Arnold Schönberg an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Berg am Starnberger See · 19. September 1911

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Mus.ep. A. Schönberg 17 (Busoni-Nachl. B II)
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19/9.1911
Berg am Starnberger-See
Bayern, pr. Ad. H. Widl

Sehr verehrter Herr Busoni, herzlichsten Dank für Ihren sehr lieben
Brief
. Ich war schon sehr beunruhigt, als ich keine Antwort
erhielt. Ich konnte mirs gar nicht erklären und vermutete,
daß ich ohne es zu wollen, irgend wo angestoßen sei. Nun klärte
es sich glücklicherweise anders auf.

Nun zur Sache selbst: Sie haben wohl sehr recht, daß der
zwar gut gemeinte Aufruf, etwas wenig wirksam ist. Vor
Allem fehlt ihm die nötige sachliche Klarheit. Derlei Dinge
dürfen nicht mit ungewöhnlichen Worten und schönklingenden
Satzkonstruktionen gesagt werden, sondern nur mit den nüchternsten
Worten. Ich kenne Kerr nicht Kerr hatte den Aufruf im Pan unterzeichnet und auch mitformuliert (Theurich 1979); Schönberg lernte ihn persönlich erst im Herbst 1911 in Berlin kennen (Stuckenschmidt 1974, S. 136). und bin ihm sehr dankbar für
seine Absicht. Aber ich bin sicher, wenn Sie es vorher gelesen
hätten, wärs günstig gewesen.

Ich meine die ganze Aktion müßte etwas energischer
angefaßt werden. Ich habe beispielsweise Herrn Clark Schönberg hatte Clark am 31. Oktober 1910 anlässlich einer Aufführung von Pelleas und Melisande in Berlin über Fried kennengelernt. Clark zählte fortan zu Schönbergs Unterstützern und wurde 1911 sein erster Berliner Schüler (Stuckenschmidt 1974, S. 124 f. u. 139). einen
Entwurf für eine Theurich 1977 (188) und Beaumont 1987 (411): „seine“ (bzw. „his“). Ankündigung meiner Kurse Schönberg hatte bereits im Rahmen seines ersten Berliner Aufenthalts 1902/03 am Stern’schen Konservatorium gelehrt – auf Empfehlung von Strauss hatte er Kurse in Harmonielehre gegeben (Schenk 2001, S. 80). Im Winter 1911 nun gab Schönberg eine Vortragsreihe zu Ästhetik und Kompositionslehre (Stuckenschmidt 1974, S. 136), die außerhalb des eigentlichen Lehrplans stattfand. Das Konservatorium stellte einen Saal zur Verfügung und übernahm die Bekanntmachung der Veranstaltungen, verlangte im Gegenzug jedoch ein Drittel der Einnahmen. Die Vorträge fanden zwischen dem 20. November 1911 und dem 29. Januar 1912 statt. Am ersten Termin nahmen auch Ferruccio und Gerda Busoni teil (Schenk 2001, S. 82 f.). Der Reihe war jedoch kein großer Erfolg beschieden (Stuckenschmidt 1974, S. 139). geschickt. Ich
hätte es für sehr gut gehalten, wenn man den in ein paar
Blättern veröffentlicht hätte. Clark hatte am 22. September, 6. Oktober und 10. November in der Allgemeinen Musik-Zeitung Inserate veröffentlicht, welche für die bevorstehenden Kurse Schönbergs am Stern’schen Konservatorium warben. Die Ankündigungen hatten jedoch nur wenig Erfolg (Theurich 1979, S. 106).Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Es wäre sehr gut, wenn ich in Berlin sein könnte
und deshalb möchte ich Ihnen später noch einiges sagen.
Vor Allem, weil ich zur Sicherung meiner Existenz noch

Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4556

19.9.1911
Berg am Starnberger See
Bayern, private Adresse Herr Widl

Sehr verehrter Herr Busoni,

herzlichsten Dank für Ihren sehr lieben Brief. Ich war schon sehr beunruhigt, als ich keine Antwort erhielt. Ich konnte mir’s gar nicht erklären und vermutete, dass ich, ohne es zu wollen, irgendwo angestoßen sei. Nun klärte es sich glücklicherweise anders auf.

Nun zur Sache selbst: Sie haben wohl sehr recht, dass der zwar gut gemeinte Aufruf etwas wenig wirksam ist. Vor allem fehlt ihm die nötige sachliche Klarheit. Derlei Dinge dürfen nicht mit ungewöhnlichen Worten und schön klingenden Satzkonstruktionen gesagt werden, sondern nur mit den nüchternsten Worten. Ich kenne Kerr nicht Kerr hatte den Aufruf im Pan unterzeichnet und auch mitformuliert (Theurich 1979); Schönberg lernte ihn persönlich erst im Herbst 1911 in Berlin kennen (Stuckenschmidt 1974, S. 136). und bin ihm sehr dankbar für seine Absicht. Aber ich bin sicher, wenn Sie es vorher gelesen hätten, wär’s günstig gewesen.

