Ferruccio Busoni an Hans Huber arrow_backarrow_forward

Zürich · 20. November 1916

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30.20. Nov. 1916

Verehrtester Freund,

bezieht sich auf eine Deutung
der Schrift Busoni’s durch Madame Speiser!
Dieser Brief fehlt in Edgar Refardts Ausgabe der Busoni-Briefe an Huber, möglicherweise aus Diskretionsgründen gegenüber Elisabeth Speiser-Sarasin; entsprechend könnten die handschriftlichen Notizen auf Refardt zurückgehen.

ich hatte die Angelegenheit
der Frau Dr̲ Speiser-Sarasin völlig
vergessen, zu meiner Beschämung
(u. ohne Entschuldigung) sei’s
bekannt. Nach der mich
demaskierenden Deutung
meiner Schrift, kann ich der
Dame Nichts verbergen, auch
nicht meine Abneigung gegen
Einladungen. Aber die anderen
“Heimlichkeiten” werde ich nicht
verrathen: Etwas muss man
für sich allein wahren!

Das Programm waere also
nach Ihrem Sinne, umso besser!
Herrn Dr̲ Stumm muss ich noch
antworten. (Sie sollten sich ent-
schliessen den grossen Saal zu
nehmen, das hat man jetzt
auch in Bern beschlossen.)

30.

Verehrtester Freund,

Dieser Brief fehlt in Edgar Refardts Ausgabe der Busoni-Briefe an Huber, möglicherweise aus Diskretionsgründen gegenüber Elisabeth Speiser-Sarasin; entsprechend könnten die handschriftlichen Notizen auf Refardt zurückgehen.

ich hatte die Angelegenheit der Frau Dr. Sarasin völlig vergessen, zu meiner Beschämung (und ohne Entschuldigung) sei’s bekannt. Nach der mich demaskierenden Deutung meiner Schrift kann ich der Dame nichts verbergen, auch nicht meine Abneigung gegen Einladungen. Aber die anderen „Heimlichkeiten“ werde ich nicht verraten: Etwas muss man für sich allein wahren!

Das Programm wäre also nach Ihrem Sinne, umso besser! Herrn Dr. Stumm muss ich noch antworten. (Sie sollten sich entschließen, den großen Saal zu nehmen, das hat man jetzt auch in Bern beschlossen.)

Von Arnold Schönberg erhielt ich gestern einen eigenartigen, schön-empfundenen Brief über Krieg und Frieden. Er schreibt sonst nie: es muss ihm also das Herz überquollen sein.

Freuen Sie sich in Solothurn; freuen Sie sich solo, dann freuen wir uns tutti.

Arrivederci.

Ihr treu ergebener

F. B.

20. November 1916.
                                                                
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Von Arnold Schönberg erhielt
ich gestern einen eigenartigen
schön=empfundenen Brief über
Krieg und Frieden
. Er schreibt
sonst nie: es muss ihm also
das Herz überquollen sein.

Freuen Sie sich imn Solothurn;
freuen Sie sich Solo, dann
freuen wir uns Tutti.

Arrivederci.

Ihr treu ergebener

F. B.

20. Nov. 1916.
                                                                
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Überlieferung
Schweiz | Basel | Universitätsbibliothek | NL 30 : 22:A-H:16
Zustand
Beide Blätter unten am Mittelfalz eingerissen (ohne Textverlust); ansonsten gut erhalten.
Umfang
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Nur die Vorderseiten beschrieben.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift Nummerierung und Foliierung vorgenommen und das Datum auf die erste Seite übertragen hat.
  • Unbekannte Hand (
  • Edgar Refardt
  • ?) in deutscher Kurrentschrift, die mit blauer Tinte Erläuterungen zu
  • Elisabeth Speiser-Sarasin
  • eingetragen hat.

Zusammenfassung
Busoni ist nicht geneigt, der Einladung zur Begleitung einer Privatgesellschaft von Elisabeth Speiser-Sarasin zu folgen; befürwortet den größeren Konzertsaal des Stadt-Casinos als Veranstaltungsort seiner Basler Klavierabende; hat einen Brief über Krieg und Frieden von Arnold Schönberg erhalten.
Incipit
ich hatte die Angelegenheit der Frau Dr. Sarasin

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
unter Mitarbeit von
Stand
24. November 2017: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition