Robert Freund an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Kleinlaufenburg · vmtl. 17. September 1899

Faksimile
Diplomatische Umschrift
Lesefassung
XML
Mus.ep. R. Freund 7 (Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1696
[1]
Kleinlaufenburg 17/9  [ca. 1899] Die zeitliche Einordnung durch das Archiv in das Jahr 1899 ist korrekt. Vorliegender Brief ist die direkte Antwort auf ein autograph datiertes Schreiben Busonis vom 15.09.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157 a.1.7)
Grossh. Baden

Libeber Herr Busoni!

Ihre Absicht mir eine Neubearbei_
tung
der Bach’schen Toccaten (Orgel
oder Clavier-Toccaten?) zu dediciren,
erfüllt mich mit Stolz u. Freude. Im vorherigen Brief vom 15.09.1899 hatte Busoni gefragt, ob er Freund als „kleine[n] Beweis“ seiner „aufrichtigen Gefühle“ seine Klavier-Bearbeitungen der Bach-Toccaten in C-Dur (BWV 564) und d-Moll (BWV 565) widmen dürfte.
Nehmen Sie meinen wärmsten Dank
für diese Auszeichnung u. glauben
Sie, dass ich sie zu würdigen
weiss. –

Mit der Unterbrechung der Studien
Etel’s war ich gar nicht einverstan_
den: Etelka Freund war durch die Vermittlung ihres Bruders Robert seit April oder Mai 1898 Schülerin von Busoni, der in ihr sofort „ein ungewöhnliches Talent für das Clavierspiel“ erkannte. (vgl. alle Briefe ab Beginn dieser Edition, insbes. Busonis Schreiben vom 22.05.1898) Diese erste Studienphase dauerte bis November 1898. (vgl. Busonis Brief vom 23.11.1898) Der Unterricht fand im darauffolgenden Jahr seine Fortsetzung, vmtl. ab Frühsommer bis zu besagter „Unterbrechung der Studien“ Ende Juli 1899. Der Zeitpunkt ergibt sich aus einem Brief des nunmehr zum „Freund […] u. Bewunderer“ avancierten Busoni an Etelka vom 30.07.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Wie dem vorliegenden Brief von Freund zu entnehmen ist, folgten der Unterbrechung wohl noch einige Wochen Unterricht in Berlin ab Mitte September 1899. Im Sommer 1900 nahm Etelka an Busonis erstem Meisterkurs in Weimar teil – für Näheres dazu vgl. Anm. in Busonis Brief vom 12.09.1900 – und bereitete im Anschluss daran in Berlin noch ihr Debut als Konzertpianistin im Januar 1901 gemeinsam mit ihm vor. (für mehr Informationen zum Debut vgl. Anm. in Busonis Brief vom 26.10.1900) Danach verlor sich der persönliche Kontakt weitgehend. Auch in der Korrespondenz zwischen Freund und Busoni spielt Etelka nur noch am Rande eine Rolle. Dennoch blieb man sich zeitlebens herzlich verbunden. Nach Busonis Tod entwickelte sich eine Art Brieffreundschaft zwischen Etelka und Busonis Frau Gerda bis zu ihrem Tod im Jahr 1956. (vgl. Briefwechsel CH-Zz, Ms. Z II 157 a.3) Ddoch ce que femme veut etc. ce que femme veut [frz.]: das ist, was Frau will Deutsche
St[aatsbibliothek
Berlin]

Kleinlaufenburg, 17. September Die zeitliche Einordnung durch das Archiv in das Jahr 1899 ist korrekt. Vorliegender Brief ist die direkte Antwort auf ein autograph datiertes Schreiben Busonis vom 15.09.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157 a.1.7)
Großherzogtum Baden

Lieber Herr Busoni!

Ihre Absicht, mir eine Neubearbeitung der Bach’schen Toccaten (Orgel- oder Klavier-Toccaten?) zu dedizieren, erfüllt mich mit Stolz und Freude. Im vorherigen Brief vom 15.09.1899 hatte Busoni gefragt, ob er Freund als „kleine[n] Beweis“ seiner „aufrichtigen Gefühle“ seine Klavier-Bearbeitungen der Bach-Toccaten in C-Dur (BWV 564) und d-Moll (BWV 565) widmen dürfte. Nehmen Sie meinen wärmsten Dank für diese Auszeichnung und glauben Sie, dass ich sie zu würdigen weiß. –

Mit der Unterbrechung der Studien Etels war ich gar nicht einverstanden, Etelka Freund war durch die Vermittlung ihres Bruders Robert seit April oder Mai 1898 Schülerin von Busoni, der in ihr sofort „ein ungewöhnliches Talent für das Clavierspiel“ erkannte. (vgl. alle Briefe ab Beginn dieser Edition, insbes. Busonis Schreiben vom 22.05.1898) Diese erste Studienphase dauerte bis November 1898. (vgl. Busonis Brief vom 23.11.1898) Der Unterricht fand im darauffolgenden Jahr seine Fortsetzung, vmtl. ab Frühsommer bis zu besagter „Unterbrechung der Studien“ Ende Juli 1899. Der Zeitpunkt ergibt sich aus einem Brief des nunmehr zum „Freund […] u. Bewunderer“ avancierten Busoni an Etelka vom 30.07.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Wie dem vorliegenden Brief von Freund zu entnehmen ist, folgten der Unterbrechung wohl noch einige Wochen Unterricht in Berlin ab Mitte September 1899. Im Sommer 1900 nahm Etelka an Busonis erstem Meisterkurs in Weimar teil – für Näheres dazu vgl. Anm. in Busonis Brief vom 12.09.1900 – und bereitete im Anschluss daran in Berlin noch ihr Debut als Konzertpianistin im Januar 1901 gemeinsam mit ihm vor. (für mehr Informationen zum Debut vgl. Anm. in Busonis Brief vom 26.10.1900) Danach verlor sich der persönliche Kontakt weitgehend. Auch in der Korrespondenz zwischen Freund und Busoni spielt Etelka nur noch am Rande eine Rolle. Dennoch blieb man sich zeitlebens herzlich verbunden. Nach Busonis Tod entwickelte sich eine Art Brieffreundschaft zwischen Etelka und Busonis Frau Gerda bis zu ihrem Tod im Jahr 1956. (vgl. Briefwechsel CH-Zz, Ms. Z II 157 a.3) doch ce que femme veut etc. ce que femme veut [frz.]: das ist, was Frau will und meine Frau wollte sie ungedingt hier haben. Grund für den Aufenthalt der Schwestern in Kleinlaufenburg dürfte Robert Freunds Hochzeit mit der Amerikanerin Mary Elizabeth Codman gewesen sein. Herr Freund schrieb mir gestern, daß er sich in allernächster Zeit mit Mrs. Codman verehelichen werde, und zwar in Budapest. Das Paar wird vorläufig im Sommer seinen Wohnsitz in Laufenburg behalten und im nächsten Winter in Berlin wohnen […]“, teilte Friedrich Hegar knapp zwei Monate zuvor einer Freundin mit. (Brief Hegar an Henriette Bodmer-Pestalozzi; Aarau, 21.07.1899; in: Müller 1987, S. 56) Das genaue Hochzeitsdatum wurde nicht ermittelt, lässt sich aber anhand zwei weiterer Korrespondenzstücke auf einen Tag zwischen dem 31.07.1899 und dem 10.08.1899 eingrenzen. Ein Brief von Busoni an Etelka Freund legt nahe, dass sie und ihre Schwester Irma am 30.07.1899 noch in Berlin weilten, die Stadt aber wohl unmittelbar darauf verließen. (vgl. CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Im Zürcher Nachlass-Archiv sind zudem einige Glückwunschschreiben aus Anlass der Hochzeit überliefert. Das Früheste davon ist eine Briefkarte von Richard Strauss an Herrn und Frau Robert Freund. (Marquartstein, 10.08.1899; CH-Zz, Ms. Z II 157.30.2) Vmtl. wurde Budapest als Ort der Feierlichkeiten gewählt, um Freunds Familie eine unkomplizierte Teilnahme zu ermöglichen. Die Wochen danach verbrachten Etelka und Irma gemeinsam mit den frisch Vermählten auf dem Kleinlaufenburger Schlössle und genossen eine „Zeit der […] Familienfreude“. (vgl. Busonis Brief vom 15.09.1899) Heute reisen meine Schwestern wieder nach Berlin zurück und so hoffe ich, dass Etel die paar Wochen, die Sie noch in Berlin bleiben, benützen wird, um wenigstens die Bach’sche Es-Dur-Fuge und die op. 106 mit Ihnen durchzuarbeiten. Zumindest der erste dieser beiden Wünsche ist wohl erfüllt worden. Etelka Freund spielte Präludium und Fuge in Es-Dur von Bach/Busoni bei ihrem ersten Solo-Klavier-Abend in Berlin am 24.01.1901 sowie im Rahmen weiterer Konzerte in den folgenden Jahren. (vgl. div. Programme ohne eigene Sign. im Archiv des Freund-Nachlasses in Zürich; CH-Zz, Ms. Z II 157.36) Beethovens Hammerklavier-Sonate taucht (zumindest in den überlieferten Programmen) nicht auf. Bei dieser Gelegenheit erlauben Sie mir wieder, meiner Dankbarkeit erneuten Ausdruck zu geben für alles, was Sie, verehrter Herr, für Etel tun.

