Heinrich Schenker an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Wien · zwischen 29. August und 23. Oktober 1898

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[1898][1]
Mus.Nachl. F. Busoni B II,
4426

Lieber, guter Freund,

In paar Tagen hoffe ich Ihnen
endlich die Fantasie gedruckt
einsenden zu können: Br & H.
haben 2 Abzüge mir geschickt,
die ich corrigirt bereits zurück-
geschickt habe. Von Breitkopf & Härtel an Schenker ist keine die Korrekturfahnen der Fantasie betreffende Korrespondenz erhalten (Briefe von Breitkopf & Härtel an Schenker, US-RIVu, OJ 9/20). Ich wünsche,
dass das Werk auch noch heute
den selben günstigen Eindruck
auf Sie mache, wie […] höchstens 2 Zeichen: durchgestrichen. vor Jahr
u. Tag! Busoni hatte Schenker bei der Konzeption der Fantasie op. 2 beraten (vgl. u. a. Brief von Mai 1897) und bei der Vermittlung eines Verlegers geholfen (vgl. u. a. Brief vom 5. Mai 1898). Zum Dank widmete ihm Schenker das Werk (vgl. Brief vom 6. Mai 1898).

Nun bin ich wieder in der Lage, einen
angenehmen Erfolg Ihnen mit-
theilen zu können. Denken Sie,
N. Simrock hat ohne jede
Empfehlung harmlose „Ländler“

Mus.ep. H. Schenker 14
(Busoni-Nachl. B II)

Lieber, guter Freund,

in paar Tagen hoffe ich Ihnen endlich die Fantasie gedruckt einsenden zu können: Breitkopf & Härtel haben zwei Abzüge mir geschickt, die ich korrigiert bereits zurückgeschickt habe. Von Breitkopf & Härtel an Schenker ist keine die Korrekturfahnen der Fantasie betreffende Korrespondenz erhalten (Briefe von Breitkopf & Härtel an Schenker, US-RIVu, OJ 9/20). Ich wünsche, dass das Werk auch noch heute denselben günstigen Eindruck auf Sie mache wie vor Jahr und Tag! Busoni hatte Schenker bei der Konzeption der Fantasie op. 2 beraten (vgl. u. a. Brief von Mai 1897) und bei der Vermittlung eines Verlegers geholfen (vgl. u. a. Brief vom 5. Mai 1898). Zum Dank widmete ihm Schenker das Werk (vgl. Brief vom 6. Mai 1898).

Nun bin ich wieder in der Lage, einen angenehmen Erfolg Ihnen mitteilen zu können. Denken Sie, N. Simrock hat ohne jede Empfehlung harmlose „Ländler“ von mir akzeptiert (Honorar: – sechs Freiexemplare!), die also demnächst erscheinen werden. Die Ländler erschienen im April 1899 (N. N. 1899h, S. 155), etwa acht Monate nach Zusage der Inverlagnahme (Brief von Simrock an Schenker vom 29. August 1898, US-RIVu, OJ 14/24). Ich sandte das lustige Opus aufs Geratewohl hinaus, und siehe da, Herr Simrock hat es wirklich behalten. Wegen Honorars lasse ich die Verleger noch in Ruhe, am Ende gäben sie mir meine Noten zurück?

Da das Glück mir so hold, versuche ich, Sie um etwas zu bitten. Könnten Sie mir nicht ein paar empfehlende Zeilen in Bezug auf die beiliegenden kleinen A-cappella-Chöre Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei um die Gesänge für gemischten Chor op. 7, welche Breitkopf & Härtel zuvor abgelehnt hatten (Brief von Breitkopf & Härtel an Schenker vom 20. Juli 1898, US-RIVu, OJ 9/20). an Herrn Siegfried Ochs […] mindestens 1 Wort: Papier fehlt. Mitbürger in Berlin, einsenden? Siegfried Ochs leitete in Berlin den Philharmonischen Chor (Oechsle 2004, Sp. 1278). Hier in Wien will ich nicht einmal versuchen, die kleinen Chöre Herrn v. Perger anzubieten. Der Grund ist: anormale Indolenz Hier im Sinne von: „Gleichgültigkeit“, „Desinteresse“. des Dirigenten. Richard v. Perger war zu dieser Zeit Konzertdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde Wien und besaß somit einigen Einfluss (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. XXV). Über Schenkers persönliches Verhältnis zu Perger ist nichts bekannt. Ich sende Ihnen die Chöre, damit Sie sehen, ob Sie die Empfehlung mit gutem Gewissen mir geben können. Wenn ja, wäre ich für die Anknüpfung sehr dankbar, denn wie Sie’s leicht denken werden, bereite ich größere Chorwerke vor. Um welche „größeren Chorwerke“ es sich handelt bzw. ob diese überhaupt entstanden, ist unklar. Auszüge aus den Gesängen für gemischten Chor kamen erst 1903 in Wien zur Aufführung (McKay Ayotte 2004, S. 273), Teile der Drei Gesänge für Frauenstimmen a cappella erst 1904 (Heuberger/Fromme 1905, S. 57). Darüber hinaus sind weder Fragmente noch abgeschlossene Chorwerke größerer Dimension in diesem Zeitraum nachzuweisen (vgl. McKay Ayotte 2004, S. 16 ff.). […] unknown : Papier fehlt. en, dass Sie mit Herrn Ochs noch freundschaftlicher sind, als ich annehme. Über das Verhältnis Busonis zu Siegfried Ochs liegen keine detaillierten Informationen vor; eine Korrespondenz der beiden, Schenkers Gesänge für gemischten Chor betreffend, ist nicht erhalten. Jedoch hat sich Ochs mit dem Werk in einem Brief direkt an Schenker auseinandergesetzt, ohne eine Aufführung in Aussicht zu stellen (Brief vom 15. Dezember 1898, US-RIVu, OJ 13/7), und später noch einmal die Aufführung von Chorwerken abgelehnt (Brief vom 20. Dezember 1903, US-RIVu, OJ 13/7). Wollten Sie für diesen Fall, um sich die Mühe des Schreibens, Packens und Einsendens zu ersparen, die Partitur mit ein paar Worten an Herrn Ochs schicken, wäre ich womöglich dankbarer und darüber beruhigt, dass Sie im Verkehr mit mir alles so beobachten, wie es Ihnen am besten passt. Freilich gilt das nur für den Fall, dass Sie die Chöre befriedigen! Wenn nicht, dann also – zurück nach Wien! Eine entsprechende Antwort Busonis liegt nicht vor; auch werden die Gesänge für gemischten Chor im weiteren Verlauf der Korrespondenz nicht mehr erwähnt.

Auf Wiedersehen! Beste Grüße und Handkuss an Ihre hochgeschätzte Frau Gemahlin

Ihr getreuer

H. Schenker

Wien, III Richardgasse 11
                                                                
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von mir acceptirt (Honorar:
– 6 Freiexemplare!), die also
demnächst erscheinen werden. Die Ländler erschienen im April 1899 (N. N. 1899h, S. 155), etwa acht Monate nach Zusage der Inverlagnahme (Brief von Simrock an Schenker vom 29. August 1898, US-RIVu, OJ 14/24).
Ich sandte das lustige opus
aufs Gerathewohl hinaus u. siehe
da, H. Simrock hat es wirklich
behalten. Wegen Honorars
lasse ich die Verleger noch in
Ruhe, am Ende gäben sie mir
meine Noten zurück?

Da das Glück mir so hold, ver-
suche ich Sie um etwas zu
bitten. Kön̅ten Sie mir nicht
ein paar empfehlende Zeilen
in Bezug auf die beiliegenden
kleinen a capella Chöre Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei um die Gesänge für gemischten Chor op. 7, welche Breitkopf & Härtel zuvor abgelehnt hatten (Brief von Breitkopf & Härtel an Schenker vom 20. Juli 1898, US-RIVu, OJ 9/20). an

