lb/>soll ich diesen entschieden begab
<lb break="no"/>ten<reg>,</reg> aber <add place="above">körperlich</add> kränkelnden Jungen
<lb/>hinschicken? Der will nämlich
<lb/>auch hinaus – und soll und muss
<lb/>es auch.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Und die <persName key="E0300996">Haartman</persName>? Na, die
<lb break="no"/>se Gan<subst><del rend="overwritten">z</del><add place="across">s</add></subst>!!! Nachdem ich in ih
<lb break="no"/>rem Auftrag dich zweimal
<lb/>bemüht hatte und sie sich recht
<lb/>schön bedankt hatte, ging sie
<lb/>zu <persName key="E0300929">Grünfeld</persName>! Dass ich von
<lb/>einem so einfältigen Frauen
<lb break="no"/>zimmer so gründlich an der
<lb/>Nase herumgeführt worden bin,
<lb/>kann ich mir nie verzeihen. Ent
<lb break="no"/>schuldige, lieber Freund, dass ich
<lb/>auch dich dabei zum Narren ge
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halten!
Siehe Kommentierung im vorigen Brief. –
Lieber Freund, lass mich ein
wenig wissen, was Du vorhast die⸗ sen Winter – ob dein Weg dich
gar nicht hieher, oder wenigstens
nach Petersburg führt. Sage
mir noch: war das Publicum in
deinem Kompositionskonsert auch
so wie die Kritik bei den sym⸗ phonischen Werken? war die Auf⸗ führung wirklich vorzüglich oder
nicht?
Busoni hatte am 8. Oktober ein Konzert in der Berliner Sing-Akademie mit ausschließlich eigenen Orchesterwerken dirigiert: Symphonisches Tongedicht (1893), Lustspiel-Ouvertüre (1897), Geharnischte Suite (1895) und Violinkonzert (1897, zusammen mit dem Solisten und Widmungsträger Henri Petri) – letztere drei Werke als Uraufführungen (vgl. Couling 2005, S. 165). Während das Konzert ein voller Publikumserfolg war – der Applaus hielt an, bis der letzte Satz des Violinkonzerts wiederholt wurde –, fielen die Reaktionen der Presse sehr unterschiedlich aus. Wegelius bezieht sich wohl auf die einzige Erwähnung des Konzerts in der finnischen Presse (Hufvudstadsbladet vom 19. Oktober), in der das Konzert in einer insgesamt kurzen Rezension ein großer Erfolg genannt wird (vgl. N. N. 1897h).
Ich bin sehr neugierig.
Dass das Violinkonzert gefallen
musste, wusste ich schon. Wenn
Du dein freundliches Gesicht
so offen zeigt wie dort, muss Je⸗ dermann dich lieben. [4]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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halten!
<note type="commentary" resp="#E0300616">Siehe Kommentierung im <ref target="#D0102041">vorigen Brief</ref>.</note><orig> –</orig></p>
<p rend="indent-first">Lieber Freund, lass mich ein
<lb/>wenig wissen, was Du vorhast die
<lb break="no"/>sen Winter – ob dein Weg dich
<lb/>gar nicht hieher<orig>,</orig> oder wenigstens
<lb/>nach <placeName key="E0500116">Petersburg</placeName> führt. Sage
<lb/>mir noch: <choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>ar das Publi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>um in
<lb/>deinem Kompositionskon<choice><orig>s</orig><reg>z</reg></choice>ert auch
<lb/>so wie die Kritik bei den sym
<lb break="no"/>phonischen Werken? <choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>ar die Auf
<lb break="no"/>führung wirklich vorzüglich oder
<lb/>nicht?
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300017">Busoni</persName> hatte am <date when-iso="1897-10-08">8. Oktober</date> ein Konzert in der <placeName key="E0500029">Berliner</placeName> <placeName key="E0500326">Sing-Akademie</placeName> mit ausschließlich eigenen Orchesterwerken dirigiert: <title key="E0400663">Symphonisches Tongedicht</title> (<date when-iso="1893">1893</date>), <title key="E0400276">Lustspiel-Ouvertüre</title> (<date when-iso="1897">1897</date>), <title key="E0400227">Geharnischte Suite</title> (<date when-iso="1895">1895</date>) und <title key="E0400469">Violinkonzert</title> (<date when-iso="1897">1897</date>, zusammen mit dem Solisten und Widmungsträger <persName key="E0300030">Henri Petri</persName>) – letztere drei Werke als Uraufführungen <bibl>(vgl. <ref target="#E0800196"/>, S. 165)</bibl>. Während das Konzert ein voller Publikumserfolg war – der Applaus hielt an, bis der letzte Satz des <title key="E0400469">Violinkonzerts</title> wiederholt wurde –, fielen die Reaktionen der Presse sehr unterschiedlich aus. <persName key="E0300207">Wegelius</persName> bezieht sich wohl auf die einzige Erwähnung des Konzerts in der <placeName key="E0500323">finnischen</placeName> Presse (<orgName key="E0600248">Hufvudstadsbladet</orgName> vom <date when-iso="1897-10-19">19. Oktober</date>), in der das Konzert in einer insgesamt kurzen Rezension ein großer Erfolg genannt wird <bibl>(vgl. <ref target="#E0800537"/>)</bibl>.</note>
Ich bin <hi rend="underline">sehr</hi> neugierig.
<lb/>Dass das <title key="E0400469">Violinkonzert</title> gefallen
<lb/><hi rend="underline">musste</hi>, wusste ich schon. Wenn
<lb/>Du dein freundliches Gesicht
<lb/>so offen zeig<corr>s</corr>t wie dort, <hi rend="underline">muss</hi> <choice><orig>J</orig><reg>j</reg></choice>e
<lb break="no"/>dermann dich lieben.</p>
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[4]</note>
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Grüsse deine liebe Gerda aller⸗ herzlichst von uns beiden. Wie
geht’s denn ihr und Benni? Sei
er gegrüsst vielmals – er auch!
Jetzt werde ich gerufen – ein
“Orre”
Schwed.: Birkhuhn.
liegt gebraten auf dem
Tisch, dazu ein Käse, gemacht
vom Milch unserer eignen Kuh –
sagt meine Frau. Herr Gott,
wenn nur die Trauben meines
Weinbergs nicht so himmelhoch
unnahbar hingen! Und wenn
der Busonius auf fünf Minuten
Zeit hätte mitzuessen! Die
Hanna grüsst 1000 mal d[…]
at least 2, at most 3 : overwritten.
[urc]h
Adresse bis zum 13 Jan:
Karis, Pojo, Vikan.
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liegt gebraten auf dem
<lb/>Tisch, dazu ein Käse, gemacht
<lb/>vo<choice><sic>m</sic><corr>n</corr></choice> Milch unserer eignen Kuh –
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