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Mus.ep. R. Freund 7 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1696
[1]
Kleinlaufenburg 17/9 [ca. 1899]
Die zeitliche Einordnung durch das Archiv in das Jahr 1899 ist korrekt. Vorliegender Brief ist die direkte Antwort auf ein
autograph datiertes Schreiben Busonis vom 15.09.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157 a.1.7)
Grossh. Baden
Libeber Herr Busoni!
Ihre Absicht mir eine Neubearbei_ tung der Bach’schen Toccaten (Orgel
oder Clavier-Toccaten?) zu dediciren,
erfüllt mich mit Stolz u. Freude.
Im vorherigen Brief vom 15.09.1899 hatte Busoni gefragt,
ob er Freund als „kleine[n] Beweis“ seiner „aufrichtigen Gefühle“
seine Klavier-Bearbeitungen der Bach-Toccaten in C-Dur
(BWV 564) und d-Moll (BWV 565) widmen dürfte.
Nehmen Sie meinen wärmsten Dank
für diese Auszeichnung u. glauben
Sie, dass ich sie zu würdigen
weiss. –
Mit der Unterbrechung der Studien
Etel’s war ich gar nicht einverstan_ den:
Etelka Freund war durch die Vermittlung ihres Bruders Robert seit
April oder Mai 1898 Schülerin von Busoni, der in ihr
sofort „ein ungewöhnliches Talent für das Clavierspiel“ erkannte. (vgl. alle Briefe ab Beginn dieser Edition, insbes. Busonis
Schreiben vom 22.05.1898) Diese erste Studienphase dauerte bis November 1898. (vgl.
Busonis Brief vom 23.11.1898) Der Unterricht
fand im darauffolgenden Jahr seine Fortsetzung, vmtl. ab Frühsommer bis zu besagter „Unterbrechung der Studien“ Ende
Juli 1899. Der Zeitpunkt ergibt sich aus einem Brief des nunmehr zum „Freund […] u. Bewunderer“ avancierten
Busoni an Etelka vom 30.07.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1)
Wie dem vorliegenden Brief von Freund zu entnehmen ist, folgten der Unterbrechung wohl noch einige Wochen Unterricht in
Berlin ab Mitte September 1899. Im Sommer 1900 nahm
Etelka an Busonis erstem Meisterkurs in Weimar teil –
für Näheres dazu vgl. Anm. in Busonis Brief vom 12.09.1900 –
und bereitete im Anschluss daran in Berlin noch ihr Debut als Konzertpianistin im Januar 1901
gemeinsam mit ihm vor. (für mehr Informationen zum Debut vgl. Anm. in Busonis Brief
vom 26.10.1900) Danach verlor sich der persönliche Kontakt weitgehend. Auch in der Korrespondenz zwischen
Freund und Busoni spielt Etelka nur noch
am Rande eine Rolle. Dennoch blieb man sich zeitlebens herzlich verbunden. Nach Busonis Tod entwickelte sich eine Art
Brieffreundschaft zwischen Etelka und Busonis Frau Gerda bis zu
ihrem Tod im Jahr 1956. (vgl. Briefwechsel CH-Zz, Ms. Z II 157 a.3)
Ddoch ce que femme veut etc.
ce que femme veut [frz.]: das ist, was Frau will
Deutsche
St[aatsbibliothek
Berlin]
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Kleinlaufenburg, 17. September
Die zeitliche Einordnung durch das Archiv in das Jahr 1899 ist korrekt. Vorliegender Brief ist die direkte Antwort auf ein
autograph datiertes Schreiben Busonis vom 15.09.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157 a.1.7)
Großherzogtum Baden
Lieber Herr Busoni!
Ihre Absicht, mir eine Neubearbeitung der Bach’schen Toccaten (Orgel-
oder Klavier-Toccaten?) zu dedizieren,
erfüllt mich mit Stolz und Freude.
Im vorherigen Brief vom 15.09.1899 hatte Busoni gefragt,
ob er Freund als „kleine[n] Beweis“ seiner „aufrichtigen Gefühle“
seine Klavier-Bearbeitungen der Bach-Toccaten in C-Dur
(BWV 564) und d-Moll (BWV 565) widmen dürfte.
Nehmen Sie meinen wärmsten Dank
für diese Auszeichnung und glauben
Sie, dass ich sie zu würdigen
weiß. –
Mit der Unterbrechung der Studien
Etels war ich gar nicht einverstanden,
Etelka Freund war durch die Vermittlung ihres Bruders Robert seit
April oder Mai 1898 Schülerin von Busoni, der in ihr
sofort „ein ungewöhnliches Talent für das Clavierspiel“ erkannte. (vgl. alle Briefe ab Beginn dieser Edition, insbes. Busonis
Schreiben vom 22.05.1898) Diese erste Studienphase dauerte bis November 1898. (vgl.
Busonis Brief vom 23.11.1898) Der Unterricht
fand im darauffolgenden Jahr seine Fortsetzung, vmtl. ab Frühsommer bis zu besagter „Unterbrechung der Studien“ Ende
Juli 1899. Der Zeitpunkt ergibt sich aus einem Brief des nunmehr zum „Freund […] u. Bewunderer“ avancierten
Busoni an Etelka vom 30.07.1899. (CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1)
Wie dem vorliegenden Brief von Freund zu entnehmen ist, folgten der Unterbrechung wohl noch einige Wochen Unterricht in
Berlin ab Mitte September 1899. Im Sommer 1900 nahm
Etelka an Busonis erstem Meisterkurs in Weimar teil –
für Näheres dazu vgl. Anm. in Busonis Brief vom 12.09.1900 –
und bereitete im Anschluss daran in Berlin noch ihr Debut als Konzertpianistin im Januar 1901
gemeinsam mit ihm vor. (für mehr Informationen zum Debut vgl. Anm. in Busonis Brief
vom 26.10.1900) Danach verlor sich der persönliche Kontakt weitgehend. Auch in der Korrespondenz zwischen
Freund und Busoni spielt Etelka nur noch
am Rande eine Rolle. Dennoch blieb man sich zeitlebens herzlich verbunden. Nach Busonis Tod entwickelte sich eine Art
Brieffreundschaft zwischen Etelka und Busonis Frau Gerda bis zu
ihrem Tod im Jahr 1956. (vgl. Briefwechsel CH-Zz, Ms. Z II 157 a.3)
doch ce que femme veut etc.
ce que femme veut [frz.]: das ist, was Frau will
und meine Frau wollte sie ungedingt hier
haben.
Grund für den Aufenthalt der Schwestern in Kleinlaufenburg dürfte
Robert Freunds Hochzeit mit der Amerikanerin
Mary Elizabeth Codman gewesen sein. „Herr Freund schrieb mir
gestern, daß er sich in allernächster Zeit mit Mrs. Codman verehelichen werde,
und zwar in Budapest. Das Paar wird vorläufig im Sommer seinen Wohnsitz in
Laufenburg behalten und im nächsten Winter in Berlin wohnen […]“, teilte
Friedrich Hegar knapp zwei Monate zuvor einer Freundin mit. (Brief Hegar
an Henriette Bodmer-Pestalozzi; Aarau, 21.07.1899;
in: Müller 1987, S. 56) Das genaue Hochzeitsdatum wurde nicht ermittelt, lässt sich aber anhand zwei weiterer
Korrespondenzstücke auf einen Tag zwischen dem 31.07.1899 und dem 10.08.1899 eingrenzen. Ein
Brief von Busoni an Etelka Freund legt nahe, dass sie und ihre
Schwester Irma am 30.07.1899 noch in Berlin weilten,
die Stadt aber wohl unmittelbar darauf verließen. (vgl. CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Im Zürcher Nachlass-Archiv sind zudem
einige Glückwunschschreiben aus Anlass der Hochzeit überliefert. Das Früheste davon ist eine Briefkarte von Richard Strauss
an „Herrn und Frau Robert Freund“. (Marquartstein,
10.08.1899; CH-Zz, Ms. Z II 157.30.2) Vmtl. wurde Budapest als Ort der Feierlichkeiten
gewählt, um Freunds Familie eine unkomplizierte Teilnahme zu ermöglichen. Die Wochen danach verbrachten
Etelka und Irma gemeinsam mit den frisch Vermählten
auf dem Kleinlaufenburger „Schlössle“ und genossen eine
„Zeit der […] Familienfreude“. (vgl. Busonis Brief vom 15.09.1899)
Heute reisen meine Schwestern wieder
nach Berlin zurück und so hoffe ich, dass
Etel die paar Wochen, die Sie noch in Berlin
bleiben, benützen wird, um wenigstens die Bach’sche
Es-Dur-Fuge und die op. 106 mit Ihnen durchzuarbeiten.
Zumindest der erste dieser beiden Wünsche ist wohl erfüllt worden. Etelka Freund spielte
Präludium und Fuge in Es-Dur von Bach/Busoni bei
ihrem ersten Solo-Klavier-Abend in Berlin am 24.01.1901 sowie im Rahmen weiterer
Konzerte in den folgenden Jahren. (vgl. div. Programme ohne eigene Sign. im Archiv des Freund-Nachlasses in
Zürich; CH-Zz, Ms. Z II 157.36) Beethovens Hammerklavier-Sonate
taucht (zumindest in den überlieferten Programmen) nicht auf.
Bei dieser Gelegenheit erlauben Sie mir wieder,
meiner Dankbarkeit erneuten Ausdruck zu
geben für alles, was Sie, verehrter Herr,
für Etel tun.
|
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Die zeitliche Einordnung durch das Archiv in das Jahr <date when-iso="1899">1899</date> ist korrekt. Vorliegender Brief ist die direkte Antwort auf ein
autograph datiertes Schreiben <persName key="E0300017">Busonis</persName> vom <date when-iso="1899-09-15">15.09.1899</date>. (CH-Zz, Ms. Z II 157 a.1.7)
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<p>Ihre Absicht<reg>,</reg> mir eine <rs key="E0400410">Neubearbei
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<lb/>erfüllt mich mit Stolz <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Freude.
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Im vorherigen Brief vom <date when-iso="1899-09-15">15.09.1899</date> hatte <persName key="E0300017">Busoni</persName> gefragt,
ob er <persName key="E0300208">Freund</persName> als <q>kleine[n] Beweis</q> seiner <q>aufrichtigen Gefühle</q>
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<p type="pre-split">Mit der Unterbrechung der Studien
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sofort <q>ein ungewöhnliches Talent für das Clavierspiel</q> erkannte. (vgl. alle Briefe ab Beginn dieser Edition, insbes. <persName key="E0300017">Busonis</persName>
Schreiben vom <date when-iso="1898-05-22">22.05.1898</date>) Diese erste Studienphase dauerte bis <date when-iso="1898-11">November 1898</date>. (vgl.
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fand im <date when-iso="1899">darauffolgenden Jahr</date> seine Fortsetzung, vmtl. ab Frühsommer bis zu besagter <q>Unterbrechung der Studien</q> Ende
<date when-iso="1899-07">Juli 1899</date>. Der Zeitpunkt ergibt sich aus einem Brief des nunmehr zum <q>Freund […] u. Bewunderer</q> avancierten
<persName key="E0300017">Busoni</persName> an <persName key="E0300420">Etelka</persName> vom <date when-iso="1899-07-30">30.07.1899</date>. (CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1)
Wie dem vorliegenden Brief von <persName key="E0300208">Freund</persName> zu entnehmen ist, folgten der Unterbrechung wohl noch einige Wochen Unterricht in
<placeName key="E0500029">Berlin</placeName> ab <date from-iso="1899-09-17">Mitte September 1899</date>. Im Sommer <date when-iso="1900">1900</date> nahm
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vom <date when-iso="1900-10-26">26.10.1900</date></ref>) Danach verlor sich der persönliche Kontakt weitgehend. Auch in der Korrespondenz zwischen
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2Facsimile
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2Diplomatic transcription
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2XML
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Deutsche
St[aatsbibliothek
Berlin]
u. meine Frau wollte sie ungedingt hier
haben.