Ich meine, die ganze Aktion müsste etwas energischer angefasst werden. Ich habe beispielsweise Herrn Clark Schönberg hatte Clark am 31. Oktober 1910 anlässlich einer Aufführung von Pelleas und Melisande in Berlin über Fried kennengelernt. Clark zählte fortan zu Schönbergs Unterstützern und wurde 1911 sein erster Berliner Schüler (Stuckenschmidt 1974, S. 124 f. u. 139). einen Entwurf für eine Ankündigung meiner Kurse Schönberg hatte bereits im Rahmen seines ersten Berliner Aufenthalts 1902/03 am Stern’schen Konservatorium gelehrt – auf Empfehlung von Strauss hatte er Kurse in Harmonielehre gegeben (Schenk 2001, S. 80). Im Winter 1911 nun gab Schönberg eine Vortragsreihe zu Ästhetik und Kompositionslehre (Stuckenschmidt 1974, S. 136), die außerhalb des eigentlichen Lehrplans stattfand. Das Konservatorium stellte einen Saal zur Verfügung und übernahm die Bekanntmachung der Veranstaltungen, verlangte im Gegenzug jedoch ein Drittel der Einnahmen. Die Vorträge fanden zwischen dem 20. November 1911 und dem 29. Januar 1912 statt. Am ersten Termin nahmen auch Ferruccio und Gerda Busoni teil (Schenk 2001, S. 82 f.). Der Reihe war jedoch kein großer Erfolg beschieden (Stuckenschmidt 1974, S. 139). geschickt. Ich hätte es für sehr gut gehalten, wenn man den in ein paar Blättern veröffentlicht hätte. Clark hatte am 22. September, 6. Oktober und 10. November in der Allgemeinen Musik-Zeitung Inserate veröffentlicht, welche für die bevorstehenden Kurse Schönbergs am Stern’schen Konservatorium warben. Die Ankündigungen hatten jedoch nur wenig Erfolg (Theurich 1979, S. 106).

Es wäre sehr gut, wenn ich in Berlin sein könnte, und deshalb möchte ich Ihnen später noch einiges sagen. Vor allem, weil ich zur Sicherung meiner Existenz noch einiges unternommen habe und noch manches dazutun will. So habe ich Max Reinhardt meine zwei Bühnenwerke zur Aufführung eingereicht (zwei kurze Stücke: „Monodram“ und „Die glückliche Hand“) und mit ihm darüber verhandelt, dass ich sie selbst dirigiere. Reinhardt, den Schönberg kurz zuvor am 31. August in München durch Vermittlung von Fried kennengelernt hatte (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 53), leitete seit 1905 u. a. das Deutsche Theater und bezog, neben seiner Tätigkeit als Opernregisseur (Fleischmann 1984, S. 279), musikalische Elemente auf innovative Weise in das Sprechtheater mit ein (Langer 2005, Sp. 1531). Die geplante Zusammenarbeit mit Schönberg sagte Reinhardt jedoch bereits am 23. September 1911 wieder ab, da er eine Umsetzung der Werke in einem Sprechtheater für undurchführbar hielt (Telegramm von Reinhardt an Schönberg vom 23. September 1911). Mich ihm gleichzeitig als Dirigenten angetragen für die andern Musikwerke, die er in dieser Saison aufführen will. An Musikwerken führte Reinhardt in dieser sowie der folgenden Saison u. a. Offenbachs Die schöne Helena, Busonis Turandot-Musik sowie Humperdincks Der blaue Vogel auf (Boeser/Vatková 1984, S. 332 f.). Er war sehr geneigt, und ich glaube, wenn ich ihn noch einmal sprechen könnte, wäre die Sache gemacht. Dabei hörte ich, dass er auch von Ihnen etwas macht. Das wäre mir eine große Freude und höchst interessant, das zu dirigieren. Können Sie nicht darauf Einfluss nehmen? Am 27. Oktober 1911 wurde Busonis 1905 komponierte Musik zu Gozzis Turandot im Rahmen einer Neuproduktion des Stücks am Deutschen Theater aufgeführt (Boeser/Vatková 1984, S. 332); am Pult stand Oskar Fried (Stuckenschmidt 1967, S. 37). Busoni muss in dieser Zeit in regem Austausch mit Reinhardt gestanden haben. Reinhardt war bis dahin sehr dafür! Und ich hoffe bestimmt, wenn er noch von Ihnen dazu angeregt wird, dass er mich engagiert. – Sie brauchen keine Sorge zu haben, dass ich kein guter Dirigent bin. Ich bin ganz gewiss sogar ein hervorragender! Schönberg hatte im Januar 1905 bei der Uraufführung von Pelleas und Melisande zum ersten Mal ein großes Ensemble dirigiert. 1912 weitete sich Schönbergs Betätigung endgültig auf das Dirigieren aus (Schmidt 2005, Sp. 1585 ff.). So leitete er auf Einladung von Zemlinsky eine Aufführung von Pelleas und Melisande am 29. Februar 1912 in Prag, welche großen Anklang fand (Stuckenschmidt 1974, S. 149 f.). 1912 zunehmend europaweit bekannt (ibid., S. 154), dirigierte Schönberg in den nächsten Jahren u. a. in Amsterdam, London und St. Petersburg (Schmidt 2005, Sp. 1588). Warum sollte ich es nicht sein, da ich imstande bin, meine Sachen einzustudieren!!! Was Schwierigeres gibt es doch nicht, und das Studieren ist doch das Wichtigste! Und manuell bin ich entschieden geschickt! Also, das Misstrauen, das Mediokre immer haben, ist so ungerechtfertigt wie je!