Von meiner Frau und mir die herzlichsten Grüße an Frau Busoni und Sie, und ich bleibe in Freundschaft und Verehrung

Ihr aufrichtig ergebener R. Freund

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive"> <subst><del rend="strikethrough">Mus.ep. R. Freund 7 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del><add place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1696</add></subst> </note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[1]</note> <opener> <dateline rend="align(right)"> <placeName key="E0500534">Kleinlaufenburg</placeName><reg>,</reg> <date rend="inline" when-iso="1899-09-17"><choice><orig>17/9</orig><reg>17. September</reg></choice></date> <note type="dating" place="inline" resp="#archive" xml:id="arch_date">  [<date when-iso="1899" cert="high">ca. 1899</date>]</note> <note type="commentary" resp="#E0300361"> Die zeitliche Einordnung durch das Archiv in das Jahr <date when-iso="1899">1899</date> ist korrekt. Vorliegender Brief ist die direkte Antwort auf ein autograph datiertes Schreiben <persName key="E0300017">Busonis</persName> vom <date when-iso="1899-09-15">15.09.1899</date>. (CH-Zz, Ms. Z II 157 a.1.7) </note> </dateline> <dateline rend="align(center)"><placeName key="E0500499"><choice><abbr>Grossh. Baden</abbr><expan>Großherzogtum Baden</expan></choice></placeName></dateline> <salute rend="space-above">Li<subst><del rend="overwritten">b</del><add place="across">e</add></subst>ber <persName key="E0300017">Herr Busoni</persName>!</salute> </opener> <p>Ihre Absicht<reg>,</reg> mir eine <rs key="E0400410">Neubearbei <lb break="no"/>tung</rs> der <persName key="E0300012">Bach</persName>’schen <rs type="works" key="E0400191 E0400408">Toccaten</rs> (Orgel<reg>-</reg> <lb/>oder <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier-Toccaten?) zu dedi<choice><orig>ci</orig><reg>zie</reg></choice>ren, <lb/>erfüllt mich mit Stolz <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Freude. <note type="commentary" resp="#E0300361"> Im vorherigen Brief vom <date when-iso="1899-09-15">15.09.1899</date> hatte <persName key="E0300017">Busoni</persName> gefragt, ob er <persName key="E0300208">Freund</persName> als <q>kleine[n] Beweis</q> seiner <q>aufrichtigen Gefühle</q> seine <rs key="E0400410">Klavier-Bearbeitungen</rs> der <persName key="E0300012">Bach</persName>-Toccaten in C-Dur (<rs key="E0400191">BWV 564</rs>) und d-Moll (<rs key="E0400408">BWV 565</rs>) widmen dürfte. </note> <lb/>Nehmen Sie meinen wärmsten Dank <lb/>für diese Auszeichnung <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> glauben <lb/>Sie, dass ich sie zu würdigen <lb/>wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>. –</p> <p type="pre-split">Mit der Unterbrechung der Studien <lb/><persName key="E0300420">Etel<orig>’</orig>s</persName> war ich gar nicht einverstan <lb break="no"/>den<choice><orig>:</orig><reg>,</reg></choice> <note type="commentary" resp="#E0300361"> <persName key="E0300420">Etelka Freund</persName> war durch die Vermittlung ihres Bruders <persName key="E0300208">Robert</persName> seit <date when-iso="1898-04">April</date> oder <date when-iso="1898-05">Mai 1898</date> Schülerin von <persName key="E0300017">Busoni</persName>, der