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Mus.ep. H. Leichtentritt 13 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2770
[1]
Berlin W. Winterfeldt Str. 25a
d. 6. Aug 1916.
Sehr verehrter Meister Busoni!
Seit geraumer Zeit schulde ich Ihnen Antwort
auf mehrere Briefe. Für alle Ihre Mitteilungen
besten Dank wie auch für Ihre Photographie, die
mir große Sehnsucht nach dem Lago Maggiore
erweckte.
Die Photographie ist nicht mit dem Brief 24. Juni 1916 überliefert.
Ihre letzten Bemerkungen konnte ich
leider nicht mehr verwenden weil die Bogen schon ausgedruckt wurden, nur als Nachtrags⸗ bemerkung konnte ich den „Fluch des Sängers“
andeuten,
Gemeint sind Bemerkungen zur Biographie. Busonis Anmerkungen aus dem Brief vom 27. Juni konnten offensichtlich noch berücksichtigt werden. Es ist daher davon auszugehen, dass ein weiterer Brief Busonis mit Anmerkungen fehlt, zumal auch Des Sängers Fluch im Brief vom 27. Juni nicht erwähnt wird. In der Biographie ist die Ballade im Verzeichnis der Kompositionen nicht aufgelistet; stattdessen steht unter „Essays und andere literarische Arbeiten“ ein Eintrag zu Des Sängers Fluch, der sich nicht in die chronologische Ordnung einreiht (vgl. Leichtentritt 1916, S. 101).
indessen kommt dieser „Fluch“ am
Ende ja immer noch früh genug. Ich selbst
erfreue mich, bei im Übrigen wenig
erfreulicher Lage, doch einer so ungestörten
Muße, wie kaum zuvor in meinem Leben.
Keine Konzerte zu besuchen, keine Zeitungsartikel
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Berlin W. Winterfeldtstr. 25a
den 6. August 1916.
Sehr verehrter Meister Busoni!
Seit geraumer Zeit schulde ich Ihnen Antwort
auf mehrere Briefe. Für alle Ihre Mitteilungen
besten Dank, wie auch für Ihre Photographie, die
mir große Sehnsucht nach dem Lago Maggiore
erweckte.
Die Photographie ist nicht mit dem Brief 24. Juni 1916 überliefert.
Ihre letzten Bemerkungen konnte ich
leider nicht mehr verwenden, weil die Bogen schon ausgedruckt wurden, nur als Nachtragsbemerkung konnte ich den „Fluch des Sängers“
andeuten,
Gemeint sind Bemerkungen zur Biographie. Busonis Anmerkungen aus dem Brief vom 27. Juni konnten offensichtlich noch berücksichtigt werden. Es ist daher davon auszugehen, dass ein weiterer Brief Busonis mit Anmerkungen fehlt, zumal auch Des Sängers Fluch im Brief vom 27. Juni nicht erwähnt wird. In der Biographie ist die Ballade im Verzeichnis der Kompositionen nicht aufgelistet; stattdessen steht unter „Essays und andere literarische Arbeiten“ ein Eintrag zu Des Sängers Fluch, der sich nicht in die chronologische Ordnung einreiht (vgl. Leichtentritt 1916, S. 101).
indessen kommt dieser „Fluch“ am
Ende ja immer noch früh genug. Ich selbst
erfreue mich, bei im Übrigen wenig
erfreulicher Lage, doch einer so ungestörten
Muße wie kaum zuvor in meinem Leben.
Keine Konzerte zu besuchen, keine Zeitungsartikel
zu schreiben, keine Schüler zu unterrichten,
keine wissenschaftlichen Arbeiten zu unternehmen,
keine Reisen zu machen, kein unnützes
Geld auszugeben (allerdings aber auch keins
einzunehmen): dafür aber eine paradiesische Muße, die mich sogar während der
Arbeit über die Miseren unseres jetzigen
Lebens hinwegkommen lässt. Ich schaffe also
so ungestört wie nie zuvor. Das Geigenkonzert ist fertig, und seit etwa vier Wochen
wächst der Einakter sehr zusehends, so dass er
(ohne Partitur) beendet sein wird, wenn mir
ein gütiges Geschick noch solche vier Wochen
beschert. Es wird eine richtige Buffo-Oper,
zu der ich mir ein wenig bekanntes Stück
von Molière zurechtgemacht habe: „Le
Sicilien“. Ein heiteres Spiel ohne alle psychologischen Ambitionen, lebhaft und lustig mit vielen Tänzen,
türkisches Ballett, maurisches Ballett, spanische Szenen, ein
Schäferspiel nach alter italienischer Weise, Arien, Duette, Ensembles geben dem Musiker reichlich Gelegenheit, sich zu
zeigen. Daneben fällt auch für das große vieraktige Werk
schon manche Skizze ab. Im Mai wurden meine Bratschensonate
und der Goethe-Zyklus: „Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten“
durch den neu gegründeten Jatho-Verlag aufgeführt.
Nähere Umstände zu dieser Aufführung sind nicht bekannt.
Leider
hat dieser Verlag seine Absichten nicht ausführen können, weil
er in Schwierigkeiten geraten ist, und so sitze ich mit meinem Schrank voll Partituren noch immer ohne Verleger da
und häufe ein Werk auf das andere in der Hoffnung auf
ein besseres Schicksal in der Zukunft. Vor kurzem probierten
Schnabel und das Flesch-Quartett mein während des Krieges entstandenes Klavierquintett und erwärmten sich dafür so sehr,
dass sie es für den Winter bei passender Gelegenheit in
Aussicht nehmen.
Das Klavierquintett wurde am 20. März 1917 in Berlin von Leonid Kreutzer und dem Fiedemann-Quartett uraufgeführt (vgl. N. N. 1917).
Ich hoffe und wünsche, dass Ihre neuen
Arbeiten gut vorwärts kommen. Die Arlecchino-Musik und das
Indianische Orchesterstück haben mich sehr stark gefesselt; ich finde
beide bei weitem leichter verständlich als das Nocturne Symphonique, Ihr allerschwierigstes Werk, das dem Partiturleser
einen dornenvollen Pfad bereitet, so dass er nach dieser mühsamen Arbeit sein Vergnügen an dem Kunstwerk wohl redlich
verdient hat.
Die Nocturne Symphonique ist das Ergebnis einer experimentellen Phase; das Stück ist geprägt von „lange[n] Melodiebögen, die über weite Strecken simultan verlaufen, wobei es zur Schichtung und Mischung von Quartenakkorden, polytonalen und frei dissonierenden Zusammenklängen kommt. Eine Form im traditionellen Sinne ist kaum mehr festzustellen“ (Riethmüller/Weindel/Shin 2000, Sp. 1380).
Nachrichten aus Berlin werden Sie wohl durch
Rita erhalten. Ich empfehle mich Ihnen und Ihren werten
Angehörigen als
Ihr Sie verehrender
H. Leichtentritt.
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<lb/>erfreue mich, bei im Übrigen wenig
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<lb/>Keine Konzerte zu besuchen, keine Zeitungsartikel
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zu schreiben, keine Schüler zu unterrichten,
keine wissenschaftlichen Arbeiten zu unternehmen,
keine Reisen zu machen, kein unnützes
Geld auszugeben (allerdings aber dafuch keins
einzunehmen): dafür aber eine paradie⸗ sische Muße, die mich sogar während der
Arbeit über die Miseren unseres jetzigen
Lebens hinwegkommen läßt. Ich schaffe also
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
so ungestört, wie nie zuvor. Das Geigenkon⸗ zert ist fertig, und seit etwa vier Wochen
wächst der Einakter sehr zusehends, so daß er
(ohne Partitur) beendet sein wird, wenn mir
ein gütiges Geschick noch solche vier Wochen
beschert. Es wird eine richtige Buffo=Oper,
zu der ich mir ein wenig bekanntes Stück
von Molière zurechtgemacht habe: „Le
Sicilien“. Ein heiteres Spiel ohne alle psy⸗
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chologischen Ambitionen, lebhaft und lustig mit vielen Tänzen,
türkisches Ballett, maurisches Ballett, spanische Szenen, ein
Schäferspiel nach alter italienischer Weise, Arien, Duette, En⸗ sembles geben dem Musiker reichlich Gelegenheit sich zu
zeigen. Daneben fällt auch für das große vieraktige Werk
schon manche Skizze ab. Im Mai wurden meine Bratschensonate
und der Goethe=Zyklus: „Chinesisch=deutsche Jahres und Tageszeiten“
durch den neu gegründeten Jatho=Verlag aufgeführt.
Nähere Umstände zu dieser Aufführung sind nicht bekannt.
Leider
hat dieser Verlag seine Absichten nicht ausführen können, weil
er in Schwierigkeiten geraten ist, und so sitze ich mit mei⸗ nem Schrank voll Partituren noch immer ohne Verleger da
und häufe ein Werk auf das andere in der Hoffnung auf
ein besseres Schicksal in der Zukunft. Vor kurzem probierten
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<lb/>türkisches Ballett, maurisches Ballett, spanische Szenen, ein
<lb/>Schäferspiel nach alter <placeName key="E0500013">italienischer</placeName> Weise, Arien, Duette, En
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<lb/>hat dieser Verlag seine Absichten nicht ausführen können, weil
<lb/>er in Schwierigkeiten geraten ist, und so sitze ich mit mei
<lb break="no"/>nem Schrank voll Partituren noch immer ohne Verleger da
<lb/>und häufe ein Werk auf das andere in der Hoffnung auf
<lb/>ein besseres Schicksal in der Zukunft. Vor kurzem probierten
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Schnabel u. das Flesch=Quartett mein während des Krieges ent⸗ standenes Klavierquintett und erwärmten sich dafür so sehr,
daß sie es für den Winter bei passender Gelegenheit in
Aussicht nehmen.
Das Klavierquintett wurde am 20. März 1917 in Berlin von Leonid Kreutzer und dem Fiedemann-Quartett uraufgeführt (vgl. N. N. 1917).
Ich hoffe und wünsche daß Ihre neuen
Arbeiten gut vorwärts kommen. Die Arlecchino=Musik und das
Indianische Orchesterstück haben mich sehr stark gefesselt; ich finde
Nachlaß Busoni
beide bei weitem leichter verständlich als das Nocturne Sym⸗ phonique, ihr allerschwierigstes Werk, das dem Partiturleser
einen dornenvollen Pfad bereitet, so daß er nach dieser müh⸗ samen Arbeit sein Vergnügen an dem Kunstwerk wohl redlich
verdient hat.
Die Nocturne Symphonique ist das Ergebnis einer experimentellen Phase; das Stück ist geprägt von „lange[n] Melodiebögen, die über weite Strecken simultan verlaufen, wobei es zur Schichtung und Mischung von Quartenakkorden, polytonalen und frei dissonierenden Zusammenklängen kommt. Eine Form im traditionellen Sinne ist kaum mehr festzustellen“ (Riethmüller/Weindel/Shin 2000, Sp. 1380).
Nachrichten aus Berlin werden Sie wohl durch
Rita erhalten. Ich empfehle mich Ihnen u. Ihren werten
Angehörigen als Ihr Sie verehrender
H. Leichtentritt.
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<lb/>einen dornenvollen Pfad bereitet, so da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> er nach dieser müh
<lb break="no"/>samen Arbeit sein Vergnügen an dem Kunstwerk wohl redlich
<lb/>verdient hat.
<note type="commentary" resp="#E0300327">Die <title key="E0400454">Nocturne Symphonique</title> ist das Ergebnis einer experimentellen Phase; das Stück ist geprägt von <q>lange[n] Melodiebögen, die über weite Strecken simultan verlaufen, wobei es zur Schichtung und Mischung von Quartenakkorden, polytonalen und frei dissonierenden Zusammenklängen kommt. Eine Form im traditionellen Sinne ist kaum mehr festzustellen</q> (<bibl><ref target="#E0800012"/>, Sp. 1380</bibl>).</note>
Nachrichten aus <placeName key="E0500029" rend="latin">Berlin</placeName> werden Sie wohl durch
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6Diplomatic transcription
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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2770-Beil.
Zürich
11.VIII.16.X-
Brf. Exp.
Mus.ep. H. Leichtentritt 13
Nachlaß Busoni B II
|
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" rend="align(center)">
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