Ich glaube, Kontrapunkt ist noch schwieriger als dirigieren!

Was nun weiter meine Übersiedlungsmöglichkeiten anbelangt, so rechne ich sehr auf die Mitwirkung der in Aussicht gestellten Mäzene. Clark hatte kurz zuvor die Wichtigkeit von Mäzenen für einen erfolgreichen Umzug nach Berlin unterstrichen (Brief von Clark an Schönberg vom 9. Juni). Neben Cassirer, der sich bereits im Juli bereiterklärt hatte, 1000 Mark zur Verfügung zu stellen, und Hertzka, der (unter Auflagen) 1500 Kronen bereitstellen wollte (Stuckenschmidt 1974, S. 130), ist als Mäzen der Bankier Arnhold zu nennen; dieser hatte sich im Januar 1912 bereit erklärt, 1000 Mark für eine Aufführung der Gurrelieder zu geben (ibid., S. 154). Für den eigentlichen Umzug wurden 2000 Mark gespendet (ibid., S. 136). Der Plan, im September 1911 durch Bahr einen Fonds einzurichten und aus diesem jährlich eine Summe von 6000 Kronen zu beziehen, konnte nicht durchgeführt werden; der Fonds erhielt aber mehrere Spenden (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 56). Zudem hat Schönberg vermutlich indirekt durch die Freundschaft Busonis mit dem Bankier Sobernheim profitiert, indem Sobernheim beispielsweise für eine Aufführung von Pierrot lunaire in Busonis Wohnung 3000 Mark zur Verfügung stellte (Theurich 1979, S. 108). Und da setze ich meine große Hoffnung auf Sie. Ein Wort von einem Mann wie Sie, der, wie ich selbst sehen konnte, mit Recht so verehrt wird, muss sicher genügen.

Aber diese Sache, wie ich schon in meinem ersten Brief schrieb, eilt sehr. Und ist jetzt noch dringender als damals, da ich bald vis-à-vis du rien Frz.: „vor dem Nichts“. stehe! Es wäre also nötig, dass die Herren Geldmänner schon in den allernächsten Tagen ihre Hände öffneten und mich in die Lage versetzten, wieder etwas zu tun.

Allerdings am allerliebsten wäre es mir, wenn Sie es möglich machten, dass man mir so rasch wie möglich jene Summe gibt, die ich zur Übersiedlung brauche. Ich bin sicher, in Berlin geht’s dann weiter. Es handelt sich leider nur um eine recht große Summe, denn ich muss in Wien meine Wohnungsmiete bezahlen, um meine Möbel frei zu bekommen, muss die Transportkosten haben und etwas für die erste Zeit zum Leben. Ich glaube, unter 2000 Mark ist das nicht zu machen. Aber 3000 wären wohl günstig.

Wenn Sie mir das durchsetzen könnten, und vor allem so rasch, dass ich noch Ende dieser oder anfangs nächster Woche nach Berlin könnte, wäre ich sehr gut daran! Schönberg gab ab dem 25. September 1911 die Adresse von Clark in Berlin an. Der Umzug in die Villa Lepcke erfolgte zum 1. Oktober (Stuckenschmidt 1974, S. 133 f.). Ich glaube, ich muss dort sein. Ich habe so viele Pläne, dass ich unbedingt alles durchsetzen werde, was ich will.

Ich will neben dem Unterrichten auch als Dirigent wirken und habe dazu schon eine Verbindung angeknüpft, die mir sehr nützlich sein wird. Bei dieser „Verbindung“ könnte es sich neben dem oben erwähnten Reinhardt um den Konzertagenten Gutmann handeln. Dieser hatte Mitte September 1911 versprochen, Schönberg eine Aufführungsmöglichkeit für Pelleas und Melisande zu verschaffen. Gutmann, der Anfang 1912 den Hauptsitz seiner Agentur von München nach Berlin verlegen sollte (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 64), setzte sich später auch in Berlin für Schönberg ein (Stuckenschmidt 1974, S. 179). Zudem hatte Zemlinsky Schönberg am 9. September eine Aufführungsmöglichkeit von Pelleas und Melisande in Prag eröffnet, bei welcher Schönberg sein Werk dirigieren sollte (Zemlinsky/Weber 1995, S. 62).

Mit einem Wort, wenn die Mäzene einstweilen wenigstens für die Übersiedlung herhalten und zusagen, später noch ein wenig nachzuhelfen, wenn es nicht gleich ins rechte Geleise kommt, so habe ich wenig Sorge, dass die Sache gelingt.

Aber ich meine: es muss äußerst rasch geschehen!

Wenn Sie da etwas dazu tun könnten!

Seien Sie nicht bös, dass ich Sie belästige. Aber ich ahne, dass einem großangelegten Menschen, wie Sie, derartige Dinge nicht fremd vorkommen.