in ihr sofort <q>ein ungewöhnliches Talent für das Clavierspiel</q> erkannte. (vgl. alle Briefe ab Beginn dieser Edition, insbes. <persName key="E0300017">Busonis</persName> Schreiben vom <date when-iso="1898-05-22">22.05.1898</date>) Diese erste Studienphase dauerte bis <date when-iso="1898-11">November 1898</date>. (vgl. <persName key="E0300017">Busonis</persName> <ref target="#D0100504">Brief vom <date when-iso="1898-11-23">23.11.1898</date></ref>) Der Unterricht fand im <date when-iso="1899">darauffolgenden Jahr</date> seine Fortsetzung, vmtl. ab Frühsommer bis zu besagter <q>Unterbrechung der Studien</q> Ende <date when-iso="1899-07">Juli 1899</date>. Der Zeitpunkt ergibt sich aus einem Brief des nunmehr zum <q>Freund […] u. Bewunderer</q> avancierten <persName key="E0300017">Busoni</persName> an <persName key="E0300420">Etelka</persName> vom <date when-iso="1899-07-30">30.07.1899</date>. (CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Wie dem vorliegenden Brief von <persName key="E0300208">Freund</persName> zu entnehmen ist, folgten der Unterbrechung wohl noch einige Wochen Unterricht in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> ab <date from-iso="1899-09-17">Mitte September 1899</date>. Im Sommer <date when-iso="1900">1900</date> nahm <persName key="E0300420">Etelka</persName> an <persName key="E0300017">Busonis</persName> erstem Meisterkurs in <placeName key="E0500144">Weimar</placeName> teil – für Näheres dazu vgl. Anm. in <persName key="E0300017">Busonis</persName> <ref target="#D0100573">Brief vom <date when-iso="1900-09-12">12.09.1900</date></ref> – und bereitete im Anschluss daran in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> noch ihr Debut als Konzertpianistin im <date when-iso="1901-01">Januar 1901</date> gemeinsam mit ihm vor. (für mehr Informationen zum Debut vgl. Anm. in <persName key="E0300017">Busonis</persName> <ref target="#D0100574" n="2">Brief vom <date when-iso="1900-10-26">26.10.1900</date></ref>) Danach verlor sich der persönliche Kontakt weitgehend. Auch in der Korrespondenz zwischen <persName key="E0300208">Freund</persName> und <persName key="E0300017">Busoni</persName> spielt <persName key="E0300420">Etelka</persName> nur noch am Rande eine Rolle. Dennoch blieb man sich zeitlebens herzlich verbunden. Nach <persName key="E0300017">Busonis</persName> Tod entwickelte sich eine Art Brieffreundschaft zwischen <persName key="E0300420">Etelka</persName> und <persName key="E0300017">Busonis</persName> Frau <rs key="E0300059">Gerda</rs> bis zu ihrem Tod im Jahr <date when-iso="1956">1956</date>. (vgl. Briefwechsel CH-Zz, Ms. Z II 157 a.3) </note> <subst><del rend="overwritten">D</del><add place="across">d</add></subst>och <foreign xml:lang="fr">ce que <rs key="E0300434">femme</rs> veut</foreign> etc. <note type="commentary" resp="#E0300361">ce que femme veut [frz.]: das ist, was Frau will</note> <note type="stamp" place="margin-left" resp="#dsb_st_red"> <stamp xml:id="dsb_p1" rend="round border align(center) tiny">Deutsche <lb/>St<supplied reason="low-ink">aatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></supplied> </stamp> </note> </p></div>
2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML

Deutsche
St[aatsbibliothek
Berlin]

u. meine Frau wollte sie ungedingt hier
haben. Grund für den Aufenthalt der Schwestern in Kleinlaufenburg dürfte Robert Freunds Hochzeit mit der Amerikanerin Mary Elizabeth Codman gewesen sein. Herr Freund schrieb mir gestern, daß er sich in allernächster Zeit mit Mrs. Codman verehelichen werde, und zwar in Budapest. Das Paar wird vorläufig im Sommer seinen Wohnsitz in Laufenburg behalten und im nächsten Winter in Berlin wohnen […]“, teilte Friedrich Hegar knapp zwei Monate zuvor einer Freundin mit. (Brief Hegar an Henriette Bodmer-Pestalozzi; Aarau, 21.07.1899; in: Müller 1987, S. 56) Das genaue Hochzeitsdatum wurde nicht ermittelt, lässt sich aber anhand zwei weiterer Korrespondenzstücke auf einen Tag zwischen dem 31.07.1899 und dem 10.08.1899 eingrenzen. Ein Brief von Busoni an Etelka Freund legt nahe, dass sie und ihre Schwester Irma am 30.07.1899 noch in Berlin weilten, die Stadt aber wohl unmittelbar darauf verließen. (vgl. CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Im Zürcher Nachlass-Archiv sind zudem einige Glückwunschschreiben aus Anlass der Hochzeit überliefert. Das Früheste davon ist eine Briefkarte von Richard Strauss an Herrn und Frau Robert Freund. (Marquartstein, 10.08.1899; CH-Zz, Ms. Z II 157.30.2) Vmtl. wurde Budapest als Ort der Feierlichkeiten gewählt, um Freunds Familie eine unkomplizierte Teilnahme zu ermöglichen. Die Wochen danach verbrachten Etelka und Irma gemeinsam mit den frisch Vermählten auf dem Kleinlaufenburger Schlössle und genossen eine „Zeit der […] Familienfreude“. (vgl. Busonis Brief vom 15.09.1899) Heute reisen meine Schwestern wieder
nach Berlin zurück u. so hoffe ich, dass
Etel die paar Wochen die Sie noch in Berlin
bleiben, benützen wird, um wenigstens die Bach’sche
Es dur Fuge u. die op. 106 mit Ihnen durchzuarbeiten. Zumindest der erste dieser beiden Wünsche ist wohl erfüllt worden. Etelka Freund spielte Präludium und Fuge in Es-Dur von Bach/Busoni bei ihrem ersten Solo-Klavier-Abend in Berlin am 24.01.1901 sowie im Rahmen weiterer Konzerte in den folgenden Jahren. (vgl. div. Programme ohne eigene Sign. im Archiv des Freund-Nachlasses in Zürich; CH-Zz, Ms. Z II 157.36) Beethovens Hammerklavier-Sonate taucht (zumindest in den überlieferten Programmen) nicht auf.
Bei dieser Gelegenheit erlauben Sie mir wieder
meiner Dankbarkeit erneuten Ausdruck zu
geben für aAlles was Sie verehrter Herr
für Etel thun.

