Ich war so glücklich mit Ihrem
Brief, endlich wieder Ihre Schrift,
Ihre Stimme.Transkription unsicher.
Alternative Lesart:
– Wie lange habe ich
sie entbehrt und wie sehnlich
möchte ich sie hören!
Heute haben wir den ersten Frühling’shauchTranskription unsicher.
verspürt und da habe ich Ihrer gedacht,
mit dem Wunsch, dass Sie südwärts,
in die Sonne gehen sollten. Vielleicht
könnten wir uns finden! Ich
Ich war so glücklich mit Ihrem
Brief, endlich wieder Ihre Schrift,
Ihre Stimme. Wie lange habe ich
sie entbehrt und wie sehnlich
möchte ich sie hören!
Heute haben wir den ersten Frühlingshauch
verspürt, und da habe ich Ihrer gedacht,
mit dem Wunsch, dass Sie südwärts,
in die Sonne gehen sollten. Vielleicht
könnten wir uns finden! Ich
hoffe Ende März über Florenz nach
Rom zu kommen. Wie wäre das
herrlich!Während Oppenheimer ihre Reise nach Italien in ihrem vorherigen Brief für Ende Februar oder März plante, spricht sie in ihrem Brief vom 2. April 1924 von Verzögerungen und deshalb erst in der folgenden Woche fortfahren und die Reise auf 4 Wochen begrenzen zu wollen.
Die „Ulrike“ habe ich gelesen und habe
mich schwer durchgewunden.Busoni äußerte im vorangegangenen Brief den Wunsch, dass OppenheimerWassermannsUlrike Woytich nicht lesen sollte. Objektiv
gesehen ist der Anfang, die Schilderung
der Person – die Art wie sie sich einnistet
mit viel Talent – gezeichnet und echt;Ulrike Woytich von Jakob Wassermann handelt von der gleichnamigen, die sich in eine vom Vater unterjochte Familie „einnistet“ und Kontrolle über diese erlangt. dann
aber bricht es ab und wird unwahrIm vorangegangenen Brief bemängelte Busoni den Wahrheitsgehalt von WassermannsUlrike Woytich, die auf den „Eingeweihten“ oder „unmittelbar Betheiligten“ peinlich wirke. Zuvor lobte Busoni in seinem Brief vom 6. Juli 1923 eine Verschmelzung von „Wahrheit und Dichtung“ bei Wassermann. Dieser war Busoni seit 1904 bekannt (Vgl. Stuckenschmidt 1967, S. 27), und gehörte insbesondere in der Zürcher Zeit zu Busonis engerem Kreis (Vgl. Stuckenschmidt 1967, S. 51).
und bringt gehäuft so viel Hässliches
und so viel Schmutz, dass man
sich nach dem Lesen baden möchte.
Ich freue mich, dass Saar Ihnen wieder
nahe kommt,Busoni betonte im vorangegangenen Brief seine Freude an Ferdinand von Saars Novellen im Kontrast zu WassermannsUlrike Woytich. er ist viel zu wenig
gekannt und anerkannt, es geht ihm
wie Stifter, von dem man auch lange
Jahre nichts mehr wusste und der
so kristallrein und wunderbar ist!
Von einem jungeren Freund, Dr. Max
Mell, hätten Sie gewiss auch Freude.
Kennen Sie seine Sachen? „Apostelspiel“„Osterfeier“, „Schutzengelspiel“ etc. Wenn
nicht, sende ich es Ihnen sehr gerne.Busoni bittet in seiner Antwort um die Zusendung und erwähnt in einer Postkarte vom 29. März 1924 den Erhalt von „drei Büchlein“, in dem versteigerten Teil seines Bibliotheksbestandes befindet sich jedoch kein Werk von Mell.
Ich hatte einen schweren Winter, keine
Sammlung etwas Gutes zu lesen,
es lastet vielerlei Sorgen auf mir, und
die Tragfähigkeit wird mit den Jahren
geringer. Fern von Wien schalte ich
vieles aus und freue mich Schönes
aufzunehmen!
Ich folge allem was Sie von Ihren
Jugendjahren sagen,Busoni reminiszierte im vorangegangenen Brief von Jugendjahren, in denen er als Siebzehnjähriger mit Ferdinand von Saar„Thür an Thür“ wohnte. hängen doch auch
für mich so viele Erinnerungen
an dieser Zeit. Hätte ich damals nur
den Augenblick zu erfassen verstanden,
aber – wie der immer Gesunde es nicht
zu werten weiß, so geht es der Jugend.
Trotzdem oder eben deshalb möchte ich
wieder frisch beginnen dürfen!
Sie, liebster Freund, aber haben
uns fortzusetzen und bereichern die
Welt durch Ihr Dasein, Ihr Schaffen.
Ich denke Ihrer so viel, muss Sie
in diesem Jahr sehen, das steht fest.
Mit heißen Wünschen für baldige,
vollste Genesung in unveränderlicher
Freundschaft, Ihre
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<lb/>in die Sonne gehen sollten. Vielleicht
<lb/>könnten wir uns finden! Ich
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
hoffe Ende März über Florenz nach
Rom zu kommen. Wie wäre das
herrlich!Während Oppenheimer ihre Reise nach Italien in ihrem vorherigen Brief für Ende Februar oder März plante, spricht sie in ihrem Brief vom 2. April 1924 von Verzögerungen und deshalb erst in der folgenden Woche fortfahren und die Reise auf 4 Wochen begrenzen zu wollen.
Die „Ulrike“ habe ich gelesen und habe
mich schwer durchgewunden.Busoni äußerte im vorangegangenen Brief den Wunsch, dass OppenheimerWassermannsUlrike Woytich nicht lesen sollte. Objektiv
gesehen ist der Anfang, die Schilderung
der Person – die Art wie ˅sie sich einnistet
mit viel Talent – gezeichnet und echt;Ulrike Woytich von Jakob Wassermann handelt von der gleichnamigen, die sich in eine vom Vater unterjochte Familie „einnistet“ und Kontrolle über diese erlangt. dann
aber bricht es ab und wird unwahrIm vorangegangenen Brief bemängelte Busoni den Wahrheitsgehalt von WassermannsUlrike Woytich, die auf den „Eingeweihten“ oder „unmittelbar Betheiligten“ peinlich wirke. Zuvor lobte Busoni in seinem Brief vom 6. Juli 1923 eine Verschmelzung von „Wahrheit und Dichtung“ bei Wassermann. Dieser war Busoni seit 1904 bekannt (Vgl. Stuckenschmidt 1967, S. 27), und gehörte insbesondere in der Zürcher Zeit zu Busonis engerem Kreis (Vgl. Stuckenschmidt 1967, S. 51). und bringt gehäuft so viel Hässliches
und so viel Schmutz, dass man
sich nach dem Lesen baden möchte.
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
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[2]
Ich freue mich, dass Saar Ihnen wieder
nahe kommt,Busoni betonte im vorangegangenen Brief seine Freude an Ferdinand von Saars Novellen im Kontrast zu WassermannsUlrike Woytich. er ist viel zu wenig
gekannt und anerkannt, es geht ihm
wie Stifter, von dem man auch lange
Jahre nichts mehr wusste und der
so kristallrein und wunderbar ist!
Von einem jungeren Freund, D.r Max
Mell, hätten Sie gewiss auch Freude.Transkription unsicher.
Alternative Lesart:
, Kennen Sie seine Sachen? Apostelspiel„ „Osterfeier“, [„]Schutzengelspiel“ etc. Wenn
nicht, sende ich es Ihnen sehr gerne.Busoni bittet in seiner Antwort um die Zusendung und erwähnt in einer Postkarte vom 29. März 1924 den Erhalt von „drei Büchlein“, in dem versteigerten Teil seines Bibliotheksbestandes befindet sich jedoch kein Werk von Mell.
Ich hatte einen schweren Winter, keine
Sammlung etwas Gutes zu lesen,
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
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es lastet vielerlei Sorgen auf mir und
die Tragfähigkeit wird mit den Jahren
geringer. Fern von Wien schalte ich
vieles aus und freue mich Schönes
aufzunehmen!
Ich folge allem was Sie von Ihren
Jugendjahren sagen,Busoni reminiszierte im vorangegangenen Brief von Jugendjahren, in denen er als Siebzehnjähriger mit Ferdinand von Saar„Thür an Thür“ wohnte. hängen doch auch
für mich so viele Erinnerungen
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5Faksimile
5Diplomatische Umschrift
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B II, 3458
[3]
Trotzdem oder eben deshalb möchte ich
wieder frisch beginnen dürfen!
Sie, liebster Freund, aber haben
uns fortzusetzen und bereichern die
Welt durch Ihr Dasein, Ihr Schaffen.
Ich denke soIhrer so viel, muss Sie
in diesem Jahre sehen, das steht fest
Mit heissen Wünschen für baldige,
vollste Genesung in unveränderlicher
Freundschaft, Ihre
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Sie, liebster Freund, aber haben
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3458 | olim:
Mus.ep. J. Oppenheimer 27
|
Oppenheimer möchte Busoni bei kommender Reise nach Italien treffen; diskutiert Literatur und Autoren; beklagt die verstrichene Jugend; möchte Busoni noch im laufenden Jahr sehen.
Brief von Jella Oppenheimer an Ferruccio Busoni (o. O., [Wien], 2. März 1924), bearbeitet von Leonard Roggan, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Mai 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102134 (30. Oktober 2023: in Korrekturphase)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Jella Oppenheimer an Ferruccio Busoni (o. O., [Wien], 2. März 1924)</title>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
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<foliation resp="#archive">Foliierung durch das Archiv, mit Bleistift oben rechts auf den Vorderseiten.</foliation>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="blue_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300819">Hand des Absenders Jella Oppenheimer, Brieftext in blauer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="sbb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="gerda.busoni" scope="minor" medium="pencil" scribe="relative" scribeRef="#E0300059" cert="high">Hand Gerda Busonis, die den Namen Oppenheimers mit Bleistift notiert hat</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/>
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<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">
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<del rend="strikethrough">Mus.ep. J. Oppenheimer 27 (Busoni-Nachl. B II)</del>
<add place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3458</add>
</subst>
</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[1]</note>
<opener>
<dateline rend="align(right)">
<lb/>den <date when-iso="1924-03-02">2.3.1924</date>
</dateline>
<salute rend="indent">Lieber, teuerer <rs key="E0300017">Freund</rs></salute>
</opener>
<p>
Ich war so glücklich mit <ref target="#D0102118">Ihrem
<lb/>Brief</ref>, endlich wieder Ihre Schrift,
<lb/>Ihre Stimme<choice><unclear cert="high">.</unclear><unclear cert="low"> –</unclear></choice> Wie lange habe ich
<lb/>sie entbehrt und wie sehnlich
<lb/>möchte ich sie hören!</p>
<p>
Heute haben wir den ersten <unclear cert="high">Frühling<orig>’</orig>shauch</unclear>
<lb/>verspürt<reg>,</reg> und da habe ich Ihrer gedacht,
<lb/>mit dem Wunsch, dass Sie südwärts,
<lb/>in die Sonne gehen sollten. Vielleicht
<lb/>könnten wir uns finden! Ich
<pb n="2"/>
hoffe Ende März über <placeName key="E0500086">Florenz</placeName> nach
<lb/><placeName key="E0500020">Rom</placeName> zu kommen. Wie wäre das
