beim aufwachen fand ich heute
Ihren Brief vor – und draußen
war Sonnenschein. Beides ent-
behrte ich seidt langer Zeit
und ich begrüsste Beides freudig
und dankbar. Wir hatten einen
hartnäckigen Winter, und seit
zwei Monaten durfte ich
wieder nicht den Kopf aus
dem Fenster stecken. Meine
Sehnsucht geht auch nach
Italien; ich will Alles versuchen,
es bald wieder zu sehen. Ihr
Plan waere allerdings der
vorgezeichnete Weg: hoffen
wir, dass ich dem gewachsen
sei.Im Brief vom 02.03.1924 berichtet Oppenheimer
von ihren Plänen, Rom Ende März zu bereisen.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
beim aufwachen fand ich heute
Ihren Brief vor – und draußen
war Sonnenschein. Beides ent-behrte ich seit langer Zeit
und ich begrüßte beides freudig
und dankbar. Wir hatten einen
hartnäckigen Winter und seit
zwei Monaten durfte ich
wieder nicht den Kopf aus
dem Fenster stecken. Meine
Sehnsucht geht auch nach
Italien; ich will alles versuchen,
es bald wieder zu sehen. Ihr
Plan wäre allerdings der
vorgezeichnete Weg: hoffen
wir, dass ich dem gewachsen
sei.Im Brief vom 02.03.1924 berichtet Oppenheimer
von ihren Plänen, Rom Ende März zu bereisen.
Es ist mir nicht lieb,
dass Sie „Ulrike“ gelesen
haben.Im Brief vom 02.03.1924 berichtet Oppenheimer,
sich durch das Werk „durchgewunden“ zu haben.
Es gibt nichts
Jämmerlicheres, als das
Zurückschauen: selbst
in die angenehme Vergan-
genheit, geschweige denn
in die peinliche und hässliche!
Wassermann ist auf
seine „Objektivität“ stolz:
ihm ist es gleich, was er
erzählt, wenn er nur „erzählen“
kann. Es ist in der Kunst
ein richtiges Prinzip, an den
Ereignissen die man berichtet
(oben darstellt) unbeteiligt
zu bleiben; doch ist es dabei
eine koordinierte Bedingung,
dass der Leser oder Zuschauer
auch nur „empfange“ ohne
zu „erleben“.
Doch wenn eine Jella
mit einer Ulrike – selbst in
Fiktion, - zusammentrifft,
dann gewinnt das Erlebnis
über die Darstellung ein Über-gewicht: das künstlerische Genuss-moment muss zurücktreten,
um dem schmerzhaften
Mitgefühl zu weichen.
Ich bitte um den mir
noch unbekannten Dr. Max Mell,
den Sie mir gütig senden wollen.
Im Akzeptieren von Büchern
bin ich ohne Scham; ich
könnte darum betteln, ge-legentlich auch welche stehlen.
Gewiss, müsseen wir uns
„sehen“: Sollte im Herbst
mein Doktor Faust in Dresden
zu Darstellung kommen, so
rechnete ich nicht wenig auf
Ihre Anwesenheit!
Vorläufig ist noch ein Rest
des Werkes „im Geiste seines Schöpfers“,
vorausgesetzt, dass Geist bei diesem
sich vorfinde.Doktor Faust bleibt unvollendet,
da Busoni am
27.07.1924 verstirbt.
Das Werk wird von seinem Schüler
Philipp Jarnach posthum vervollständigt und am
21.05.1925 in
Dresden uraufgeführt.
Pillen und Tropfen und
Massage richten in diesem Falle
nicht das geringste aus;
ebenso wenig wie Bäder
und Sport. Leonardo (sagte
mir einmal D’Annunzio)
wäre ein Gerippe, das anstatt
des Kopfes eine Fackel trüge.
Ich meine, (anders gedeutet, als
D’Annunzio wollte) dass selbst
ein todtes Leib, oben noch
leuchten kann.
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3Diplomatische Umschrift
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BI, 907
[2]
Es ist mir nicht lieb,
dass Sie „Ulrike“ gelesen
haben.Im Brief vom 02.03.1924 berichtet Oppenheimer,
sich durch das Werk „durchgewunden“ zu haben.
Es gibt nichts
Jämmerlicheres, als das
Zurückschauen: selbst
in die angenehme Vergan-
genheit, geschweige denn
in die peinliche u. hässliche!
Wassermann ist auf
seine “objektivitaet” stolz:
ihm ist es gleich, was er
erzählt, wenn er nur “erzählen” kann. Es ist in der Kunst
ein richtiges Prinzip, an den
Ereignissen die man berichtet
(oben darstellt) unbetheiligt
zu bleiben; doch ist es dabei
eine Koordinierte Bedingung,
dass der Leser oder Zuschauer
auch nur “empfange” ohne
zu “erleben”.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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<lb/>Jämmerlicheres, als das
<lb/>Zurückschauen: selbst
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5Faksimile
5Diplomatische Umschrift
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BI, 907
[3]
Doch wenn eine Jella mit einer Ulrike – selbst in
Fiktion, - zusammentrifft,
dann gewinnt das Erlebnis
über die Darstellung i dasein Über-
gewicht: deras kunstlerische Genuss-
Moment muss zurücktreten,
um dem schmerzhaften
Mitgefühlt zu weichen.
Ich bitte um den mir
noch unbekannten Dr. Max Maell,
den Sie mir gütig senden wollen.
Im Akzeptieren von Büchern
bin ich ohne Scham; ich
Könnte darum betteln, ge-
legentlich auch welche stehlen.
Gewiss, müsseen wir uns
“sehen”: Sollte im Herbst
mein Doktor Faust in Dresden zu Darstellung Kommen, so
rechnete ich nicht wenig auf
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin Ihre Anwesenheit!
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6Diplomatische Umschrift
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7Faksimile
7Diplomatische Umschrift
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BI, 907
[2]
Vorläufig ist noch ein Rest
des Werkes „im geiste seines Schöpfers“,
vorausgesetzt dass Geist bei ddiesem
sich vorfinde.Doktor Faust bleibt unvollendet,
da Busoni am
27.07.1924 verstirbt.
Das Werk wird von seinem Schüler
Philipp Jarnach posthum vervollständigt und am
21.05.1925 in
Dresden uraufgeführt.
Pillen u. Tropfen und
Massage richten in diesem Falle
nicht das geringste aus;
ebenso wenig wie Massagen Bäder
und Sport. Leonardo (sagte
mir einmal „“D’Annunzio)
waere ein Gerippe, das anstatt
des Kopfes eine Fackel trüge.
Ich meine (anders gedeutet, als
D’Annunzio wollte) dass selbst
ein todtes Leib, oben noch
leuchten kann.~
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Pillen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Tropfen und
<lb/>Massage richten in diesem Falle
<lb/>nicht das geringste aus;
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<lb/>und Sport. Leonardo (sagte
<lb/>mir einmal <del rend="strikethrough"><mentioned rend="dq-du-straight-oo"/></del><persName key="E0300713">D’Annunzio</persName>)
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<salute rend="indent">Einen schönen Frühling</salute>
<salute>auf der Erde und im Gemüt<choice><orig>h</orig></choice>e</salute>
<salute>(im Herzen ist es ja bei Ihnen </salute>
<salute>ständig) wünscht Ihnen</salute>
<salute>w<choice><sic>ae</sic><corr>ä</corr></choice>rmstens Ihr Sie verehrender</salute>
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8Faksimile
8Diplomatische Umschrift
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[Rückseite von Textseite 4]
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 907+907a+907b | olim:
Mus.ep. F. Busoni 760+760a.b
|
Busoni bringt seinen Wunsch nach
Italien reisen zu wollen zum Ausdruck;
bittet um Zusendung der Werke von Max Mell;
hofft auf ein Wiedersehen mit Oppenheimer bei der
Aufführung seines noch unvollendeten Werks Doktor Faust
in Dresden.
Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (o.O., [Berlin], 5. März 1924), bearbeitet von Lea Langosch, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Mai 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102119 (21. Januar 2023: in Korrekturphase)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (o.O., [Berlin], 5. März 1924)</title>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
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<collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection>
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<!--ggf. auch vom Archiv eingetragenes Datum (sonst löschen):-->
<docDate resp="#archive" sameAs="#arch_date"><!--<date when-iso="1912" cert="unknown"/>[1912?]--></docDate>
<incipit><!-- Incipit einfügen --></incipit>
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<condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote><!-- oder in anderer Farbe? oder in deutscher Kurrentschrift? -->
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="sbb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/>
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<div type="transcription">
<pb n="1"/>
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">
<subst>
<del rend="strikethrough">Mus. ep. F. Busoni 760 (Busoni Nachl. BI)</del>
<add place="below">Mus. Nachl. F. Busoni B I, 907</add>
</subst>
</note>
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">[1]</note>
<opener rend="align(left)">
<salute>Liebe Frau <persName key="E0300819">Jella</persName>,</salute>
<salute>verehrte Freundin,</salute>
</opener>
<p>
<lb/>beim aufwachen fand ich heute
<lb/>Ihren Brief vor – und draußen
<lb/>war Sonnenschein. Beides ent-
<lb break="no"/>behrte ich sei<del rend="overwritten">d</del><add rend="across">t</add> langer Zeit
<lb/>und <add place="above">ich</add> begrü<choice><sic>ss</sic><corr>ß</corr></choice>te <choice><sic>B</sic><corr>b</corr></choice>eides freudig
<lb/>und dankbar. Wir hatten einen
<lb/>hartnäckigen Winter<choice><orig>,</orig></choice> und seit
<lb/>zwei Monaten durfte ich
<lb/>wieder nicht den Kopf aus
<lb/>dem Fenster stecken. Meine
<lb/>Sehnsucht geht auch nach
<lb/><placeName key="E0500013">Italien</placeName>; ich will <choice><sic>A</sic><corr>a</corr></choice>lles versuchen,
<lb/>es bald wieder zu sehen. Ihr
<lb/>Plan w<choice><sic>ae</sic><corr>ä</corr></choice>re allerdings der
<lb/>vorgezeichnete Weg: hoffen
<lb/>wir, dass ich dem gewachsen
<lb/>sei.
<note type="commentary" resp="#E0300836">
<ref target="#D0102134">Im Brief vom <date when-iso="1924-03-02">02.03.1924</date></ref> berichtet <persName key="E0300819">Oppenheimer</persName>
von ihren Plänen, <placeName key="E0500020">Rom</placeName> Ende <date>März</date> zu bereisen.
</note>
<note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
</p>
<pb n="2"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 1]</note>
<pb n="3"/>
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">BI, 907</note>
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">[2]</note>
<p rend="indent-first">Es ist mir nicht lieb,
<lb/>dass Sie <title key="E0400664"><mentioned rend="dq-du">Ulrike</mentioned></title> gelesen
<lb/>haben.
<note type="commentary" resp="#E0300836">
<ref target="#D0102134">Im Brief vom <date when-iso="1924-03-02">02.03.1924</date></ref> berichtet <persName key="E0300819">Oppenheimer</persName>,
sich durch das Werk <q>durchgewunden</q> zu haben.
</note>
Es gibt nichts
<lb/>Jämmerlicheres, als das
<lb/>Zurückschauen: selbst
<lb/>in die angenehme Vergan-
<lb/>genheit, geschweige denn
<lb/>in die peinliche <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> hässliche!
<lb/><persName key="E0300404">Wassermann</persName> ist auf
<lb/>seine <soCalled rend="dq-uu"><choice><sic>objektivitaet</sic><corr>Objektivität</corr></choice></soCalled> stolz:
<lb/>ihm ist es gleich, <hi rend="underline">was</hi> er
<lb/>erzählt, wenn er nur <soCalled rend="dq-uu">erzählen</soCalled>
<lb/>kann. Es ist in der Kunst
<lb/>ein richtiges Prinzip, an den
<lb/>Ereignissen die man berichtet
<lb/>(oben darstellt) unbet<choice><orig>h</orig></choice>eiligt
<lb/>zu bleiben; doch ist es dabei
<lb/>eine <choice><sic>K</sic><corr>k</corr></choice>oordinierte Bedingung,
<lb/>dass der Leser oder Zuschauer
<lb/>auch nur <soCalled rend="dq-uu">empfange</soCalled> ohne
<lb/>zu <soCalled rend="dq-uu">erleben</soCalled>.