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <note type="stamp" place="bottom-right" rend="rotate(-90)" resp="#dsb_st_red"> <stamp sameAs="#dsb_p1" rend="round border align(center) tiny">Deutsche <lb/>St<supplied reason="low-ink">aatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></supplied> </stamp> </note> <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <rs key="E0300434">meine Frau</rs> wollte sie ungedingt <rs key="E0500534">hier</rs> <lb/>haben. <note type="commentary" resp="#E0300361"> Grund für den Aufenthalt der <rs type="persons" key="E0300420 E0300432">Schwestern</rs> in <placeName key="E0500534">Kleinlaufenburg</placeName> dürfte <persName key="E0300208">Robert Freunds</persName> Hochzeit mit der <placeName key="E0500093">Amerikanerin</placeName> <persName key="E0300434">Mary Elizabeth Codman</persName> gewesen sein. <q><persName key="E0300208">Herr Freund</persName> schrieb mir <date when-iso="1899-07-20">gestern</date>, daß er sich in allernächster Zeit mit <persName key="E0300434">Mrs. Codman</persName> verehelichen werde, und zwar in <placeName key="E0500188">Budapest</placeName>. Das Paar wird vorläufig im Sommer seinen <rs key="E0500601">Wohnsitz</rs> in <placeName key="E0500534">Laufenburg</placeName> behalten und im nächsten Winter in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> wohnen […]</q>, teilte <persName key="E0300288">Friedrich Hegar</persName> knapp zwei Monate zuvor einer <rs key="E0300524">Freundin</rs> mit. (Brief <persName key="E0300288">Hegar</persName> an <persName key="E0300524">Henriette Bodmer-Pestalozzi</persName>; <placeName key="E0500283">Aarau</placeName>, <date when-iso="1899-07-21">21.07.1899</date>; in: <bibl><ref target="#E0800258"/>, S. 56</bibl>) Das genaue Hochzeitsdatum wurde nicht ermittelt, lässt sich aber anhand zwei weiterer Korrespondenzstücke auf einen Tag zwischen dem <date notBefore-iso="1899-07-31" notAfter-iso="1899-08-10">31.07.1899 und dem 10.08.1899</date> eingrenzen. Ein Brief von <persName key="E0300017">Busoni</persName> an <persName key="E0300420">Etelka Freund</persName> legt nahe, dass sie und ihre <persName key="E0300432">Schwester Irma</persName> am <date when-iso="1899-07-30">30.07.1899</date> noch in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> weilten, die Stadt aber wohl unmittelbar darauf verließen. (vgl. CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Im <placeName key="E0500132">Zürcher</placeName> Nachlass-Archiv sind zudem einige Glückwunschschreiben aus Anlass der Hochzeit überliefert. Das Früheste davon ist eine Briefkarte von <persName key="E0300022">Richard Strauss</persName> an <q><rs type="persons" key="E0300208 E0300434">Herrn und Frau Robert Freund</rs></q>. (<placeName key="E0500600">Marquartstein</placeName>, <date when-iso="1899-08-10">10.08.1899</date>; CH-Zz, Ms. Z II 157.30.2) Vmtl. wurde <placeName key="E0500188">Budapest</placeName> als Ort der Feierlichkeiten gewählt, um <persName key="E0300208">Freunds</persName> Familie eine unkomplizierte Teilnahme zu ermöglichen. Die Wochen danach verbrachten <persName key="E0300420">Etelka</persName> und <persName key="E0300432">Irma</persName> gemeinsam mit den <rs type="persons" key="E0300208 E0300434">frisch Vermählten</rs> auf dem <placeName key="E0500534">Kleinlaufenburger</placeName> <soCalled rend="dq-du"><rs key="E0500601">Schlössle</rs></soCalled> und genossen eine <q>Zeit der […] Familienfreude</q>. (vgl. <persName key="E0300017">Busonis</persName> Brief vom <date when-iso="1899-09-15">15.09.1899</date>) </note> <date when-iso="1899-09-17">Heute</date> reisen meine <rs type="persons" key="E0300420 E0300432">Schwestern</rs> wieder <lb/>nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> zurück <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> so hoffe ich, dass <lb/><persName key="E0300420">Etel</persName> die paar Wochen<reg>,</reg> die Sie noch in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> <lb/>bleiben, benützen wird, um wenigstens die <persName key="E0300012">Bach</persName>’sche <lb/><rs key="E0400377"><choice><orig>Es dur </orig><reg>Es-Dur-</reg></choice>Fuge</rs> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> die <rs key="E0400003"><idno type="op">op. 106</idno></rs> mit Ihnen durchzuarbeiten. <note type="commentary" resp="#E0300361"> Zumindest der erste dieser beiden Wünsche ist wohl erfüllt worden. <persName key="E0300420">Etelka Freund</persName> spielte <title key="E0400377">Präludium und Fuge in Es-Dur</title> von <persName key="E0300012">Bach</persName>/<persName key="E0300017">Busoni</persName> bei ihrem ersten Solo-Klavier-Abend in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> am <date when-iso="1901-01-24">24.01.1901</date> sowie im Rahmen weiterer Konzerte in den folgenden Jahren. (vgl. div. Programme ohne eigene Sign. im Archiv des <rs type="persons" key="E0300420 E0300208">Freund</rs>-Nachlasses in <placeName key="E0500132">Zürich</placeName>; CH-Zz, Ms. Z II 157.36) <persName key="E0300001">Beethovens</persName> <title key="E0400003">Hammerklavier-Sonate</title> taucht (zumindest in den überlieferten Programmen) nicht auf. </note> <lb/>Bei dieser Gelegenheit erlauben Sie mir wieder<reg>,</reg> <lb/>meiner Dankbarkeit erneuten Ausdruck zu <lb/>geben für <choice><orig><subst><del rend="overwritten">a</del><add place="across">A</add></subst></orig><reg>a</reg></choice>lles<reg>,</reg> was Sie<reg>,</reg> verehrter Herr<reg>,</reg> <lb/>für <persName key="E0300420">Etel</persName> t<orig>h</orig>un.</p> </div>
3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML

Von meiner Frau u. mir die herzlichsten
Grüsse an Frau Busoni u. Sie
u. ich bleibe in Freundschaft
u. Verehrung

Ihr aufrichtig ergebener
R. Freund
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <closer> <salute>Von <rs key="E0300434">meiner Frau</rs> <add xml:id="add_umir" place="above" rend="small"><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> mir</add><metamark function="insertion" target="#add_umir">⁄</metamark> die herzlichsten <lb/>Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e an <persName key="E0300059">Frau Busoni</persName> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Sie<reg>,</reg> <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> ich bleibe in Freundschaft <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Verehrung </salute> <signed rend="inline">Ihr aufrichtig ergebener <lb/><seg rend="align(right)"><persName key="E0300208">R. Freund</persName></seg> </signed> </closer> </div>
4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML
[Rückseite von Textseite 2]
[2]
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="objdesc" resp="#E0300361">[Rückseite von Textseite 2]</note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[2]</note> </div>

Dokument

buildStatus: in Korrekturphase XML Faksimile Download / Zitation

Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1696 | olim: Mus.ep. R. Freund 7 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 3 beschriebene Seiten
Kollation
Die vier Seiten des Bogens sind in der Reihenfolge 1, 4, 2 beschrieben; davon Seite 4 im Querformat.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Robert Freund, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Freund akzeptiert dankend Busonis Offerte, Widmungsträger seiner Bearbeitung zweier Bach-Toccaten zu sein; teilt Busonis Unmut in Bezug auf die Unterbrechung von Etelkas Klavierstudien; kündigt ihre sofortige Rückkehr nach Berlin an; dankt Busoni erneut für sein Engagement für Etelka.
Incipit
Ihre Absicht, mir eine Neubearbeitung der Bach’schen Toccaten

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
26. Februar 2019: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition