Ferruccio Busoni an Heinrich Schenker arrow_backarrow_forward

Berlin · frühestens 7. November 1899

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Verehrter Freund.

In aller Eile – zwischen Reise
u Reise Um welche Reisen es sich handelt, konnte nicht eindeutig ermittelt werden. Nachweisen lassen sich für November 1899 ein Aufenthalt in Wien (12. November, vgl. Brief Busonis an Vianna da Motta, Busoni / Vianna da Motta / Wassermann Beirão 2004, S. 21) sowie eine am 20. November begonnene Konzertreise nach England (vgl. Busonis Briefe von November 1899 an seine Frau, Busoni/Weindel 2015, S. 180 f.). – sei Ihnen für die Übersen-
dung der famosen, originellen,
stimmungsvollen, sezessionistischen
Syrischen (?) Taenze gedankt,
welche mir wirklichen Genuss
bereiten.
Offenkundig handelt es sich um Busonis Antwort auf den Brief Schenkers vom 6. November 1899, wie auch aus der Wortwahl im Folgenden hervorgeht. Da Schenker über das durch den Verlag gewählte Titelbild schreibt, dürfte Busoni bereits eines der Druckexemplare der Syrischen Tänze erhalten haben, die Schenker nach Drucklegung an mehrere Pianisten verschickt hatte (vgl. Eintrag Ian Bents über die Syrischen Tänze auf Schenker Documents Online).

Unrecht ist es von Ihnen –
verzeihen Sie eine wohlgemeinte
Hofmeisterei – vieles als Praeludium

Verehrter Freund.

In aller Eile – zwischen Reise und Reise Um welche Reisen es sich handelt, konnte nicht eindeutig ermittelt werden. Nachweisen lassen sich für November 1899 ein Aufenthalt in Wien (12. November, vgl. Brief Busonis an Vianna da Motta, Busoni / Vianna da Motta / Wassermann Beirão 2004, S. 21) sowie eine am 20. November begonnene Konzertreise nach England (vgl. Busonis Briefe von November 1899 an seine Frau, Busoni/Weindel 2015, S. 180 f.). – sei Ihnen für die Übersendung der famosen, originellen, stimmungsvollen, sezessionistischen Syrischen (?) Tänze gedankt, welche mir wirklichen Genuss bereiten. Offenkundig handelt es sich um Busonis Antwort auf den Brief Schenkers vom 6. November 1899, wie auch aus der Wortwahl im Folgenden hervorgeht. Da Schenker über das durch den Verlag gewählte Titelbild schreibt, dürfte Busoni bereits eines der Druckexemplare der Syrischen Tänze erhalten haben, die Schenker nach Drucklegung an mehrere Pianisten verschickt hatte (vgl. Eintrag Ian Bents über die Syrischen Tänze auf Schenker Documents Online).

Unrecht ist es von Ihnen – verzeihen Sie eine wohlgemeinte Hofmeisterei – vieles als Präludium zu Späterem aufzufassen, da alles, was in der Gegenwart geschieht, Hauptsache ist und da nur aus dieser Auffassung die rechte Benutzung der Gegenwart hervorgeht. So lehren meine Erfahrungen. Im Anfange wartet man auf besondere Ereignisse in der Vorstellung, dass diese sich durch besondere Kennzeichen ankündigen werden. Später sieht man nur das sich Ereignete als Ereignis an.

Mehr davon schriftlich oder mündlich in Berlin!!

Herzlichen Gruß.

Ihr F. Busoni

                                                                
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Alles was in der Gegenwart geschieht
Hauptsache ist, und da nur vonaus
der Verwerthungdieser Auffassung,
die rechte Benutzung der Gegenwart
hervorgeht. So lehren meine Erfahrungen.
Im Anfange wartet man auf
besondere Ereignisse in der Vorstellung
dass siediese sich durch besondere Kennzeichen
ankündigen werden. Spaeter sieht [man] nur das
sich Ereignete als Ereigniss an.

Mehr davon schriftlich oder mündlich.
in Berlin!! Herzlichen Gruss. Ihr F Busoni

                                                                
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Überlieferung
Vereinigte Staaten von Amerika | Riverside | University of California, Special Collections and Archives | Oswald Jonas memorial collection | Box 9, Folder 27
Zustand
Die Briefkarte ist gut erhalten.
Umfang
1 Briefkarte, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Beide Seiten sind im Querformet beschrieben worden.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Wahrscheinlich Hand Heinrich Schenkers; Markierungen mit lila Buntstift.

Zusammenfassung
Busoni hat von Schenker die Syrischen Tänze erhalten; reflektiert den Ereignis-Charakter in Gegenwart und Rückschau.
Incipit
In aller Eile – zwischen Reise und Reise

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler Theresa Menard Maximilian Furthmüller
bearbeitet von
Stand
29. Dezember 2018: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Federhofer 1985, S. 81 f.