<note type="stamp" place="margin-right" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
</p>
<pb n="4"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 2]</note>
<pb n="5"/>
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">BI, 907</note>
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">[3]</note>
<p rend="indent-first">Doch wenn eine <persName key="E0300819">Jella</persName>
<lb/>mit einer Ulrike – selbst in
<lb/>Fiktion, - zusammentrifft,
<lb/>dann gewinnt das Erlebnis
<lb/>über die Darstellung <del rend="strikethrough">i das</del><add place="above">ein</add> Über-
<lb break="no"/>gewicht: d<subst><del rend="overwritten">er</del><add place="across">as</add></subst> k<choice><sic>u</sic><corr>ü</corr></choice>nstlerische Genuss-
<lb break="no"/><choice><sic>M</sic><corr>m</corr></choice>oment muss zurücktreten,
<lb/>um dem schmerzhaften
<lb/>Mitgefühl<del rend="strikethrough">t</del> zu weichen.
</p>
<p rend="indent-first">Ich bitte um den mir
<lb/>noch unbekannten Dr. <persName key="E0300901">Max M<del rend="transformed">a</del><add place="across">e</add>ll</persName>,
<lb/>den Sie mir gütig senden wollen.
<lb/>Im Akzeptieren von Büchern
<lb/>bin ich ohne Scham; ich
<lb/><choice><sic>K</sic><corr>k</corr></choice>önnte darum betteln, ge-
<lb break="no"/>legentlich auch welche stehlen.
</p>
<p rend="indent-first">Gewiss, müsseen wir uns
<lb/><soCalled rend="dq-uu">sehen</soCalled>: Sollte im Herbst
<lb/>mein <title key="E0400218"><hi rend="underline">Doktor Faust</hi></title> in <placeName key="E0500052">Dresden</placeName>
<lb/>zu Darstellung <choice><sic>K</sic><corr>k</corr></choice>ommen, so
<lb/>rechnete ich nicht wenig auf
<note type="stamp" place="right" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<lb/>Ihre Anwesenheit!
</p>
<pb n="6"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 3]</note>
<pb n="7"/>
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">BI, 907</note>
<note type="foliation" resp="#archive" place="top-right">[2]</note>
<p>
<lb/>Vorläufig ist noch ein Rest
<lb/>des Werkes <soCalled rend="dq-du">im <choice><sic>g</sic><corr>G</corr></choice>eiste seines Schöpfers</soCalled>,
<lb/>vorausgesetzt<choice><reg>,</reg></choice> dass Geist bei <del rend="strikethrough">d</del>diesem
<lb/>sich vorfinde.
<note type="commentary" resp="#E0300836">
<title key="E0400218">Doktor Faust</title> bleibt unvollendet,
da <persName key="E0300017">Busoni</persName> am
<date when-iso="1924-07-24">27.07.1924</date> verstirbt.
Das <title key="E0400218">Werk</title> wird von seinem Schüler
<persName key="E0300376">Philipp Jarnach</persName> posthum vervollständigt und am
<date when-iso="1925-05-21">21.05.1925</date> in
<placeName key="E0500052">Dresden</placeName> uraufgeführt.
</note>
Pillen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Tropfen und
<lb/>Massage richten in diesem Falle
<lb/>nicht das geringste aus;
<lb/>ebenso wenig wie <del rend="strikethrough">Massagen</del> Bäder
<lb/>und Sport. Leonardo (sagte
<lb/>mir einmal <del rend="strikethrough"><mentioned rend="dq-du-straight-oo"/></del><persName key="E0300713">D’Annunzio</persName>)
<lb/>w<choice><sic>ae</sic><corr>ä</corr></choice>re ein Gerippe, das anstatt
<lb/>des Kopfes eine Fackel trüge.
<lb/>Ich meine<choice><reg>,</reg></choice> (anders gedeutet, als
<lb/><persName key="E0300713">D’Annunzio</persName> wollte) dass selbst
<lb/>ein todtes Leib, oben noch
<lb/>leuchten kann.<orig>~</orig>
</p>
<closer>
<salute rend="indent">Einen schönen Frühling</salute>
<salute>auf der Erde und im Gemüt<choice><orig>h</orig></choice>e</salute>
<salute>(im Herzen ist es ja bei Ihnen </salute>
<salute>ständig) wünscht Ihnen</salute>
<salute>w<choice><sic>ae</sic><corr>ä</corr></choice>rmstens Ihr Sie verehrender</salute>
<note type="stamp" place="right" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<signed><persName key="E0300017">Ferruccio B</persName></signed>
<dateline> <date when-iso="1924-03-05">5 März 1924</date></dateline>
</closer>
<pb n="8"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300836">[Rückseite von Textseite 4]</note>
</div>
</body>
</text>
</TEI>