Ich hoffe, bald von Ihnen Nachricht zu erhalten, und bin

mit vielen herzlichen verehrungsvollen Grüßen

Ihr Arnold Schönberg

                                                                
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noch einiges unternommen Theurich 1977 (188) und Theurich 1979 (189) fälschlich: „übernommen“. habe und noch Manches dazutun
will. So habe ich Max Reinhar[d]t meine zwei Bühnenwerke
zur Aufführung eingereicht (zwei kurze Stücke: „Monodram“ und
„Die glückliche Hand“) und mit ihm darüber verhandelt, daß
ich sie selbst dirigiere. Reinhardt, den Schönberg kurz zuvor am 31. August in München durch Vermittlung von Fried kennengelernt hatte (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 53), leitete seit 1905 u. a. das Deutsche Theater und bezog, neben seiner Tätigkeit als Opernregisseur (Fleischmann 1984, S. 279), musikalische Elemente auf innovative Weise in das Sprechtheater mit ein (Langer 2005, Sp. 1531). Die geplante Zusammenarbeit mit Schönberg sagte Reinhardt jedoch bereits am 23. September 1911 wieder ab, da er eine Umsetzung der Werke in einem Sprechtheater für undurchführbar hielt (Telegramm von Reinhardt an Schönberg vom 23. September 1911). Mich ihm gleichzeitig, als Dirigenten
angetragen für die andern Musikwerke, die er in dieser
Saison aufführen will. An Musikwerken führte Reinhardt in dieser sowie der folgenden Saison u. a. Offenbachs Die schöne Helena, Busonis Turandot-Musik sowie Humperdincks Der blaue Vogel auf (Boeser/Vatková 1984, S. 332 f.). Er war sehr geneigt und ich
glaube, wenn ich ihn noch einmal sprechen könnte, wäre
die Sache gemacht. Dabei hörte Transkription unsicher: unleserlich. Theurich 1977 (188), Theurich 1979 (189) und Beaumont 1987 (412): „hoffte“ (bzw. „was hoping“). ich, daß er auch
von Ihnen etwas macht. Das wäre mir eine große
Freude und höchst interessant, das zu dirigieren. Können
Sie nicht darauf Einfluß nehmen? Am 27. Oktober 1911 wurde Busonis 1905 komponierte Musik zu Gozzis Turandot im Rahmen einer Neuproduktion des Stücks am Deutschen Theater aufgeführt (Boeser/Vatková 1984, S. 332); am Pult stand Oskar Fried (Stuckenschmidt 1967, S. 37). Busoni muss in dieser Zeit in regem Austausch mit Reinhardt gestanden haben. Reinhardt war
bis dahin sehr dafür! Und ich hoffe bestimmt, wenn
er noch von Ihnen, dazu angeregt wird, daß er mich
en[…] höchstens 1 Zeichen: durchgestrichen. gagiert. – Sie brauchen keine Sorge zu haben, daß
ich kein guter Dirigent bin. Ich bin ganz gewiß sogar
ein hervorragender! Schönberg hatte im Januar 1905 bei der Uraufführung von Pelleas und Melisande zum ersten Mal ein großes Ensemble dirigiert. 1912 weitete sich Schönbergs Betätigung endgültig auf das Dirigieren aus (Schmidt 2005, Sp. 1585 ff.). So leitete er auf Einladung von Zemlinsky eine Aufführung von Pelleas und Melisande am 29. Februar 1912 in Prag, welche großen Anklang fand (Stuckenschmidt 1974, S. 149 f.). 1912 zunehmend europaweit bekannt (ibid., S. 154), dirigierte Schönberg in den nächsten Jahren u. a. in Amsterdam, London und St. Petersburg (Schmidt 2005, Sp. 1588). Warum sollte ich es nicht sein, da
ich imstande bin, meine Sachen einzustudieren!!!
Was schwieriger[e]s Theurich 1977 (188) und Theurich 1979 (189): „schwierigeres“. giebt es doch nicht und das Studieren
ist doch das Wichtigste! Und manuell bin ich entschieden
geschickt! Also, das Mißtrauen, das Mediokre immer
haben ist so ungerechtfertigt, wie je!

Ich glaube Kontrapunkt ist noch schwier[i]ger, Theurich 1977 (188) und Theurich 1979 (189): „schwieriger“. als dirigieren!

                                                                
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September 1911</date> wieder ab, da er eine Umsetzung der Werke in einem Sprechtheater für undurchführbar hielt (<bibl><ref type="ext" subtype="asc-l" target="#22383">Telegramm von <persName key="E0300043">Reinhardt</persName> an <persName key="E0300023">Schönberg</persName> vom <date when-iso="1911-09-23">23. September 1911</date></ref></bibl>).</note> Mich ihm gleichzeitig<orig>,</orig> als Dirigenten <lb/>angetragen für die andern Musikwerke, die er in dieser <lb/>Saison aufführen will. <note type="commentary" resp="#E0300318">An Musikwerken führte <persName key="E0300043">Reinhardt</persName> in dieser sowie der folgenden Saison u. a. <persName key="E0300020">Offenbachs</persName> <rs key="E0400036">Die schöne Helena</rs>, <persName key="E0300017">Busonis</persName> <rs key="E0400033">Turandot-Musik</rs> sowie <persName key="E0300070">Humperdincks</persName> <rs key="E0400037">Der blaue Vogel</rs> auf (<bibl><ref target="#E0800029"/>, S. 332 f.</bibl>).</note> Er war <hi rend="underline2">sehr geneigt</hi><reg>,</reg> und ich <lb/>glaube, wenn ich ihn noch einmal sprechen könnte, wäre <lb/>die Sache gemacht. Dabei <unclear cert="high" reason="illegible">hörte</unclear> <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (188)</bibl>, <bibl><ref target="#E0800005"/> (189)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (412)</bibl>: <q>hoffte</q> (bzw. <q>was hoping</q>).</note> ich, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> er auch <lb/>von Ihnen etwas macht. Das wäre mir eine große <lb/>Freude und höchst interessant, das zu dirigieren. Können <lb/>Sie nicht darauf Einflu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> nehmen? <note type="commentary" resp="#E0300318">Am <date when-iso="1911-10-27">27. Oktober 1911</date> wurde <persName key="E0300017">Busonis</persName> <date when-iso="1905">1905</date> komponierte <title key="E0400033">Musik zu <persName key="E0300431">Gozzis</persName> Turandot</title> im Rahmen einer Neuproduktion des Stücks am <orgName key="E0600009">Deutschen Theater</orgName> aufgeführt (<bibl><ref target="#E0800029"/>, S. 332</bibl>); am Pult stand <persName key="E0300041">Oskar Fried</persName> (<bibl><ref target="#E0800016"/>, S. 37</bibl>). <persName key="E0300017">Busoni</persName> muss in dieser Zeit in regem Austausch mit <persName key="E0300043">Reinhardt</persName> gestanden haben.</note> <persName key="E0300043">Reinhardt</persName> war <lb/>bis dahin sehr dafür! Und ich hoffe bestimmt, wenn <lb/>er noch von Ihnen<orig>,</orig> dazu angeregt wird, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> er mich <lb/>en<del rend="strikethrough"><gap reason="strikethrough" atMost="1" unit="char"/></del>gagiert. – Sie brauchen keine Sorge zu haben, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> <lb/>ich kein guter Dirigent bin. Ich bin ganz <choice><orig>gewiß</orig><reg>gewiss</reg></choice> sogar <lb/>ein hervorragender! <note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> hatte im <date when-iso="1905-01">Januar 1905</date> bei der Uraufführung von <rs key="E0400012">Pelleas und Melisande</rs> zum ersten Mal ein großes Ensemble dirigiert. <date when-iso="1912">1912</date> weitete sich <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> Betätigung endgültig auf das Dirigieren aus (<bibl><ref target="#E0800013"/>, Sp. 1585 ff.</bibl>). So leitete er auf Einladung von <persName key="E0300046">Zemlinsky</persName> eine Aufführung von <rs key="E0400012">Pelleas und Melisande</rs> am <date when-iso="1912-02-29">29. Februar 1912</date> in <placeName key="E0500009">Prag</placeName>, welche großen Anklang fand (<bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 149 f.</bibl>). <date when-iso="1912">1912</date> zunehmend <placeName key="E0500943">europa</placeName>weit bekannt (<bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 154</bibl>), dirigierte <persName key="E0300023">Schönberg</persName> in den nächsten Jahren u. a. in <placeName key="E0500115">Amsterdam</placeName>, <placeName key="E0500047">London</placeName> und <placeName key="E0500116">St. Petersburg</placeName> (<bibl><ref target="#E0800013"/>, Sp. 1588</bibl>).</note> Warum sollte ich es nicht sein, da <lb/>ich imstande bin, meine Sachen <hi rend="underline">einzustudieren</hi>!!! <lb/>Was <choice><orig>s</orig><reg>S</reg></choice>chwieriger<supplied reason="omitted">e</supplied>s <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (188)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (189)</bibl>: <q>schwierigeres</q>.</note> gi<orig>e</orig>bt es doch nicht<reg>,</reg> und das Studieren <lb/>ist doch das Wichtigste! Und manuell bin ich entschieden <lb/>geschickt! Also, das Mi<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>trauen, das Mediokre immer <lb/>haben<reg>,</reg> ist so ungerechtfertigt<orig>,</orig> wie je!</p> <p rend="indent-first">Ich glaube<reg>,</reg> Kontrapunkt ist noch schwier<supplied reason="omitted">i</supplied>ger<orig>,</orig> <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (188)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (189)</bibl>: <q>schwieriger</q>.</note> als dirigieren!</p> </div>
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3Diplomatische Umschrift
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[2]

Was nun weiter meine Uebersiedlungsmöglichkeiten
anbelangt, so rechne ich sehr auf die Mitwirkung der
in Aussicht gestellten Mäcene. Clark hatte kurz zuvor die Wichtigkeit von Mäzenen für einen erfolgreichen Umzug nach Berlin unterstrichen (Brief von Clark an Schönberg vom 9. Juni). Neben Cassirer, der sich bereits im Juli bereiterklärt hatte, 1000 Mark zur Verfügung zu stellen, und Hertzka, der (unter Auflagen) 1500 Kronen bereitstellen wollte (Stuckenschmidt 1974, S. 130), ist als Mäzen der Bankier Arnhold zu nennen; dieser hatte sich im Januar 1912 bereit erklärt, 1000 Mark für eine Aufführung der Gurrelieder zu geben (ibid., S. 154). Für den eigentlichen Umzug wurden 2000 Mark gespendet (ibid., S. 136). Der Plan, im September 1911 durch Bahr einen Fonds einzurichten und aus diesem jährlich eine Summe von 6000 Kronen zu beziehen, konnte nicht durchgeführt werden; der Fonds erhielt aber mehrere Spenden (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 56). Zudem hat Schönberg vermutlich indirekt durch die Freundschaft Busonis mit dem Bankier Sobernheim profitiert, indem Sobernheim beispielsweise für eine Aufführung von Pierrot lunaire in Busonis Wohnung 3000 Mark zur Verfügung stellte (Theurich 1979, S. 108). Und da setze ich meine große
Hoffnung auf Sie. Ein Wort von einem Mann, wie Sie, der
wie ich selbst sehen konnte, mit Recht so verehrt wird, muß
sicher genügen.

Aber diese Sache, wie ich schon g in meinem ersten
Brief
schrieb, eilt sehr. Und ist jetzt noch dringender Theurich 1977 (188) fälschlich: „dringlicher“. als
damals, da ich bald vis-a-vis du rien Frz.: „vor dem Nichts“. stehe! Es wäre
also nötig, daß die Herren Geldmänner schon in den aller⸗
nächsten Tagen ihre Hände öffneten und mich in die Lage
versetzten, wieder etwas zu tun.

Allerdings am allerliebsten wäre es mir, wenn
Sie es möglich machten, daß man mir so rasch wie
möglich jene Summe giebt die ich zur Uebersiedlung
brauche. Ich bin sicher in Berlin gehts dann weiter.
Es handelt sich leider nur Theurich 1977 (188) und Theurich 1979 (190): „nur“ fehlt. um eine recht große Summe,
denn ich muß in Wien meine Wohnungsmiete beza[h]len
um meine Mobel Theurich 1977 (188) und Theurich 1979 (190): „Möbel“. frei zu bekommen, muß die Trans⸗
portkosten haben und etwas für die erste Zeit zum Leben.
Ich glaube unter 2000 Mark ist das nicht zu machen. Aber
3000 wären wohl günstig.

Wenn Sie mir das durchsetzen könnten und vor Allem
so rasch, daß ich noch Ende dieser oder Anfangs nächster

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[2]</note> <p rend="indent-first">Was nun weiter meine <choice><orig>Ue</orig><reg>Ü</reg></choice>bersiedlungsmöglichkeiten <lb/>anbelangt, so rechne ich sehr auf die Mitwirkung der <lb/>in Aussicht gestellten Mä<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ene. <note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300028">Clark</persName> hatte kurz zuvor die Wichtigkeit von Mäzenen für einen erfolgreichen Umzug nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> unterstrichen (<bibl><ref type="ext" subtype="asc-l" target="#20358">Brief von <persName key="E0300028">Clark</persName> an <persName key="E0300023">Schönberg</persName> vom <date when-iso="1911-06-09">9. Juni</date></ref></bibl>). Neben <persName key="E0300061">Cassirer</persName>, der sich bereits im <date when-iso="1911-07">Juli</date> bereiterklärt hatte, 1000 Mark zur Verfügung zu stellen, und <persName key="E0300039">Hertzka</persName>, der (unter Auflagen) 1500 Kronen bereitstellen wollte (<bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 130</bibl>), ist als Mäzen der Bankier <persName key="E0300080">Arnhold</persName> zu nennen; dieser hatte sich im <date when-iso="1912-01">Januar 1912</date> bereit erklärt, 1000 Mark für eine Aufführung der <rs key="E0400042">Gurrelieder</rs> zu geben (<bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 154</bibl>). Für den eigentlichen Umzug wurden 2000 Mark gespendet (<bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 136</bibl>). Der Plan, im <date when-iso="1911-09">September 1911</date> durch <persName key="E0300069">Bahr</persName> einen Fonds einzurichten und aus diesem jährlich eine Summe von 6000 Kronen zu beziehen, konnte nicht durchgeführt werden; der Fonds erhielt aber mehrere Spenden (<bibl><ref target="#E0800021"/>, S. 56</bibl>). Zudem hat <persName key="E0300023">Schönberg</persName> vermutlich indirekt durch die Freundschaft <persName key="E0300017">Busonis</persName> mit dem Bankier <persName key="E0300079">Sobernheim</persName> profitiert, indem <persName key="E0300079">Sobernheim</persName> beispielsweise für eine Aufführung von <rs key="E0400041">Pierrot lunaire</rs> in <persName key="E0300017">Busonis</persName> <rs key="E0500072">Wohnung</rs> 3000 Mark zur Verfügung stellte (<bibl><ref target="#E0800005"/>, S. 108</bibl>).</note> Und da setze ich meine große <lb/>Hoffnung auf Sie. Ein Wort von einem Mann<orig>,</orig> wie Sie, der<reg>,</reg> <lb/>wie ich selbst sehen konnte, mit Recht so verehrt wird, mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> <lb/>sicher genügen.</p> <p rend="indent-first">Aber diese Sache, wie ich schon <del rend="strikethrough">g</del> in <ref type="E010001" target="#D0100024">meinem ersten <lb/>Brief</ref> schrieb, eilt sehr. Und ist jetzt noch dringender <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (188)</bibl> fälschlich: <q>dringlicher</q>.</note> als <lb/>damals, da ich bald <foreign xml:lang="fr" rend="latin">vis-<choice><orig>a</orig><reg>à</reg></choice>-vis du rien</foreign> <note type="commentary" resp="#E0300318">Frz.: <q>vor dem Nichts</q>.</note> stehe! Es wäre <lb/>also nötig, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> die Herren Geldmänner schon in den aller <lb break="no"/>nächsten Tagen ihre Hände öffneten und mich in die Lage <lb/>versetzten, wieder etwas zu tun.</p> <p rend="indent-first">Allerdings am allerliebsten wäre es mir, wenn <lb/>Sie es möglich machten, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> man mir so rasch wie <lb/>möglich jene Summe <choice><orig>giebt</orig><reg>gibt,</reg></choice> die ich zur <choice><orig>Ue</orig><reg>Ü</reg></choice>bersiedlung <lb/>brauche. Ich bin sicher<reg>,</reg> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> geht<reg>’</reg>s dann weiter. <lb/>Es handelt sich leider nur <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (188)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (190)</bibl>: <q>nur</q> fehlt.</note> um eine recht große Summe, <lb/>denn ich mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> meine Wohnungsmiete beza<supplied reason="omitted">h</supplied>len<reg>,</reg> <lb/>um meine M<choice><sic>o</sic><corr>ö</corr></choice>bel <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (188)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (190)</bibl>: <q>Möbel</q>.</note> frei zu bekommen, mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> die Trans <lb break="no"/>portkosten haben und etwas für die erste Zeit zum Leben. <lb/>Ich glaube<reg>,</reg> unter 2000 Mark ist das nicht zu machen. 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4Diplomatische Umschrift
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Woche nach Berlin könnte wäre ich sehr gut daran! Schönberg gab ab dem 25. September 1911 die Adresse von Clark in Berlin an. Der Umzug in die Villa Lepcke erfolgte zum 1. Oktober (Stuckenschmidt 1974, S. 133 f.). Ich glaube,
ich muß dort sein. Ich habe soviele Pläne, daß ich unbe⸗
dingt alles durchsetzen werde, was ich will.