<lb/>herrlich!<note type="commentary" resp="#E0300826">Während <persName key="E0300819">Oppenheimer</persName> ihre Reise nach <placeName key="E0500013">Italien</placeName> in <ref target="#D0102133">ihrem vorherigen Brief</ref> für Ende <date when="1924-02">Februar</date> oder <date when="1924-02">März</date> plante, spricht sie in <ref target="#D0102135">ihrem Brief vom <date when-iso="1924-04-02">2. April 1924</date></ref> von Verzögerungen und deshalb erst in der folgenden Woche fortfahren und die Reise auf 4 Wochen begrenzen zu wollen.</note></p>
<p>
Die <title key="E0400664" rend="dq-du">Ulrike</title> habe ich gelesen und habe
<lb/>mich schwer durchgewunden.<note type="commentary" resp="#E0300826"><persName key="E0300017">Busoni</persName> äußerte im <ref target="#D0102118">vorangegangenen Brief</ref> den Wunsch, dass <persName key="E0300819">Oppenheimer</persName> <persName key="E0300404">Wassermanns</persName> <title key="E0400664">Ulrike Woytich</title> nicht lesen sollte.</note> Objektiv
<lb/>gesehen ist der Anfang, die Schilderung
<lb/>der Person – die Art wie <metamark function="insertion" target="#add_sie">˅</metamark><add xml:id="add_sie" place="above">sie</add> sich einnistet
<lb/>mit viel Talent – gezeichnet und echt;<note type="commentary" resp="#E0300826"><title key="E0400664">Ulrike Woytich</title> von <persName key="E0300404">Jakob Wassermann</persName> handelt von der gleichnamigen, die sich in eine vom Vater unterjochte Familie <q rend="dq-du" source="#D0102134" n="2">einnistet</q> und Kontrolle über diese erlangt.</note> dann
<lb/>aber bricht es ab und wird unwahr<note type="commentary" resp="#E0300826">Im <ref target="#D0102118">vorangegangenen Brief</ref> bemängelte <persName key="E0300017">Busoni</persName> den Wahrheitsgehalt von <persName key="E0300404">Wassermanns</persName> <title key="E0400664">Ulrike Woytich</title>, die auf den <q rend="dq-du" source="#D0102118" n="3">Eingeweihten</q> oder <q rend="dq-du" source="#D0102118" n="3">unmittelbar Betheiligten</q> peinlich wirke. Zuvor lobte <persName key="E0300017">Busoni</persName> in <ref target="#D0102117">seinem Brief vom <date when-iso="1923-07-06">6. Juli 1923</date></ref> eine Verschmelzung von <q rend="dq-du" source="#D0102117" n="5">Wahrheit und Dichtung</q> bei <persName key="E0300404">Wassermann</persName>. Dieser war <persName key="E0300017">Busoni</persName> seit <date when-iso="1904">1904</date> bekannt (<bibl>Vgl. <ref target="#E0800016"/>, S. 27</bibl>), und gehörte insbesondere in der Zürcher Zeit zu <persName key="E0300017">Busonis</persName> engerem Kreis (Vgl. <ref target="#E0800016"/>, S. 51).</note>
<lb/>und bringt gehäuft so viel Hässliches
<lb/>und so viel Schmutz, dass man
<lb/>sich nach dem Lesen baden möchte.</p>
<note type="stamp" place="bottom-right" resp="#sbb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
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</note>
<pb n="3"/>
<note type="foliation" place="top-right" rend="space-below" resp="#archive">[2]</note>
<p>
Ich freue mich, dass <persName key="E0300899">Saar</persName> Ihnen wieder
<lb/>nahe kommt,<note type="commentary" resp="#E0300826"><persName key="E0300017">Busoni</persName> betonte im <ref target="#D0102118">vorangegangenen Brief</ref> seine Freude an <persName key="E0300899">Ferdinand von Saars</persName> Novellen im Kontrast zu <persName key="E0300404">Wassermanns</persName> <title key="E0400664">Ulrike Woytich</title>.</note> er ist viel zu wenig
<lb/>gekannt und anerkannt, es geht ihm
<lb/>wie <persName key="E0300900">Stifter</persName>, von dem man auch lange
<lb/>Jahre nichts mehr wusste und der
<lb/>so kristallrein und wunderbar ist!
<lb/>Von einem jungeren Freund, <persName key="E0300901">D<choice><orig>.<seg rend="sup">r</seg></orig><reg>r.</reg></choice> Max
<lb/>Mell</persName>, hätten Sie gewiss auch Freude<choice><unclear cert="high">.</unclear><unclear cert="low">,</unclear></choice>
<lb/>Kennen Sie seine Sachen? <choice><orig><title key="E0400667">Apostelspiel</title><anchor subtype="quoteStart" type="delimiter" rend="dq-du"/></orig><reg><title key="E0400667" rend="dq-du">Apostelspiel</title></reg></choice>
<lb/><title key="E0400666" rend="dq-du">Osterfeier</title>, <title key="E0400668" rend="dq-du-co">Schutzengelspiel</title> etc. Wenn
<lb/>nicht, sende ich es Ihnen sehr gerne.<note type="commentary" resp="#E0300826"><persName key="E0300017">Busoni</persName> bittet in <ref target="#D0102119">seiner Antwort</ref> um die Zusendung und erwähnt in <ref target="#D0102120">einer Postkarte vom <date when="1924-03-29">29. März 1924</date></ref> den Erhalt von <q rend="dq-du" source="#D0102120" n="1">drei Büchlein</q>, in dem versteigerten Teil seines Bibliotheksbestandes befindet sich jedoch kein Werk von <persName key="E0300901">Mell</persName>.</note></p>
<p>
Ich hatte einen schweren Winter, keine
<lb/>Sammlung etwas Gutes zu lesen,
<lb/>
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<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
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<pb n="4"/>
es lastet vielerlei Sorgen auf mir<reg>,</reg> und
<lb/>die Tragfähigkeit wird mit den Jahren
<lb/>geringer. Fern von <placeName key="E0500002">Wien</placeName> schalte ich
<lb/>vieles aus und freue mich Schönes
<lb/>aufzunehmen!</p>
<p>
Ich folge allem was Sie von Ihren
<lb/>Jugendjahren sagen,<note type="commentary" resp="#E0300826"><persName key="E0300017">Busoni</persName> reminiszierte im <ref target="#D0102118">vorangegangenen Brief</ref> von Jugendjahren, in denen er als Siebzehnjähriger mit <persName key="E0300899">Ferdinand von Saar</persName> <q rend="dq-du" source="#D0102118" n="3">Thür an Thür</q> wohnte.</note> hängen doch auch
<lb/>für mich so viele Erinnerungen
<lb/>an dieser Zeit. Hätte ich damals nur
<lb/>den Augenblick zu erfassen verstanden,
<lb/>aber – wie der immer Gesunde es nicht
<lb/>zu werten wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>, so geht es der Jugend<reg>.</reg>
<pb n="5"/>
<note type="shelfmark" place="top-left" rend="indent" resp="#archive">B II, 3458</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[3]</note>
Trotzdem oder eben deshalb möchte ich
<lb/>wieder frisch beginnen dürfen!</p>
<p>
Sie, liebster Freund, aber haben
<lb/>uns fortzusetzen und bereichern die
<lb/>Welt durch Ihr Dasein, Ihr Schaffen.
<lb/>Ich denke <subst><del rend="overwritten">so</del><add place="across">Ihrer</add></subst> so viel, muss Sie
<lb/>in diesem Jahr<del rend="strikethrough">e</del> sehen, das steht fest<reg>.</reg></p>
<closer>
<salute rend="indent-first">
Mit hei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en Wünschen für baldige,
<lb/>vollste Genesung in unveränderlicher
<lb/><seg rend="indent">Freundschaft, Ihre</seg>
</salute>
<signed rend="align(right)">
<persName key="E0300819">Jella Oppenheimer</persName>
</signed>
</closer>
<postscript><p>Viel Liebes an <persName key="E0300059">Frau Gerda</persName>.</p></postscript>
<pb n="6"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300826">[Rückseite von Blatt 2 links]</note>
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<lb/>Staatsbibliothek
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<note type="objdesc" resp="#E0300826">[Rückseite von Blatt 2 rechts]</note>
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<lb/>Staatsbibliothek
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<note type="objdesc" resp="#E0300826">[Vorderseite von Blatt 2 links]</note>
<note type="annotation" place="top-center" resp="#gerda.busoni">
<seg rend="huge">Oppenheimer</seg>
<lb/><seg rend="align(center)">Jella</seg>
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