Robert Freund an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Kleinlaufenburg · 22. August 1897

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Zürich, Kirchgasse 31
22 Aug.

Hochgeehrter Herr!

Ihre freundl. Zeilen mit denen
Sie sich bereit erklären den
Unterricht meiner Schwester
übernehmen zu wollen, haben
mich hoch erfreut. Nur Ihre
Bemerkung von den »etwas sehr
unregelmässigen« u. »der periodi_
schen Wiederkehr der Stunden«,
lassen in mir die Befürchtung
auftauchen, dass Sie diesen
Winter ganz ausser Stande
sein werden, ihr überhaupt

Zürich, Kirchgasse 31 22 Aug.

Hochgeehrter Herr!

Ihre freundl. Zeilen mit denen Sie sich bereit erklären den Unterricht meiner Schwester übernehmen zu wollen, haben mich hoch erfreut. Nur Ihre Bemerkung von den »etwas sehr unregelmäßigen« und »der periodischen Wiederkehr der Stunden«, lassen in mir die Befürchtung auftauchen, dass Sie diesen Winter ganz außer Stande sein werden, ihr überhaupt Unterricht zu erteilen. Wäre dies der Fall, so würde ich vorziehen sie diesen Winter noch in Budapest (unseren Heimathsort) zu lassen, um sie erst Ende März oder Anfang April, nachdem Sie wieder Ihren ständigen Aufenthalt in Berlin genommen haben – zu Ihnen zu bringen. Könnten Sie ihr aber im Winter einige Stunden monatlich (wenn auch nur zwei oder drei und natürlich in unregelmäßigen Abständen) zusichern, so würde ich vorziehen, dass sie in der zweiten Hälfte des September nach Berlin komme, um sofort ihre Studien zu beginnen. Würden Sie so freundlich [sein] mir hierauf nur mit einigen Worten zu erwidern? –

Seit einigen Monaten war es mir unmöglich den Sitzungen unseres Konzert-Comités bei zuwohnen und so kommt es, dass ich über die definitiven Engagements der Solisten für nächsten Winter, ganz im Dunklen bin. Doch waren Sie in erster Linie vorgeschlagen und natürlich allseitig freudigst akzeptirt. Nun erweckt der Schluss-Satz Ihres Briefes in mir die Befürchtung, dass Sie noch keine Aufforderung erhalten haben in den Abonnement-Konzerten verschiedener Schweizer Städte (Basel, Bern, St. Gallen etc.) aufzutreten. Da Zürich nicht allein in Betracht kommt, so wäre es möglich, dass eine Verzögerung vorliegt. Ich werde mich bei nächster Gelegenheit darüber informieren und gebe die Hoffnung nicht auf, Sie noch diesen Winter hier zu hören. –

Mit [am linken Seitenrand:] vorzüglicher Hochachtung bin ich Ihr sehr ergebener

Robert Freund

                                                                
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Unterricht zu ertheilen. Wäre dies
der Fall, so würde ich vorziehen
sie diesen Winter noch in
Budapest (unseren Heimathsort)
zu lassen, um sie erst Ende
März oder Anfang April,
nachdem Sie wieder Ihren
ständigen Aufenthalt in Berlin
genommen haben – zu Ihnen
zu bringen. Kön̅ten Sie ihr
aber im Winter einige Stunden
monatlich (wen̅ auch nur
zwei oder drei u. natürlich
in unregelmässigen Abständen)
zusichern, so würde ich vorziehen,

                                                                
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September nach Berlin
komme, um sofort ihre Studien
zu begin̅en. Würden Sie so
freundlich [sein] mir hierauf nur
mit einigen Worten zu erwiedern? –

Seit einigen Monaten war
es mir unmöglich den Sitzungen
unseres Concert-Comités bei
zuwohnen u. so kom̅t es,
dass ich über die definitiven
Engagements der Solisten für
nächsten Winter, ganz im
Dunklen bin. Doch waren Sie
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u. natürlich allseitig freudigst
acceptirt. Nun erweckt der
Schluss-Satz Ihres Briefes in
mir die Befürchtung, dass Sie
noch keine Aufforderung erhalten
haben in den Abonnement-
Concerten verschiedener Schweizer
Städte (Basel, Bern, St. Gallen
etc.) aufzutreten. Da Zürich
nicht allein in Betracht kom̅t,
so wäre es möglich, dass eine Verzöge_
rung vorliegt. Ich werde mich
bei nächster Gelegenheit darüber
informiren u. gebe die Hoffnung
nicht auf, Sie noch diesen
Winter hier zu hören. – Mit
[am linken Seitenrand:] vorzüglicher Hochachtung bin ich Ihr sehr ergebener
Robert Freund

                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1691 | olim: Mus.ep. R. Freund 2 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Robert Freund, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
28. März 2021: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition