Ferruccio Busoni an Arnold Schönberg arrow_backarrow_forward

Berlin · 18. Juli 1910

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* The * Library * of * Congress *
18. Juli
1910

Geehrtester. Ich
werde Ihr ?=Stück Theurich 1977 (185), Theurich 1979 (183) und Beaumont 1987 (406): „2. Stück“ bzw. „2nd piece“.
noch einmal durch-
nehmen u. Ihren
Wünschen entgegen-
kommen. Ich respek-
tiere Sie gewiss.

Nein, ich bin nicht
böse; über Ihre Rand-
=bemerkungen Schönberg hat in der Reinschrift von Busonis Konzertmäßiger Interpretation des Klavierstücks op. 11 Nr. 2 mehr als zehn Stellen mit Bemerkungen versehen. In den meisten Fällen hat Busoni die entsprechenden Stellen tatsächlich noch einmal verändert. mußte
ich vor Lachen eine
Thränehne Theurich 1977 (185) und Theurich 1979 (183): „Thräne“. zerdrücken und
mich dazu schnäuzen!

18. Juli 1910

Geehrtester.

Ich werde Ihr ?-Stück noch einmal durchnehmen und Ihren Wünschen entgegenkommen. Ich respektiere Sie gewiss.

Nein, ich bin nicht böse; über Ihre Randbemerkungen Schönberg hat in der Reinschrift von Busonis Konzertmäßiger Interpretation des Klavierstücks op. 11 Nr. 2 mehr als zehn Stellen mit Bemerkungen versehen. In den meisten Fällen hat Busoni die entsprechenden Stellen tatsächlich noch einmal verändert. musste ich vor Lachen eine Träne zerdrücken und mich dazu schnäuzen!

Bitte merken Sie sich’s doch, dass ich Ihr Stück so verstehe, wie Sie es geschrieben haben, und dass es mir – weil es mir nahesteht – darum zu tun war, es anderen verstehen zu machen.

Ihre Ausdrucksweise ist neu, nicht aber Ihr Klaviersatz, der ist nur ärmer. Vgl. bereits den Brief vom 20. August 1909, in dem Busoni gegen Schönbergs Klaviersatz einwendet, er sei „ein unnützer Verzicht auf schon Errungenes“. Ich glaube, dass Sie z. B. das Orchester ganz anders in der Hand haben.

Das Original ist noch nicht gekommen. Warten wir also noch ein wenig. – Die Idee mit der besonderen (getrennten) Veröffentlichung ist richtiger. Erst Anfang September 1910 stand endgültig fest, dass Busonis Konzertmäßige Interpretation von Opus 11 Nr. 2 separat und ohne ein Vorwort Schönbergs bei der Universal-Edition erscheinen sollte. – In dem Absatz 4 Ihres Vorwortes heißt es: „ich habe nichts dagegen, dass wenn einem eine Stelle nicht klar ist …“ Das liest sich so: dem Bearbeiter waren einige Stellen nicht klar … Das ist dem Publikum gegenüber unmöglich. Brieflich können Sie es mir meinetwegen schreiben, obwohl ich es – wie gesagt – nicht verdient zu haben glaubte. Ich sende Ihnen meine letzte Arbeit.

Ihr freundlichst grüßender

F. Busoni

                                                                
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Bei Theurich 1977 (185), Theurich 1979 (183) und Beaumont 1987 (406) stehen die Seiten 2 und 3 fälschlich in vertauschter Reihenfolge. Bitte merken Sie sich’s
doch, dass ich Ihr Stück
so verstehe wie Sie es
geschrieben haben und
dass es mir – weil
es mir nahe steht –
darum zu thun war
es Anderen verstehen zu
machen.

Ihre Ausdrucksweise
ist neu, nicht aber Ihr
Klaviersatz, Theurich 1977 (185) und Theurich 1979 (183): „Claviersatz“. der ist nur
ärmer. Vgl. bereits den Brief vom 20. August 1909, in dem Busoni gegen Schönbergs Klaviersatz einwendet, er sei „ein unnützer Verzicht auf schon Errungenes“. Ich glaube,
dass Sie z. B. das Orchester
ganz Theurich 1977 (185): „gans“. anders in der
Hand haben.

                                                                
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Bei Theurich 1977 (185), Theurich 1979 (183) und Beaumont 1987 (406) stehen die Seiten 2 und 3 fälschlich in vertauschter Reihenfolge. Das Original ist noch nicht
gekommen. Warten wir also
noch ein wenig. – Theurich 1977 (185), Theurich 1979 (183) und Beaumont 1987 (406): ohne Gedankenstrich. Die
Idee mit der besonderen
(getrennten) Veröffentlichung
ist richtiger. Erst Anfang September 1910 stand endgültig fest, dass Busonis Konzertmäßige Interpretation von Opus 11 Nr. 2 separat und ohne ein Vorwort Schönbergs bei der Universal-Edition erscheinen sollte. – In dem
Absatz 4. Theurich 1977 (185), Theurich 1979 (183) und Beaumont 1987 (406): ohne Punkt. Ihres Theurich 1977 (185): „ihres“. Vorwortes
heisst es: ich habe nichts
dagegen, dass wenn einem
eine Stelle nicht klar ist …
Theurich 1977 (185), Theurich 1979 (183) und Beaumont 1987 (406): „ist“ bzw. „is“ ebenfalls hervorgehoben; ibid. (406) dito für: „if […] somebody“.

                                                                
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Das liest sich so: dem
Bearbeiter waren Theurich 1977 (185) und Theurich 1979 (183) fälschlich: „wären“. einige
Stellen nicht klar ...... Theurich 1977 (185) und Theurich 1979 (183): mit nur vier Punkten, Beaumont 1987 (407): mit drei Punkten; ibid.: letzte Textpassage in einfachen Anführungszeichen.
Das ist dem Publikum
gegenüber
Theurich 1977 (185) „gegen über“; ibid. und Theurich 1979 (183): Hervorhebung für dieses Wort unberücksichtigt. unmöglich.
Brieflich können Sie es mir
meinetwegen schreiben, obwohl
ich es – wie gesagt – nicht
verdient zu haben glaubte.
Ich sende Ihnen meine
letzte Arbeit
. Ihr freundlichst grüßender

F Theurich 1977 (185) und Theurich 1979 (184): „FBusoni“ ohne Leerzeichen. Busoni

                                                                
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Überlieferung
USA | Washington, D. C. | The Library of Congress | Music Division | Arnold Schoenberg Collection |

Nachweis Arnold-Schönberg-Center, Wien

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Kollation
Zunächst die Recto-Seiten im Hochformat beschrieben, sodann die Verso-Seiten im Querformat; Lesereihenfolge der Bogen-Seiten demnach: 1, 3, 2, 4.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte).
Bildquelle
The Library of Congress: 1234

Zusammenfassung
Busoni sagt erneute Durchsicht seiner Bearbeitung von Schönbergs Klavierstück op. 11 Nr. 2 zu; wiederholt seine Kritik an dessen Klaviersatz sowie an einer Passage aus Schönbergs Vorwort-Entwurf; begrüßt separate Publikation der Bearbeitung; übersendet seine Fantasia contrappuntistica.
Incipit
Ich werde Ihr ?-Stück noch einmal durchnehmen

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
30. November 2019: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Theurich 1977, S. 185 Theurich 1979, S. 183 f. (Brief), S. 97–100 (Kommentar) Beaumont 1987, S. 406 f.