                                                                
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[2] H. Siegfr[ied Ochs] […] mindestens 1 Wort: Papier fehlt.
Mitbürger in Berlin, einsen-
den? Siegfried Ochs leitete in Berlin den Philharmonischen Chor (Oechsle 2004, Sp. 1278). Hier in Wien will ich
nicht einmal versuchen, di[e]
kleinen Chöre H. v. Perger anzu-
bieten. Der Grund ist: anormale
Indolenz Hier im Sinne von: „Gleichgültigkeit“, „Desinteresse“. des Dirigenten. Richard v. Perger war zu dieser Zeit Konzertdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde Wien und besaß somit einigen Einfluss (Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. XXV). Über Schenkers persönliches Verhältnis zu Perger ist nichts bekannt. Ich
sende Ihnen die Chöre, damit Sie
sehen, ob Sie die Empfehlung
mit gutem Gewissen mir
geben können. Wenn ja, wäre
ich für die Anknüpfung
sehr dankbar, denn wie
Sie’s leicht denken werden, bereite
ich grössere Chorwerke vor. Um welche „größeren Chorwerke“ es sich handelt bzw. ob diese überhaupt entstanden, ist unklar. Auszüge aus den Gesängen für gemischten Chor kamen erst 1903 in Wien zur Aufführung (McKay Ayotte 2004, S. 273), Teile der Drei Gesänge für Frauenstimmen a cappella erst 1904 (Heuberger/Fromme 1905, S. 57). Darüber hinaus sind weder Fragmente noch abgeschlossene Chorwerke größerer Dimension in diesem Zeitraum nachzuweisen (vgl. McKay Ayotte 2004, S. 16 ff.). Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Nachlaß Busoni

                                                                
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4Diplomatische Umschrift
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[…] unknown : Papier fehlt. en, dass
Sie mit H. Ochs noch freund-
schaftlicher sind, als ich annehme. Über das Verhältnis Busonis zu Siegfried Ochs liegen keine detaillierten Informationen vor; eine Korrespondenz der beiden, Schenkers Gesänge für gemischten Chor betreffend, ist nicht erhalten. Jedoch hat sich Ochs mit dem Werk in einem Brief direkt an Schenker auseinandergesetzt, ohne eine Aufführung in Aussicht zu stellen (Brief vom 15. Dezember 1898, US-RIVu, OJ 13/7), und später noch einmal die Aufführung von Chorwerken abgelehnt (Brief vom 20. Dezember 1903, US-RIVu, OJ 13/7).
Wollten Sie für diesen Fall, um
sich die Mühe des Schreibens,
Packens u. Einsendens zu erspa-
ren, die Partitur mit ein paar
Worten an H. Ochs schicken, wäre
ich womöglich dankbarer u. darüber
beruhigt, dass Sie im Verkehr
mit mir alles so beobachten, wie
es Ihnen am besten passt. Freilich
gilt das nur für den Fall, dass
Sie die Chöre befriedigen! Wenn
nicht, […] höchstens 1 Zeichen: überschrieben. dann also – zurück nach Wien! Eine entsprechende Antwort Busonis liegt nicht vor; auch werden die Gesänge für gemischten Chor im weiteren Verlauf der Korrespondenz nicht mehr erwähnt.

Auf Wiedersehen!
Beste Grüsse u. Handkuss
an Ihre hochgesch. Frau Gemalin

Ihr getreuer

H. Schenker

Wien, III Richardgasse 1̇1̇
                                                                
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doneStatus: zur Freigabe vorgeschlagen XML Faksimile Download / Zitation

Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4426 | olim: Mus.ep. H. Schenker 14 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist oben, vmtl. infolge Aufriss, unvollständig. Aufgrund des Papierverlustes sind vmtl. sowohl die Datumsangabe als auch jeweils die erste Zeile der Seiten 2, 3 und 4 in Teilen verloren.
Umfang
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Heinrich Schenker, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Hand des Archivars, der die Foliierung mit Bleistift vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die ursprüngliche Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Bleistift vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die erneute Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Bleistift vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der eine Datierung mit Bleistift vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat.
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Schenker kündigt die Druckfassung der „Fantasie“ an; meldet die Inverlagnahme seiner „Ländler“ durch N. Simrock; bittet Busoni um Vermittlung von Chorwerken an Siegfried Ochs.
Incipit
In paar Tagen hoffe ich Ihnen endlich die Fantasie gedruckt einsenden zu können:

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler Theresa Menard Maximilian Furthmüller
bearbeitet von
Stand
29. Dezember 2018: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Bent/Bretherton/Drabkin 2014, S. 23