Ich will neben dem Unterrichten auch als Dirigent wirken
und habe dazu schon eine Verbindung ang[e]knüpft, Theurich 1977 (188) und Theurich 1979 (190): „angeknüpft“. die mir
sehr nützlich sein wird. Bei dieser „Verbindung“ könnte es sich neben dem oben erwähnten Reinhardt um den Konzertagenten Gutmann handeln. Dieser hatte Mitte September 1911 versprochen, Schönberg eine Aufführungsmöglichkeit für Pelleas und Melisande zu verschaffen. Gutmann, der Anfang 1912 den Hauptsitz seiner Agentur von München nach Berlin verlegen sollte (Brand/Hailey/Meyer 2007, S. 64), setzte sich später auch in Berlin für Schönberg ein (Stuckenschmidt 1974, S. 179). Zudem hatte Zemlinsky Schönberg am 9. September eine Aufführungsmöglichkeit von Pelleas und Melisande in Prag eröffnet, bei welcher Schönberg sein Werk dirigieren sollte (Zemlinsky/Weber 1995, S. 62).

Mit einem Wort, wenn die Mäcene einstweilen
wenigstens für die Uebersiedlung herhalten und |später| |zusagen,|
noch ein wenig nachzuhelfen, wenn es nicht gleich ins
Rechte Geleise kommt, so habe ich wenig Sorge, daß die
Sache gelingt.

Aber ich meine: es muß äußerst rasch geschehen!

Wenn Sie da etwas dazu tun könnten!

Seien Sie nicht bös, daß ich Sie belästige. Aber ich
ahne, daß einem großangelegten Menschen, wie Sie, derartige
Dinge nicht fremd vorkommen.

Ich hoffe bald von Ihnen Nachricht zu erhalten und bin

mit vielen herzlichen verehrungsvollen Gruße Theurich 1977 (189) und Theurich 1979 (190): „Grüßen“.