Grund für den Aufenthalt der Schwestern in Kleinlaufenburg dürfte
Robert Freunds Hochzeit mit der Amerikanerin
Mary Elizabeth Codman gewesen sein. „Herr Freund schrieb mir
gestern, daß er sich in allernächster Zeit mit Mrs. Codman verehelichen werde,
und zwar in Budapest. Das Paar wird vorläufig im Sommer seinen Wohnsitz in
Laufenburg behalten und im nächsten Winter in Berlin wohnen […]“, teilte
Friedrich Hegar knapp zwei Monate zuvor einer Freundin mit. (Brief Hegar
an Henriette Bodmer-Pestalozzi; Aarau, 21.07.1899;
in: Müller 1987, S. 56) Das genaue Hochzeitsdatum wurde nicht ermittelt, lässt sich aber anhand zwei weiterer
Korrespondenzstücke auf einen Tag zwischen dem 31.07.1899 und dem 10.08.1899 eingrenzen. Ein
Brief von Busoni an Etelka Freund legt nahe, dass sie und ihre
Schwester Irma am 30.07.1899 noch in Berlin weilten,
die Stadt aber wohl unmittelbar darauf verließen. (vgl. CH-Zz, Ms. Z II 157a.2.1) Im Zürcher Nachlass-Archiv sind zudem
einige Glückwunschschreiben aus Anlass der Hochzeit überliefert. Das Früheste davon ist eine Briefkarte von Richard Strauss
an „Herrn und Frau Robert Freund“. (Marquartstein,
10.08.1899; CH-Zz, Ms. Z II 157.30.2) Vmtl. wurde Budapest als Ort der Feierlichkeiten
gewählt, um Freunds Familie eine unkomplizierte Teilnahme zu ermöglichen. Die Wochen danach verbrachten
Etelka und Irma gemeinsam mit den frisch Vermählten
auf dem Kleinlaufenburger „Schlössle“ und genossen eine
„Zeit der […] Familienfreude“. (vgl. Busonis Brief vom 15.09.1899)
Heute reisen meine Schwestern wieder
nach Berlin zurück u. so hoffe ich, dass
Etel die paar Wochen die Sie noch in Berlin
bleiben, benützen wird, um wenigstens die Bach’sche
Es dur Fuge u. die op. 106 mit Ihnen durchzuarbeiten.
Zumindest der erste dieser beiden Wünsche ist wohl erfüllt worden. Etelka Freund spielte
Präludium und Fuge in Es-Dur von Bach/Busoni bei
ihrem ersten Solo-Klavier-Abend in Berlin am 24.01.1901 sowie im Rahmen weiterer
Konzerte in den folgenden Jahren. (vgl. div. Programme ohne eigene Sign. im Archiv des Freund-Nachlasses in
Zürich; CH-Zz, Ms. Z II 157.36) Beethovens Hammerklavier-Sonate
taucht (zumindest in den überlieferten Programmen) nicht auf.
Bei dieser Gelegenheit erlauben Sie mir wieder
meiner Dankbarkeit erneuten Ausdruck zu
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3Diplomatic transcription
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<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> ich bleibe in Freundschaft
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Verehrung
</salute>
<signed rend="inline">Ihr aufrichtig ergebener
<lb/><seg rend="align(right)"><persName key="E0300208">R. Freund</persName></seg>
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