Ferruccio Busoni to Frieda Kwast-Hodapp arrow_backarrow_forward

April 28, 1922

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Mus. ep. F. Busoni 666 (Busoni-Nachl. BI)
Mus. Nachl. F. Busoni B I, 775

[Nach einer begalaubigten Abschrift]
[Adresse:] Frau Professor Kwast-Hodapp
Dörnbergstrasse 1 Berlin W
[Berlin,] 28. April 1922.

Sehr verehrte Frau,

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

dieser wäre nun der vierte, und soll mein letzter Brief sein
über die Chopin-Geschichte. Ich habe sie mit Gottes Hilfe heute
zu Ende geschrieben und bin darauf gefasst, dass sie Ihren Bei-
fall nicht finde.

Sie haben sich mit so viel Hingabe und Überzeugung in das
Jugendwerk vertieft, dass es nicht zu erwarten stünde, dass das
Umgestaltete Ihnen vertraut klingen sollte. Dieses ist – so hoffe
ich – von Schwere befreit und auf die Form hin abgerundet. Es
heisst jetzt endgiltig und schlicht:

Zehn Variationen über ein Prld. von Chopin
.

Sie haben, verehrteste Frau, meine Notenbeispiele bereits
durch Schweigen abgelehnt: diese haben aber ihren Platz in der
Umarbeitung eingenommen.

Sie besteht aus drei Teilen.
I. Einleitung, Präl. & sechs Variat. –
II. Fantasie. –
III. Scherzo Finale. –

(Sie sehen, ich ende mit einem Scherz.)
Das Scherzo-Finale stellt sich aus drei Variationen zusammen
a) Andeutung der Fuge
b) Trio („aus weiter Ferne“)
c) Stretta (neues Scherzo).

[Berlin,] 28. April 1922

Sehr verehrte Frau,

dieser wäre nun der vierte, und soll mein letzter Brief sein über die Chopin-Geschichte. Ich habe sie mit Gottes Hilfe heute zu Ende geschrieben und bin darauf gefasst, dass sie Ihren Beifall nicht findet.

Sie haben sich mit so viel Hingabe und Überzeugung in das Jugendwerk vertieft, dass es nicht zu erwarten stünde, dass das Umgestaltete Ihnen vertraut klingen sollte. Dieses ist – so hoffe ich – von Schwere befreit und auf die Form hin abgerundet. Es heißt jetzt endgültig und schlicht: Zehn Variationen über ein Präludium von Chopin.

Sie haben, verehrteste Frau, meine Notenbeispiele bereits durch Schweigen abgelehnt: Diese haben aber ihren Platz in der Umarbeitung eingenommen.

Sie besteht aus drei Teilen: I. Einleitung, Präludium und sechs Variationen, II. Fantasie, III. Scherzo-Finale. (Sie sehen, ich ende mit einem Scherz.) Das Scherzo-Finale stellt sich aus drei Variationen zusammen: a) Andeutung der Fuge, b) Trio („aus weiter Ferne“), c) Stretta (neues Scherzo). Von „Tiefe“ und „Bedeutung“ kaum eine Spur. Jedoch hoffentlich spielfreudig und unterhaltsam.

Da die Breitkopfs seit etwa einem Vierteljahr auf nichts antworten, so bleibt das Werkchen vorläufig liegen, Ihnen zur Ansicht bereit, und gerne vorgelegt

von Ihrem herzlich und achtungsvollst ergebenen F. Busoni.

An Professor James beste Grüße.

                                                                
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BI, 775
[2] An Frieda Kwast-Hodapp, Berlin 28. April 1922
Von „Tiefe“ und „Bedeutung“ kaum eine Spur. Jedoch hoffentlich
spielfreudig und unterhaltsam. –

Da die Breitkopfs seit etwa einem Vierteljahr auf Nichts ant-
worten, so bleibt das Werkchen vorläufig liegen, Ihnen zur Ansicht
bereit, und gerne vorgelegt

von Ihrem herzlich und
achtungsvollst ergebenen
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

F. Busoni.

An Professor James beste Grüsse.

                                                                
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warningStatus: unfinished XML Facsimile Download / Cite

Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 775 | olim: Mus.ep. F. Busoni 666 |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Summary
Busoni stellt Kwast-Hodapp Titel, Beschaffenheit und Aufbau der finalen Version seiner Chopin-Variationen vor; sagt, dass Breitkopf & Härtel bisher nicht an einer Veröffentlichung interessiert gewesen seien.
Incipit
dieser wäre nun der vierte, und soll mein letzter Brief sein

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
June 20, 2025: unfinished (currently being prepared (transcription, coding))
Direct context
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