Ihr Arnold Schönberg
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Nachlaß Busoni
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> Woche nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> könnte<reg>,</reg> wäre ich sehr gut daran! <note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> gab ab dem <date when-iso="1911-09-25">25. September 1911</date> die <rs key="E0500117">Adresse</rs> von <persName key="E0300028">Clark</persName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> an. Der Umzug in die <placeName key="E0500058">Villa Lepcke</placeName> erfolgte zum <date when-iso="1911-10-01">1. Oktober</date> (<bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 133 f.</bibl>).</note> Ich glaube, <lb/>ich mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> dort sein. Ich habe so<reg> </reg>viele Pläne, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich unbe <lb break="no"/>dingt alles durchsetzen werde, was ich will.</p> <p rend="indent-first">Ich will neben dem Unterrichten auch als Dirigent wirken <lb/>und habe dazu schon eine Verbindung ang<supplied reason="omitted">e</supplied>knüpft, <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (188)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (190)</bibl>: <q>angeknüpft</q>.</note> die mir <lb/>sehr nützlich sein wird. <note type="commentary" resp="#E0300318">Bei dieser <q>Verbindung</q> könnte es sich neben dem oben erwähnten <persName key="E0300043">Reinhardt</persName> um den Konzertagenten <persName key="E0300078">Gutmann</persName> handeln. Dieser hatte Mitte <date when-iso="1911-09">September 1911</date> versprochen, <persName key="E0300023">Schönberg</persName> eine Aufführungsmöglichkeit für <rs key="E0400012">Pelleas und Melisande</rs> zu verschaffen. <persName key="E0300078">Gutmann</persName>, der Anfang <date when-iso="1912">1912</date> den Hauptsitz seiner Agentur von <placeName key="E0500034">München</placeName> nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> verlegen sollte (<bibl><ref target="#E0800021"/>, S. 64</bibl>), setzte sich später auch in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> für <persName key="E0300023">Schönberg</persName> ein (<bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 179</bibl>). Zudem hatte <persName key="E0300046">Zemlinsky</persName> <persName key="E0300023">Schönberg</persName> am <date when-iso="1911-09-09">9. September</date> eine Aufführungsmöglichkeit von <rs key="E0400012">Pelleas und Melisande</rs> in <placeName key="E0500009">Prag</placeName> eröffnet, bei welcher <persName key="E0300023">Schönberg</persName> sein Werk dirigieren sollte (<bibl><ref target="#E0800028"/>, S. 62</bibl>).</note></p> <p rend="indent-first">Mit einem Wort, wenn die Mä<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ene einstweilen <lb/>wenigstens für die <choice><orig>Ue</orig><reg>Ü</reg></choice>bersiedlung herhalten und <seg xml:id="mv_1">später</seg> <metamark function="transposition" target="#mv_1 #mv_2">∿</metamark> <seg xml:id="mv_2">zusagen,</seg> <listTranspose> <transpose> <ptr target="#mv_2"/> <ptr target="#mv_1"/> </transpose> </listTranspose> <lb/>noch ein wenig nachzuhelfen, wenn es nicht gleich ins <lb/><choice><orig>Rechte</orig><reg>rechte</reg></choice> Geleise kommt, so habe ich wenig Sorge, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> die <lb/>Sache gelingt.</p> <p rend="indent-first">Aber ich meine: <hi rend="underline">es mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> äußerst rasch geschehen!</hi></p> <p rend="indent-first">Wenn Sie da etwas dazu tun könnten!</p> <p rend="indent-first">Seien Sie nicht bös, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich Sie belästige. Aber ich <lb/>ahne, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> einem großangelegten Menschen, wie Sie, derartige <lb/>Dinge nicht fremd vorkommen.</p> <p rend="indent-first">Ich hoffe<reg>,</reg> bald von Ihnen Nachricht zu erhalten<reg>,</reg> und bin</p> <closer> <salute>mit vielen herzlichen verehrungsvollen <choice><sic>Gruße</sic><corr>Grüßen</corr></choice> <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (189)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (190)</bibl>: <q>Grüßen</q>.</note></salute> <signed rend="inline">Ihr <persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></signed> </closer> <note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red" rend="space-above"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp> </note> <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_blue" rend="space-above"> <stamp rend="align(center)">Nachlaß Busoni</stamp> </note> </div>
5Faksimile
5Diplomatische Umschrift
5XML
Berg b. Starnberg
19
Sep
5–6 Nm.
[…] mindestens 1 Zeichen: unleserlich.
Herrn Ferruccio Busoni
Berlin W.
Viktoria Luiseplatz 11
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="top-right" resp="#post">
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                                    <placeName key="E0500065">Berg</placeName> <seg rend="minuscule">b.</seg> <placeName key="E0500069">Starnberg</placeName>
                                    <lb/><date when-iso="1911-09-19">19
                                        <lb/>Sep</date>
                                    <lb/>5–6 N<seg rend="minuscule">m.</seg><lb/><gap reason="illegible" atLeast="1" unit="char"/>
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6Faksimile
6Diplomatische Umschrift
6XML
Arnold Schönberg
Berg, am Würmsee, Bayern
pr. Adr. H. Widl
Nachlaß Busoni B II
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4556-Beil.
Mus.ep. A. Schönberg 17
                                                                
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> <addrLine><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></addrLine> <addrLine rend="latin"><placeName key="E0500065">Berg</placeName>, am <placeName key="E0500067">Würmsee</placeName>, <placeName key="E0500068">Bayern</placeName></addrLine> <addrLine><choice><abbr>pr. Adr. H.</abbr><expan>private Adresse Herr</expan></choice> <persName rend="latin">Widl</persName></addrLine> </address>
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Dokument

doneStatus: zur Freigabe vorgeschlagen XML Faksimile Download / Zitation

Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4556 | olim: Mus.ep. A. Schönberg 17 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Briefumschlag auf der Vorderseite links leicht beschädigt (infolge Aufriss).
Umfang
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Arnold Schönberg, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und die Foliierung vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Foliierungen
  • Foliierung mit Bleistift oben rechts auf den Vorderseiten durch das Archiv.
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Zusammenfassung
Schönberg hält den Aufruf zu seinen Gunsten im Pan für zu unklar; fordert energischeres Engagement für seine geplanten Kurse am Stern’schen Konservatorium; hat Max Reinhardt seine Werke Erwartung und Die glückliche Hand zur Aufführung empfohlen; bietet sich als Dirigenten an; drängt auf schnelle Unterstützung seiner Übersiedlung nach Berlin durch „die Herren Geldmänner“.
Incipit
herzlichsten Dank für Ihren sehr lieben Brief. Ich war schon sehr beunruhigt

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
10. November 2019: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Theurich 1977, S. 187–189 Theurich 1979, S. 188–190 (Brief), S. 106–109 (Kommentar) Beaumont 1987, S. 411–413